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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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die Weinflasche. »Ich dachte, wir reden ein bisschen. Hast du einen Öffner?«

    Grüter warf den Schraubendreher in die Werkzeugkiste und wischte seine Hände an der Hose ab. »Komm ins Haus.«

     
    »Wirklich schön hier«, sagte Zander. Die Einrichtung des Wohnzimmers war ein kunterbunter Stilmix, strahlte aber Behaglichkeit aus. Viele Pflanzen: Töpfe mit Palmen und Bananen vor bodentiefen Sprossenfenstern, Schnittblumen auf dem Tisch.

    »Bei Tag schaut man bis auf den Liedberg«, erwiderte Grüter.

    Zander nickte. Mit gut fünfzig Metern Höhe zählte der Hügel zu den Giganten am Niederrhein. Sein früherer Chef hatte den Korkenzieher gefunden, ließ sich ächzend auf der Ledercouch nieder und machte sich an der Flasche zu schaffen.

    »Ich weiß gar nicht, ob der Wein noch taugt«, sagte Zander. »Hab ich im Keller gefunden.«

    Fast zehn Jahre eingelagert. Beate hatte Rotwein ebenso gemocht wie die Toskana. Zanders Schwager hatte ihr deshalb zum Vierzigsten eine Kiste Chianti geschickt. Der letzte Geburtstag, den sie erlebt hatte. Die verstaubte Holzkiste war bis heute nicht geöffnet worden. Mit dieser Geschichte wollte Zander den Kollegen allerdings nicht behelligen.

    »Fattoria Felsina«, las Grüter vom Etikett. »Chianti Classico Riserva Rancia, Jahrgang 95. Nicht schlecht, Herr Specht.«

    Der Korken löste sich mit leisem Quietschen. Grüter roch daran, ganz der Kenner. Zander fiel auf, dass der Kollege die gleiche Uhr am Handgelenk trug wie er, zumindest eine ähnliche Kopie des gleichen Modells. Vielleicht ebenfalls aus Bangkok, dachte Zander.

    Grüter schenkte ein, schwenkte sein Glas, schnupperte und nippte. »Erstklassig.«

    »Ein Friedensangebot«, erklärte Zander. »Für den Fall, dass du auch der Meinung bist, ich hätte gestern Mist gebaut.«

    »Ach was.«

    »Ela Bach, die blöde Zicke, hat mich zur Sau gemacht.«

    »Ist Thann auch zum Tatort rausgefahren?«

    »Ja. Wetten, dass Ela ihre Schnauze nur deshalb so weit aufgerissen hat, weil sie glaubte, Thann erwarte das von ihr? Arschlöcher, die mir sagen, wie ich meine Arbeit machen soll, sind das Letzte, was ich brauche. Vor allem, wenn neben mir gerade eine Bombe hochgegangen ist. Warum fragst du nach Thann?«

    »Weil er tatsächlich ziemlich sauer war.«

    »Dann stehe ich also bei sämtlichen Obermuftis auf der Abschussliste.« Zander nahm einen großen Schluck.

    »Bei wem denn noch?«, wollte Grüter wissen.

    »Beim Kripochef, dem Stinker. Er hält mich für den Maulwurf. Oder glaubt, ich würde den Maulwurf decken.«

    »Engel? Der hat sie wohl nicht mehr alle!«

    »Am liebsten würde ich wieder in deiner Dienststelle arbeiten, Benno.« Alles in allem war es eine gute Zeit gewesen, dachte Zander. Grüter hatte den Einsatztrupp an der langen Leine geführt. Wollte gelegentlich Bescheid wissen, mischte sich aber nicht ein. Mit einem solchen Chef konnte man leben.

    Grüter hob bedauernd die Hände. »Du weißt, dass das nicht geht.«

    Ja, das war Zander klar. Die Mannschaft des Einsatztrupps war auf die unterschiedlichsten Dienststellen verteilt worden. Alles, nur nicht Rauschgift.

    Grüter ergänzte: »Bin womöglich gar nicht mehr lange Chef des KK 15.«

    »Wieso das denn?«

    »Drück mir die Daumen. Habe mich für den Lehrgang zum höheren Dienst beworben. Am Montag erfahre ich, ob’s klappt.«

    Lene steckte den Kopf zur Tür herein. »Du sollst deinen Schwager zurückrufen.«

    »Morgen«, antwortete Grüter. »Der Gute nervt.«

    Zander fragte: »Muss ich dich siezen, wenn du als Polizeirat aus Hiltrup zurückkehrst?«

    »Denkst du so über mich?«

    »Hey, war nur ein Scherz. Ich drück dir die Daumen, dass du Karriere machst und Engel als Kripochef ablöst.«

    »Langsam, langsam. Erst einmal muss ich die Zulassung zum Lehrgang schaffen.«

    »Klar schaffst du das.«

    Grüter wollte nachgießen, doch Zander hielt die Hand über das Glas. Heute hatte er keinen Schlafsack dabei.

    Er räusperte sich und fragte: »Hast du dir in letzter Zeit noch einmal überlegt, wer unsere Razzien bei Noureddine Diouri verpfiffen haben könnte?«

    Die Stirnfalten des Rauschgiftchefs kräuselten sich. »Du kommst nicht los von der Geschichte, was?«

    Zander zuckte mit den Schultern. Dadurch, dass Schmiedinger, der alte Hehler, ihn an Engel verpfiffen hatte, war er zur Marionette des Kripochefs geworden: Sollten Sie den Maulwurf nicht finden … – er hatte nur noch drei Tage.

    »Meine ehrliche Meinung?«, fragte

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