SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
gleichbedeutend mit Ärger für die beiden war. Wie aufs Stichwort tauchte Cäsar auf und stellte sofort klar: „Mom, ich hab ihr noch zugerufen, dass sie die Stiefel ausziehen soll. Aber du siehst ja! Sie hat wieder mal nicht gehört!“
„Können wir jetzt essen, Mom?“, fragte Athena erneut. Tessa schaute beide abwechselnd an und sagte: „Erst werden die Hände gewaschen. In der Zwischenzeit versuche ich, eure Spuren zu beseitigen, bevor euer Vater ins Haus kommt. Dann, wenn euer Vater ebenfalls Zeit zum Händewaschen hatte, erst dann gibt es Abendbrot. Auf geht‘s! – Stopp, Athena! Du ziehst sofort die Stiefel aus und bringst sie vor die Tür.“ Schmollend setzte sich die Kleine auf die Treppe, zog ihre Stiefel aus und brachte sie vorsichtig zur Tür, während ihr Bruder nach oben rannte, um sich zu waschen.
Tessa wollte gerade die Dreckspuren beseitigen, als die Wohnungstür aufging und ihr Mann, Maximilian Falkenberg, hereinkam, ihr schnell einen Kuss auf die Wange gab, ein „Hallo Schatz“ murmelte und gleich Richtung Arbeitszimmer verschwand.
‚Toll’, dachte Tessa. Kaum ist er da, und schon verschwindet er wieder im Arbeitszimmer. Zumindest ist er so abgelenkt, dass er die Schlammspuren auf dem Teppich nicht gesehen hat. Sonst wäre jetzt schon wieder Theater gewesen und die Kinder hätten „zum Appell antreten“ dürfen. Tessa seufzte, beseitigte zusammen mit dem Hausdroiden den Dreck und ging ins Esszimmer, um noch die Gläser aus dem Schrank zu holen. Kaum damit fertig, kamen auch schon ihre beiden Kinder ins Zimmer gestürmt. „Mama, wo bleibt Papa denn? Ich hab Hunger.“
„Mensch, Schwester. Reiß dich zusammen, du verhungerst schon nicht!“
„Du hast gut reden, du hast ja auch schon eine ganze Tafel Schokolade verputzt.“
„Alte Petze!“
„Cäsar, ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass vor den Mahlzeiten nicht mehr genascht wird.“
„Aye, Mom. Aber die Tafel steckte in meiner Jackentasche und ich wollte sie nicht schmelzen lassen.“
„Blöde Ausrede“, kommentierte Athena.
„Dann wollen wir doch mal sehen, was du gleich Vater erzählst, wenn er den Teppich anspricht, Schwesterherz“, entgegneter Cäsar boshaft.
„Das reicht jetzt. Alle beide“, klärte Tessa die Fronten zwischen ihren Kindern.
„Was reicht?“, wollte Maximilian Falkenberg ins Zimmer kommend wissen.
„Nichts, Sir“, kam es unisono von beiden Kindern. Tessa musste schmunzeln. Es mochte sein, dass die Kinder sich untereinander stritten, aber gegenüber ihrem Vater traten sie immer so auf, dass man nie auf den Gedanken kommen könnte, es wäre Streit gewesen.
„Das will ich auch hoffen. Ihr sollt eurer Mutter schließlich helfen. Was macht die Schule?“
Der Flugbus holte die Kinder jeden Morgen ab und brachte sie direkt zur Schule nach Blue Haven, um sie nach Schulschluss wieder zurückzubringen. Da, wie überall auf Theben, nur die Schnellrouten zwischen den Städten und Knotenpunkten genau festgelegt und in einer Höhe von 400 Metern fixiert waren, durfte der Individualverkehr den Luftraum darunter auf Sicht fliegend mit auf 400 km/h reduzierter Geschwindigkeit frei nutzen. Das hatte den Vorteil, dass der Bus die Kinder direkt von der Landezone der Farm abholte und sie dorthin auch wieder zurückbrachte. Es entfiel also der Weg zu Haltestellen und Wartezeiten an sich. Wenn der Schulbus in Transponderreichweite kam, gab der HausComp ein Klingelsignal und die Kinder machten sich auf den Weg zur Landezone.
Maximilian Falkenberg wollte ursprünglich, dass sich alle Kinder um eine Stelle in der TDF bewarben. Doch Tessa war damals vehement dagegen gewesen. Auch das Argument, dass es keine bessere Ausbildung als bei der TDF gäbe, wollte Tessa nicht hören. Sie setzte durch, dass die Kinder frei entscheiden sollten, ob sie eine Karriere bei der TDF wollten oder nicht. Letztlich hatte sich nur Leonidas für diesen Weg entschieden. Athena fand alles Militärische, sehr zum Leidwesen von Maximilian, nur „doof“ und Cäsar zeigte schon immer mehr Interesse an Computern und Büchern als an Sport und „harter Arbeit“. Nur Leonidas hatte begeistert die Chance ergriffen, die die TDF ihm bot. Seitdem er laufen konnte, hatte er seine Zeit damit verbracht, auf der Farm herumzurennen, dem Steppenkater „Hinterhalte zu legen“ und hatte alle greifbaren Bücher und Computerdateien mit militärischen Inhalten quasi in sich aufgesogen. Sehr zur Erleichterung des Vaters.
Maximilian Falkenberg
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