SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
zu rühren habe. Da der Offizier von der Mikrophonanlage weggetreten war, konnten nur die Kadetten ganz vorne in der Formation den genauen Wortlaut verstehen. Dann ging der Kommandant der Akademie zum Pult.
„Meine Damen und Herren, liebe Gäste, ich darf Sie alle hier auf dem Platz der Hegemonie begrüßen und möchte Ihnen danken, dass Sie trotz der Vorkommnisse der letzten Wochen Zeit gefunden haben, der Vereidigung der neuen Angehörigen unserer Streitkräfte beizuwohnen und Sie in unserer Familie willkommen zu heißen.
Kadetten, als ich vor beinahe sechzig Jahren hier stand, als junger Kadett, erschien uns allen damals der Dienst in den Streitkräften der Hegemonie als der Garant für Sicherheit und Fortschritt. In den letzten Jahrzehnten mussten wir allerdings feststellen, dass die Ziele der Hegemonie, ihre Werte und Ideale immer wieder verteidigt werden mussten: Gegen Kriminelle, verbrecherische Regierungen und machtbesessene Despoten.
Ich will Sie nicht mit Geschichten längst vergangener Zeiten langweilen. Doch befindet sich die Hegemonie an einem Wendepunkt. Immer mehr verfällt die alte Ordnung. Die Grand Charta der Hegemonie wird schon lange nicht mehr überall anerkannt und befolgt. Sie – und damit meine ich jeden einzelnen von Ihnen – werden in Zukunft dafür Sorge tragen, dass die Freiheit der Völker gewahrt wird. Dass Frieden herrscht und jeder die gleichen Rechte genießt – überall im besiedelten Raum und darüber hinaus.
Der Weg dahin ist für Sie noch weit. In den nächsten zehn Jahren werden Sie eingehend ausgebildet und getestet werden. Das dient zum einen dazu, Ihre persönlichen Potentiale und Fähigkeiten herauszubilden und zu fördern, und zum anderen, Sie auf Verwendungen in den Streitkräften vorzubereiten, für die Sie auch geeignet sind. Zum Besten der TDF.
All das ist nicht umsonst. Nichts im Leben der Menschen, was auch nur den geringsten Wert hat, ist umsonst. Für alles von Wertmüssen wir früher oder später einmal bezahlen. Die Rechnung wird vielleicht nicht heute präsentiert, und auch nicht morgen, aber irgendwann einmal wird von Ihnen verlangt, sie einzulösen. Um Sie für diesen Tag bereitzumachen, sind wir hier für Sie da. Wir werden Sie mit dem Rüstzeug versehen, das Ihnen erlaubt, die Rechnung entgegenzunehmen und zubezahlen.
Dass dies nicht immer billig ist, hat erst vor ein paar Wochen die Besatzung unserer Fregatte Flash erfahren müssen. Das Schiff ging mit der gesamten Besatzung aus unerklärlichen Gründen über Robinson verloren. Ein terroristischer Akt ist mittlerweile nicht mehr auszuschließen. Über dreihundert Männer und Frauen haben eine Rechnung beglichen, die uns allen galt. Eine Rechnung an uns alle für das Recht, in Freiheit und Frieden zu leben!“
Leonidas traute seinen Ohren nicht. Terroristen hatten eine Fregatte der TDSF zerstört. Wie um Himmels Willen konnten Menschen so etwas tun? Und warum? Was hatten sie davon?
„Nun, Ladies und Gentlemen, die Flash und ihr Opfer wird nicht vergessen werden. Unsere toten Kameraden nicht ungesühnt. Wir werden die Täter finden. Vielleicht nicht heute – oder morgen. Und wenn wir sie nicht sofort finden, dann werden Sie, die Sie hier zur Vereidigung vor mir angetreten stehen, dereinst diese Verpflichtung erfüllen!
Deshalb frage ich Sie. Sind Sie willens, aus freien Stücken im Angesicht der Vertreter der Hegemonie aus Senat, Streitkräften und den Bündniswelten Ihren feierlichen Eid zu leisten?“
Schultern strafften sich, und wie vorher mit den Hörsaalführern geübt schallte es aus Tausenden Kehle: „AYE AYE, SIR!“
Die Zuschauer auf der Tribüne waren bei der Ankündigung des Kommandanten aufgestanden. Die vor der Tribüne aufmarschierte Ehrenformation aus je einer Kompanie Marines, Navy-, Polizei- und Armeeangehörigen präsentierte auf Kommando die Waffen. Ein Offizier im Hintergrund gab das Kommando: „Kadetten, stillgestanden!“
„Sprechen Sie mir nach“, begann der Akademiekommandant. „Ich schwöre!“
„ICH SCHWÖRE“, kam es mehrtausendfach zurück.
„Der Terranischen Hegemonie treu zu dienen! – Den Befehlen des Terranischen Großsenats und meiner Vorgesetzten zu gehorchen! – Die Bestimmungen der Grand Charta der Terranischen Hegemonie! – Und das Recht der Völker zu achten! – Den Frieden zu bewahren! – Und die Terranische Hegemonie gegen alle Feinde tapfer zu verteidigen!“
Eine religiöse Eidesformel war seit Bestehen der Hegemonie unüblich
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