SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
Schatz.“
„Aber wir sind hier doch glücklich, Max!“
„Schon. Aber die Zeiten ändern sich. Vielleicht schneller, als wir glauben. Der Militärattaché machte so ein paar Andeutungen, als wenn unsere alte Heimat bald alle Soldaten gebrauchen könnte.“
„Und, was hast du gesagt?“
„Dass unsere Kinder noch die Schule besuchen, mein Jüngster auf der Akademie ist und meine Beine immer noch nicht nachgewachsen sind.“
Tessa schüttelte den Kopf. „Max, deine Verwundung kann keinen darüber hinwegtäuschen, dass du niemals aufgehört hast, Soldat zu sein. Weder damals im Lazarett, wo wir uns kennen lernten, noch heute. Wir beide wissen, dass du irgendwann wieder die Uniform anziehen wirst. Spätestens wenn die Kinder aus dem Haus sind.“
„Aber bis dahin werde ich meine Uniform im Schrank behalten. Außerdem sehe ich keine Notwendigkeit, eine Uniform gegen eine andere zu tauschen, Tess.“
Tessa schaute ihn an, wie er mit seinem Glas alesianischen Cognacs dasaß und in das Feuer schaute. Ihr war klar, dass er nie wieder für die TDF ins Feld ziehen würde. Und ebenso deutlich sah sie, dass er Soldat war. Früher schon, jetzt immer noch und auch in Zukunft. Daran bestand für sie keinerlei Zweifel. Wenn ihr Mann wieder dazu bereit war, würde er wieder Soldat werden. Nur nie wieder bei der TDF. Das war ihr klar. Dazu war die Kluft zu groß. Dafür war zu viel passiert, was nicht rückgängig gemacht werden konnte.
Doch was war, wenn sich die Zeiten wirklich änderten und die mächtigen Nationalstaaten sich noch weiter von der Hegemonie lösten, wie es schon jetzt zu beobachten war? Was wäre, wenn sich eines Tages ihr Sohn Leonidas und ihr Mann gegenüberstehen würden – auf verschiedenen Seiten?
Sie sah Maximilian an, dass auch er daran denken musste. Auf dem Kaminsims stand das Bild von Leonidas, das er ihnen erst vor ein paar Wochen geschickt hatte und ihn in seiner neuen Uniform mit „seinen Streifen“ zeigte. Immer wieder blieb der Blick ihres Mannes an dem Bild hängen. Ihr war klar, dass er seine Gedanken ihr gegenüber nicht in Worte fassen würde, doch sah sie, wie es in ihm rumorte. Seit 1200 Jahren eilten die Falkenbergs zu den Fahnen, wenn die Heimat ins Horn stieß und zum Sammeln blies. Seit zig Generationen marschierten, kämpften und starben Falkenbergs in fast allen Kriegen der Menschheit. Maximilian ging zur TDF, um seiner Heimat zu dienen, die seit acht Generationen nicht mehr Terra war, wie sein Vater und dessen Vater auch schon. Wie seine gesamte Familie väterlicherseits!
Doch Tessa Falkenberg, Surgeon Lieutenant (Schwestern-Korps der TDSF) der Reserve, war klar, dass ihr Mann in allererster Linie, genau wie sie auch, Römer war.
16
Römische Republik, im Orbit von Rom, an Bord des Zerstörers RSS DD17 Marius, 01.02.2468, 13:31 Uhr LPT, 03:27 GST
Der Zerstörer Marius war der erste der Zerstörerneubauten, der voll einsatzfähig war. Die drei anderen Schiffe der ersten Division der dritten römischen Zerstörerflottille waren noch in der Ausrüstung beziehungsweise in der Schiffsausbildung und erst in zwei Monaten einsatzbereit. Damit lagen sie ungefähr einen Monat hinter dem Zeitplan zurück, dachte Julius Maximilianus, der auf dem Kommandantensessel saß und auf dem Hauptbildschirm die Sicht voraus mit Blick auf eine der vier orbitalen Verteidigungsstationen der Bastion-Klasse Roms, der Aurelianus, genoss. Das war einer der Momente, die er immer in vollen Zügen genoss. Manchmal fragte er sich, ob er nicht doch besser eine militärische Laufbahn eingeschlagen hätte, wie sein jüngerer Cousin Marcus. Doch dann fiel ihm immer wieder rechtzeitig ein, dass er in einem solchen Fall kaum in der Lage gewesen wäre, mit achtunddreißig Jahren der Flotte Roms Befehle geben zu können. Vielleicht wäre er in der Situation gewesen, hier und heute als Tribun das Kommando über den Zerstörer der Pilum-Klasse, der ersten römischen Eigenkonstruktion, innezuhaben – doch niemals über die gesamte Flotte. Oder gar die Führung der Republik!
Er stand auf und drehte sich zu dem Kommandanten der Marius, Tribun Marcus Gaius Maximilianus, seinem Cousin, um. „Sieht so aus, Marcus, dass du hier ein schönes Schiff kommandierst. Ich hoffe, du weißt damit etwas anzufangen, was der Familientradition Ehre macht.“
„Sei unbesorgt, Konsul. Gib uns einen Auftrag und die Marius wird ihn erfüllen“, sagte Marcus mit der Zuversicht in der Stimme, die von der eigenen Leistungsfähigkeit
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