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Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung

Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung

Titel: Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Schneeweiß , Theodor Hellbruegge
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Äußerungen zu analysieren und deren wesentliche Bausteine zu erkennen. Häufig werden ganze Äußerungen unverändert wiederholt (Echolalie). Die Zuordnung von »Ich« und »Du« wird nicht verstanden, daher spricht das Kind von sich als »Du«. Sie wiederholen gerne immer die gleichen Dialoge. So fragte ein Kind jeden nach seinem Auto, der Farbe und Marke des Autos, dem Kilometerstand u. ä., auch wenn es alle diese Informationen bereits kannte (Giese 2010).
    Kinder mit einem Asperger-Syndrom lernen früh schwierige Wörter und ganze Textpassagen auswendig. Manche haben großes Interesse an einzelnen Wörtern, die ihnen gefallen und die sie ständig vor sich hin sprechen. Einzelne Kinder erfinden neue Wörter für Gegenstände und insistieren, dass die Umgebung diese Wörter benutzt. Die Sprache wirkt altklug, pedantisch und monologisierend. Die nonverbale Kommunikation fällt durch eine inadäquate Mimik und Gestik auf. Sowohl das Verständnis für die Information, die durch Intonation übermittelt wird, wie auch die Produktion prosodischer Merkmale ist auffällig (Amorosa 2010).
    Das Spiel der Kinder mit ASS entwickelt sich verzögert. Häufig beschäftigen sich die Vorschulkinder mit stereotypen Aktivitäten wie Klopfen, Lecken, Drehen, Anschlagen oder Aufreihen von Autos oder Flaschen. Das So-tun-als-ob-Spiel und Symbolspiel treten auf, sind aber oft stereotyp und werden in immer gleicher Weise ausgeführt. Das spontane gemeinsame Spiel mit anderen Kindern erfolgt selten und gelingt meist nur, wenn das Kind mit ASS von anderen Kindern in das Spiel integriert wird. Oft wird das Spiel inhaltlich nicht verstanden. Das Kind mit ASS ist auf die Unterstützung eines Erwachsenen angewiesen (Amorosa 2010).
    Kinder mit ASS stimulieren sich selbst mit gleichförmigen, rhythmischen Bewegungen, wie Wedeln der Hände oder Schaukeln des Oberkörpers. Sie produzieren Geräusche durch Kratzen/Wischen an Oberflächen oder sind fasziniertvon bestimmten Geräuschen, wie z. B. Waschmaschinen. Einige Kinder zeigen zwanghafte Verhaltensweisen und sind sehr erregt, wenn z. B. die Mutter beim Einkaufen nicht jeden Tag in der gleichen Reihenfolge die üblichen Geschäfte besucht. Manche Kinder sind darauf fixiert, dass Gegenstände stets am gleichen Platz stehen, oder bestehen darauf, im Sommer wie im Winter die gleiche Kleidung anzuziehen. Ähnliche Vorlieben können beim Essen und Trinken auftreten. Versucht man das Kind dazu zu bringen dieses zwanghafte Verhalten zu ändern, kommt es zu heftigsten Erregungsausbrüchen, die stundenlang anhalten können.
    Die eingeschränkten und spezifischen Interessen treten insbesondere bei den Kindern mit einem Asperger-Syndrom bereits im Vorschulalter auf. Sie sammeln ein großes Wissen über einen engen Bereich an, wie z. B. über Stubenfliegen oder Baumaschinen. Andere Kinder fangen an zu zeichnen oder interessieren sich für Musik. Sie reden mit jedem, der ihnen zuhört, über dieses Spezialgebiet und stellen auch Fragen, deren Antwort sie z. T. bereits kennen (Amorosa 2010).
Diagnostische Vorgehensweise und wichtige diagnostische Instrumente
    Trotz des frühen Beginns von ASS wird die Diagnose leider deutlich verspätet gestellt. Bei frühkindlichen autistischen Störungen vom Kanner-Typ (frühkindlicher Autismus mit deutlicher Entwicklungsverzögerung) wird die Diagnose meist um das 6. Lebensjahr, bei autistischen Störungen ohne Entwicklungsverzögerung (sogenannte hochfunktionale autistische Störungen, wie z. B. das Asperger-Syndrom) wird die Diagnose noch später gestellt, meist erst um das 10. Lebensjahr (Noterdaeme et al. 2010).
    Die diagnostische Einschätzung im frühen Alter ist ein komplexer Prozess, der meist in mehreren Schritten stattfindet. Wenn Eltern wegen Verhaltensauffälligkeiten beunruhigt sind, ist die erste Anlaufstelle der Kinderarzt. Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen kann eine orientierende Einschätzung stattfinden. Dort wird aufgrund der Schilderungen der Eltern und durch Beobachtung des Kindes der erste Verdacht auf eine ASS formuliert und mit den Eltern besprochen. Der zweite Schritt besteht in einer Vorstellung des Kindes bei spezialisierten Zentren mit dem Ziel, eine umfassende Diagnostik zu veranlassen. Die Vorgehensweise bei der multiprofessionellen Abklärung einer VerdachtsdiagnoseASS ist in Tabelle 1 zusammengefasst. Die genaue Betrachtung der dort abgebildeten Prozeduren macht deutlich, dass es sich um einen zeitintensiven und sehr differenzierten

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