SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
entstammte einer alten Soldatendynastie. Seit über zwölfhundert Jahren konnte er seinen Stammbaum zurückverfolgen. Von einer Generation von Soldaten zur nächsten. Er sprach es zwar nie laut aus, doch war er ungemein froh, dass diese Linie nicht bei ihm abbrach. Cäsar und Athena waren in seinen Augen zwar keine Enttäuschung und es tat seiner Liebe zu den Kindern keinen Abbruch, doch fehlte in seinen Augen etwas an ihnen, was er in Leonidas sah: den Krieger!
Leonidas stellte sich furchtlos jeder Bedrohung und Herausforderung – ohne übermütig zu werden. Darauf hatten Maximilian und vor allem Tessa viel Wert gelegt. Der Junge sollte immer seinen Kopf gebrauchen, bevor er aktiv wurde.
Athena schien mehr abwartend zu sein, während ihr Bruder Cäsar mehr der stille Denker war, der anderen gerne den Vortritt ließ. Beides nicht die Eigenschaften, die sie für die Soldatenkarriere empfahl. Maximilian sagte es seiner Frau zwar nie, doch war er ihr insgeheim dankbar, dass sie darauf bestand, die Kinder entscheiden zu lassen. Nicht auszudenken, wie unglücklich, und wahrscheinlich auch erfolglos, sie auf der Akademie gewesen wären!
Daher hatte er dafür gesorgt, dass sie auf die beste Schule kamen: die Superior Theben Academy in Blue Haven. Das war der Grund, warum sie sich hier nahe Blue Haven niedergelassen hatten. Tagsüber besuchtendie Kinder die Schule und abends waren sie wieder zu Hause. Andere Schüler waren die Woche oder das Schuljahr über auf dem schuleigenen Internat untergebracht, je nachdem, von wo auf Theben sie herkamen. Doch Tessa und Maximilian waren sich da einig gewesen. Sie wollten beide nicht, dass ausschließlich Zivilisten, das war Maximilians Ausdruck, die Erziehung ihrer Kinder übernahmen.
Deshalb nahm er großen Anteil daran, was in der Schule unterrichtet wurde und vor allem, was nicht. Je nachdem wo er noch Bedarf sah, fügte er dem Unterrichtsstoff der Kinder noch Inhalte zu oder klärte Sachverhalte in Gesprächen, was seltener vorkam. Meist trug er dem HausComp auf, den Kindern auf ihren Terminals bestimmte Dateien zugänglich zu machen, und achtete darauf, dass sie auch gelesen wurden. Gewöhnlich war die Frage nach der Schule die erste Frage, die er den Kindern stellte. Tessa hatte ihn schon mehrmals ermahnt, seine Vorgehensweise zu ändern, doch Maximilian fiel nach einer geraumen Zeit immer wieder in seinen alten Trott zurück.
Athena antwortete zuerst: „Wir haben heute in Geschichte das alte Rom behandelt.“ Cäsar sah seinen Vater einen kurzen Blick mit seiner Mutter tauschen und fragte: „Ist damit das Rom gemeint, was einst auf Terra existierte?“
„Genau, das Rom ist damit gemeint“, antwortete Tessa und warf ihrerseits ihrem Mann einen Blick zu. Der schien in Gedanken plötzlich weit weg zu sein und verfolgte die Unterhaltung bei Tisch nur noch am Rande.
Als die Kinder zu Bett gegangen waren, setzte sich Tessa zu Maximilian ins Kaminzimmer. Maximilian hatte ein Feuer angemacht, das nun seine gemütliche Wärme verströmte. Anfang Dezember wurde es nachts schon empfindlich kalt auf Theben und die Temperaturen fielen manchmal auf unter 30 Grad minus. Mit Schnee war erst in zwei bis drei Wochen zu rechnen, doch dann blieb er in der Regel bis März liegen. Allein der äußerst fruchtbare Boden und eine spezielle Art von Weizen, die nur auf Theben so gut gedieh und drei Ernten zwischen April und Oktober erlaubte, machte diesen Planeten trotz dieser dauernden Saukälte zu einem landwirtschaftlichen Paradies.
Jetzt saß Maximilian mit einem Cognac-Schwenker in der Hand vor dem Kaminfeuer und starrte in die Flammen. Tessa wagte einen Vorstoß: „Nun, Max! Was hatte es mit dem Termin in der Botschaft auf sich?“
Maximilian schaute seine Frau an und überlegte, wie er das Gespräch mit dem Militärattaché zusammenfassen sollte. Er hatte vor vier Wochen eine Einladung zu einem Gespräch erhalten. Rein informell, wie es zu lesen war. Eigentlich hatten er und Tessa diese Einladung gemeinsam erhalten, doch hatte er seine Frau entschuldigt und war alleine hingeflogen. „Nun, die wollen uns reaktivieren, Schatz.“
„Warum denn das? Wir sind beide Angehörige der TDF gewesen. Wie kommen die auf den Gedanken, dass wir wieder in den aktiven Dienst zurück wollen – oder überhaupt zurück nach Hause wollen.“
Maximilian schaute seine Frau wieder an. „Vielleicht, weil auch wir,nach all den Jahren, immer noch unsere Heimat nicht hier auf Theben sehen,
Weitere Kostenlose Bücher