Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
(Suchodoletz 2004). Dazu können – wie das folgende Beispiel zeigt – die Reaktionen des Umfeldes Wesentliches beitragen. Kinder mit einer Zerebralparese sind bei einer Dysarthrie oft nur eingeschränkt verständlich. Sie haben dann außerdem ein verlangsamtes Sprechtempo. Schließlich zeigen sie häufig kognitiv bedingte Schwächen auf verschiedenen sprachlichen Ebenen. Dies führt dazu, dass sie passive Kommunikatoren sindoder dazu (gemacht) werden. Erwachsene reagieren mit vereinfachten, nicht den Möglichkeiten des Kindes angemessenen Kommunikationsmustern, was zu Unterforderung, Stress oder emotionalen Störungen führen kann. Selbst erlebte Kommunikationsschwierigkeiten können ebenfalls Stress und emotionale Störungen verursachen. In solchen Fällen ist eine individuelle und professionelle Beratung hinsichtlich des geeigneten Kommunikationsverhaltens für das einzelne Kind und dessen Bezugspersonen unter Einbeziehung von Mitteln der unterstützenden Kommunikation hilfreich und erforderlich.
Sprachtherapie
Indikation und Umfang der Verordnung von Sprachtherapie wird durch den Heilmittelkatalog geregelt (Gemeinsamer Bundesausschuss 2011). Für das Kindesalter stellen Störungen der Sprache (SP1) die Hauptindikation dar. Daneben kann Sprachtherapie bei Störungen der auditiven Wahrnehmung (SP2), Artikulationsstörungen (SP3), Störungen der Sprache bei hochgradiger Schwerhörigkeit/Taubheit (SP4), Störungen des Redeflusses (RE1 – Stottern, RE2 – Poltern) und Störungen des Schluckaktes (SC1) verordnet werden. Die Indikation zur Therapie ist ärztlich zu stellen. Für die differenzierte Erstellung eines Therapieplanes bedarf es einer ergänzenden logopädisch/sprachtherapeutischen Diagnostik. Für den Verordnungsumfang legen die Heilmittelrichtlinien einen Regelfall fest, von dem mit Begründung abgewichen werden kann.
Die Indikation für eine logopädische/sprachtherapeutische Behandlung ist eine signifikante Beeinträchtigung der alters- und entwicklungstypischen Fähigkeit der Kommunikation und sprachlichen Verständlichkeit, auch bei Intelligenzminderung. Die Therapie sollte umso früher beginnen, je ausgeprägter die Störung ist und je mehr Sprachbereiche betroffen sind. Aktuell liegt das Verordnungsmaximum bei der Altersgruppe der 6-Jährigen. In diesem Alter erhalten etwa 20% der AOK-versicherten Jungen und über 10% der AOK-versicherten Mädchen ein Sprachtherapierezept (Bode 2008). Die wissenschaftliche Evaluation von Effekten der Sprachtherapie ist schwierig. Die nachgewiesenen Therapie-Effekte nehmen bei Sprachstörungen ab in der Reihenfolge Artikulation – Wortschatz – Syntax – Pragmatik – rezeptive Sprache (Law 2010). Langfristige Effekte sind schwierig zu belegen. Bei genauer Analyse persistierenSprachstörungen trotz erkennbarer Fortschritte unter sprachtherapeutischer Behandlung bis in das Jugendalter (Suchodoletz 2004).
Literatur
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Bode, H. (2001): Sprachentwicklungsstörungen im Vorschulalter – ist die Behandlung effektiv?
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, 298 – 303.
Bode, H., Schröder, H., Waltersbacher, A. (2008):
Heilmittel-Report 2008. Ergotherapie,
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Gemeinsamer Bundesausschuss (2011):
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Hamberger, M. J., Cole, J. (2011): Language organization and reorganization in epilepsy.
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, 323 – 330.
Law, J. et al. (2010): Speech and language
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