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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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nickt, wenn eine Frau etwas erzählt, mit dem Kopf und sagt: »Ich verstehe.« Auch wenn man gar nichts oder nicht viel versteht. Völlig egal. Im Internet kann man nicht nicken. Aber viele Fragen stellen. Fragen sind das Ni cken des Internets. Ich frage: Wo wohnst du, wie heißt du wirklich, was arbeitest du, spielst du ein Instrument und so weiter? Fragen kann man gar nicht genug stellen. Frauen lieben Fragen. Schicken sie mir Antworten, ist das nur Material für neue Fragen. Das kann ein paar Tage dauern. Man braucht Geduld. Und einen großen Sack mit Fragen.
    Regeln und Tricks kenne ich sonst nicht. Ich bin kein Profiaufreißer. Ich bin Durchschnittsaufreißer. Und: Natürlich schreibe ich im In ternet immer nur die dummen, kurzbeinigen, problembeladenen Frauen mit starkem Kinderwunsch an. Nein, wen soll ich wohl anschreiben, Maxim? Die gleichen Frauen, die du vor 50 Jahren auch an der Uni angesprochen hast? Ich sehe Fotos und denke: hübsch. Wir schreiben uns. Und dann treffen wir uns. (Ich muss zugeben, dass sehr attraktive Fotos einen sehr offensichtlichen Mangel an Klugheit und Witz neutralisieren können. Fürs Erste. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich bin nur ein Mann.) Grüße. J.
    re:
    Lieber Cyber-Jochen, du kannst dir nicht vorstellen wie interessant ich das alles finde. Diese unbekannte Welt! Das Cyberreich! Dein Reich!
    Als ich Catherine kennenlernte, hatte ich noch nicht mal einen Computer, sondern eine elektrische Schreibmaschine, die zwei Zeilen speichern konnte. Die Telefone hatten Wählscheiben, an Handys war nicht zu denken. Dafür durfte man im Flugzeug rauchen. Ich meine, wir sind, obwohl du das natürlich immer wieder leugnest, fast gleich alt. Und du lernst Frauen auf eine völlig andere Art kennen als ich damals. So als würden wir verschiedenen Generationen angehören. Du könntest mein Sohn sein, Jochen.
    aw:
    Lieber Herr Vater, diese Internet-Liebessachen sind weniger spannend, als du glaubst. Sie sind eigentlich überhaupt nicht spannend.
    Vertrau mir.
    re:
    Es ist sehr spannend! Für mich.
    aw:
    Ich mache das mit dem Internet nur zum Spaß. Manchmal mache ich das. Selten. Fast nie. Es geht nicht darum, jemanden kennenzulernen. Es geht um die Bestätigung, jederzeit jemanden kennenlernen zu können. Wenn man denn wollte. Das ist alles.
    re:
    Bitte! Nur ein paar Kleinigkeiten. Ein bisschen Internet-Gossip für Väterchen Leo. Mehr erwarte ich ja gar nicht. Und wie gesagt: Null privat, null intim!
    aw:
    Es geht gar nicht um Intimität, Maxim. Es geht, wenn ich ehrlich sein soll, um Eitelkeit. Wir haben ja mal über dein Selbstbild gesprochen, Maxim. Was soll ich sagen? Mein eigenes Selbstbild ist groß und schön. Ungefähr zwei Meter hoch und vier Meter schön. Eine Art Königsbild. King Jochen.
    Könige surfen aber nicht auf Singlebörsen im Internet. Loser surfen auf Internetseiten. Jedenfalls mehr Loser als Könige. Das ist mein Problem, verstehst du? Ich werde versuchen, das alles mal zu vergessen. Auszublenden.
    Ich hoffe, du weißt das zu schätzen, Väterchen.
    Also: Zum ersten Mal ging ich auf eine Single-Vermittlungsseite nach einem dieser morgendlichen Anfälle, von denen ich dir erzählt habe. Diese Anfälle, bei denen ich denke, ich müsste sofort heiraten oder ein Kind zeugen. In diesen Momenten tut man oft furchtbar dumme Dinge, viel dümmere noch, als sich auf so einer Seite anzumelden. Aber danach hast du ja nicht gefragt. Die Seite macht viel Werbung im Fernsehen. Es war die Einzige, die ich kannte. Alles ging sehr einfach, sehr schnell. Ein Profil anlegen, Bild hochladen, Nickname ausdenken, fertig. Mein erster Eindruck: Hoffentlich erkennt mich hier keiner. Hoffentlich schreibt mich nicht irgendeine Frau an, die ich kenne oder mal kannte, und sagt: Hey, Jochen, auch auf der Suche?
    re:
    Warum ist es so schlimm, auf der Suche zu sein?
    aw:
    Es ist wie das Eingeständnis eines Bedürfnisses. Und Bedürftigkeit ist das Letzte, was ich gebrauchen kann, und auch das Letzte, was dir irgendwie weiterhilft bei Frauen. Bedürftigkeit killt Sexyness.
    Deshalb tat ich erst mal nichts. Wer nichts tut, ist nicht bedürftig, oder?
    Ich schaute mir die Profile der Tausenden Frauen an, aber ich schrieb keine Frau an. Ich benutzte auch nicht die Flashfunktion, die vermut lich gern von Männern genutzt wird, da Männer nicht gerne schreiben.
    Da du vermutlich nicht weißt, was

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