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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ausschließlich der den Sonnengott Ra anbetenden Mittelklasse Kaliforniens vorbehalten. Die Ordners hatten keine Kinder, aber sie unterstützten ein koreanisches und ein südvietnamesisches Kind und be-zahlten einem Studenten aus Uganda die Collegeausbildung als Elektroningenieur, so daß er in sein Heimatland zurückgehen und dort Elektrizitätswerke bauen konnte. Sie waren Demokraten, und sie waren es wegen Nixon.
    Er ging über den Plattenweg zur Haustür und läutete. Das Dienstmädchen öffnete ihm.
    »Mr. Dawes«, stellte er sich vor.
    »Ja, natürlich, Sir. Geben Sie mir bitte Ihren Mantel, Mr. Ordner ist in seinem Arbeitszimmer.«
    »Danke.«
    Er gab ihr seinen Mantel und ging an der Küche und dem Eßzimmer vorbei durch die Halle. Unterwegs warf er schnell einen Blick auf den riesigen Eßtisch und die Stephan-Ordner-Gedenkkommode. Der Teppich, mit dem die Eingangshalle ausgelegt war, endete vor dem Flur, und seine Schritte hallten jetzt auf dem schwarzweißen, gebohnerten Linoleumbelag wider.
    Er erreichte die Tür zum Arbeitszimmer, die sich, wie erwartet, in dem Moment öffnete, als er nach dem Türknauf griff.
    »Bart!« begrüßte Ordner ihn. Sie gaben sich die Hände.
    Ordner trug eine braune Cordjacke mit Lederflecken an den Ellenbogen, eine olivfarbene Hose und burgunderrote Halbschuhe. Keine Krawatte.
    »Hallo, Steve, wie stehen die Finanzen?«
    Ordner stöhnte theatralisch. »Fürchterlich. Haben Sie sich in der letzten Zeit mal den Börsenmarktbericht angesehen?«
    Er führte ihn ins Zimmer und schloß die Tür. Die Bürowände schmückten Bücherregale. Zu seiner Linken befand sich ein kleiner Kamin, in dem ein künstliches Feuer glimmte. In der Mitte des Raumes stand ein großer Schreibtisch, auf dem nur wenige Papiere lagen. Er wußte, daß sich irgendwo unter der Tischplatte eine elektrische IBM-Schreibmaschine verbarg, die per Knopfdruck wie ein schlüpfrig-schwarzes Torpedo an die Oberfläche gleiten würde.
    »Wir rasen dem Abgrund zu«, sagte er.
    Ordner verzog das Gesicht. »Das ist noch milde ausgedrückt. Daran ist nur Nixon schuld, Bart. Er findet für alles noch eine Verwendung. Als sie die Dominotheorie in Südostasien endlich zur Hölle geschickt haben, hat Nixon sie einfach übernommen und sie auf die amerikanische Wirtschaft übertragen. Was da drüben überhaupt nicht klappt, funktioniert hier großartig. Was trinken Sie?«
    »Scotch on the Rocks.«
    »Hab’ ich hier.«
    Er ging zu einer versenkbaren Bar hinüber und holte eine Scotchflasche hervor, für die man selbst im Billigmarkt nur eine Handvoll Kleingeld auf seinen Zehndollarschein zurückkriegte. Er goß den Whisky über zwei Eiswürfel in einem Stamper und reichte ihn Bart. »Setzen wir uns doch.«
    Sie ließen sich in den beiden Ohrensesseln nieder, die vor den Kamin gezogen waren. Wenn ich meinen Drink da reinschütte, fliegt das ganze Scheißding in die Luft, dachte er und hätte es fast getan.
    »Carla kann heute abend leider auch nicht hier sein«, sagte Ordner. »Eine ihrer Gruppen veranstaltet eine Modenschau.
    Sie wird dann weiter in irgend so ein Teenagercafé nach Norton gehen.«
    »Ist die Modenschau da unten?«
    Ordner war verwirrt. »In Norton? Himmel, nein, sie ist drüben in Rüssel. In diesen Slum würde ich Carla nicht einmal mit zwei Leibwächtern und einem Polizeihund gehen lassen.
    Es gibt dort einen Priester … Drake heißt er, glaube ich. Ein starker Trinker, aber die kleinen Negerkinder lieben ihn. Er ist eine Art Verbindungsmann, ein Straßenpriester.«
    »Oh.«
    »Ja.«
    Eine Minute blickten sie schweigend ins elektrische Feuer.
    Er trank die Hälfte seines Scotch.
    »Bei der letzten Aufsichtsratssitzung ist die Frage nach der Waterford-Fabrik aufgetaucht«, begann Ordner. »Mitte November. Ich muß gestehen, daß mir da ein wenig die Knie gezittert haben. Man hat mich … beauftragt herauszufinden, wie die Dinge stehen. Das ist keine Kritik an Ihrem Management, Bart …«
    »Habe ich auch nicht angenommen«, unterbrach er ihn und nahm noch einen Schluck. Im Glas war nichts mehr übrig bis auf einen Rest Alkohol zwischen den Eiswürfeln. »Es ist mir immer ein Vergnügen, wenn unsere Arbeitsgebiete zusammenfallen, Steve.«
    Ordner lächelte erfreut. »Also, wie sieht’s aus? Vinnie Mason sagte mir, daß der Handel noch nicht abgeschlossen sei.«
    »Vinnie Mason muß irgendwo zwischen seinem Kopf und seinen Füßen einen blinden Fleck haben.«
    »Dann ist also alles perfekt?«
    »Ich bin

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