SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
vorkam.“
Maximilianus überlegte kurz und sagte: „‘Rom erwartet, dass jedermann seine Pflicht tut!‘? War es das?“
„Genau, Konsul. Irgendwoher kenn ich das.“
„Das, Admiral, stammt leider nicht von mir. Es ist auch nicht aus der Geschichte der TDF. Aber es hat einen Marinehintergrund. Vice-Admiral Horatio Nelson ließ dieses Signal setzen, als er eine größere und ihm überlegene Flotte angriff, die er dann aufgrund seiner überlegenen Taktik vernichtend schlug.“
„Horatio Nelson, hmm? Ich wusste gar nicht, dass die römische Flotte schon größere Schlachten geschlagen hat.“
‚Armer Idiot’, dachte Maximilianus. Nun ist wenigstens klar, warum der Kerl als Marineattaché seine Pension erwartet. Wenn nur alle Flaggoffiziere der TDSF so blöd wären …
Doch entwaffnend lächelnd sagte er: „Leider war Nelson nicht ein Römer, wie sein Vorname vermuten lassen könnte. Er war Engländer und Kommandeur der königlich-englischen Flotte vor Trafalgar 1805.“
„Ach, der Nelson“, nickte der Admiral verstehend. „Kann mir gut vorstellen, dass Sie den gerne in Ihrer Flotte haben würden, so wie der damals die Russen abserviert hat.“
Der Erste Konsul Roms gab es auf, dieses Spiel weiter mitzumachen, und blickte kurz seinen Adjutanten an, der pflichtgemäß sofort einsprang: „Genau, Admiral. Solche Männer hätte jeder gerne in seiner Flotte. Alleine schon seine organisatorische Leistung im Aufbau einer solchen …“
Das hörte Julius Maximilianus schon nicht mehr und rief schnell auf einem Tischterminal seine Kommbox auf, die sich schon wieder bedenklich mit Meldungen, Reports und Anfragen gefüllt hatte. Dem Admiral einen kurzen Seitenblick zuwerfend verspürte er einen kurzen Stich, als er daran denken musste, wie einfach und unkompliziert es doch wäre, so geistig beschränkt und hirnlos umherlaufen zu können. Doch dann verwarf er den Gedanken so schnell, wie er aufgekommen war. Das hieße, alles zu verleugnen, was einen Römer, einen wahren Römer ausmachte. Ein Römer hatte sein Bestes zu geben, um der Republik zu dienen. Jeder auf seinen Platz. Ein jeder mit seinen Fähigkeiten. Und wenn jemand in solch eine Position kommen konnte, wie dieser Admiral, ohne die dazu notwendigen Fähigkeiten zu haben, dann war das kein Grund zum Neid, sondern eher etwas, was man verhindern oder zumindest bedauern musste. Zum Wohle Roms!
Und es war zum Wohle Roms, dass der Kerl eher an hirnlosem Smalltalk als an nachrichtendienstlicher Arbeit interessiert war, sich an der Cocktailfront bestens auskannte und dieses Schlachtfeld auch noch liebte. Sein Dossier beim MARS machte das überaus deutlich. Julius schüttelte sich im Stillen, biss kurz die Zähne zusammen und machte sich Vorwürfe, dass er seine kostbare Zeit mit solchen Gedanken verschwendet hatte. Er hatte wirklich etwas Besseres zu tun, als über Schwachköpfe und ihre Welt nachzudenken.
Grimmig entschlossen rief er seine erste Meldung auf …
17
Sol-System, Luna, TDF Akademie, Hauptkadettenanstalt, 14.05.2468, 18:15 GST
Cadet-Corporal Leonidas A. Falkenberg, Gruppenführer 41-2, Jahrgang 3-66, langweilte sich. Zumindest hatte es den Anschein. Er saß alleine auf einer Bank vor dem Unterkunftsgeb äude und spielte mit einem Souvenir herum, das er von Theben mitgebracht hatte. Völlig in Gedanken versunken merkte er nicht, wie seine Freunde Thor und Nels auf ihn zukamen und sich rechts und links neben ihn setzten. Als Thorwald sah, mit was Leonidas da in seinen Händen gedankenverloren herumspielte, warf er Cadet-Sergeant James Nelson Mbeki einen kurzen Blick zu, der ihn nickend erwiderte. Was für Außenstehende auf den ersten Blick als ein gelangweilter Kadett aussah, war in Wirklichkeit, Kadett hin oder her, ein kleiner Junge mit Heimweh. Thorwald und Nelson kannten die Symptome – von anderen und von sich selbst. Irgendwann erwischte es jeden einmal. Früher oder später. Thorwald am Tag der Wintersonnenwende, ein Ereignis, das auf Assur gefeiert wurde, Nelson erst vor zwei Wochen, als er eine E-Mail von Simbabwe erhalten hatte, und nun Leonidas, ein paar Tage nach seinem siebenten Geburtstag.
Beide einigten sich mit einem stummen Blickaustausch darauf, erst einmal gar nichts zu sagen, sondern nur stumm bei ihrem Freund zu sitzen.
Die Kuppelsonne, wie die künstliche Lichtquelle im Zenit der Kuppel allgemein genannt wurde, begann gerade in Zusammenarbeit mit den Polarisationsfiltern in der Kuppelverglasung ihren Dämmermodus und
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