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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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blöder Scheißkerl.«
    Ordner legte die Hände zusammen und ballte sie zu Fäusten. Er sah aus wie ein kleines Kind, dem man gerade eingebleut hat, wie es sein Vaterunser herunterbeten soll. »Bart, Sie gehen zu weit.«
    »Nein, das tue ich nicht. Schließlich haben Sie mich hergebeten. Sie wollten eine Erklärung. Nun, was wollen Sie hören? Daß es mir leid tut, daß ich einen Fehler gemacht habe, daß ich es wieder gutmachen will? Das kann ich Ihnen nicht sagen. Es tut mir nicht leid, und ich will auch nichts wieder gutmachen. Und wenn ich etwas vermasselt habe, dann ist das eine Sache zwischen mir und Mary. Und sie wird es vielleicht nie erfahren, jedenfalls ist das nicht sicher. Wollen Sie mir etwa weismachen, ich hätte die Gesellschaft geschädigt?
    Ich glaube nicht mal, daß Sie zu so einer Lüge fähig wären.
    Wenn eine Gesellschaft mal eine bestimmte Größe erreicht hat, kann sie nichts mehr schädigen. Sie ist dann so mächtig wie Gott. Wenn die Dinge gut laufen, macht sie einen riesigen Profit, wenn die Zeiten schlecht stehen, macht sie eben einen kleinen Profit, und wenn alles zusammenbricht, kriegt sie Steuererleichterungen. Das wissen Sie doch selbst am besten.«
    Ordner wählte seine Worte sehr sorgfältig. »Wie sieht es mit Ihrer eigenen Zukunft aus, Bart? Was ist mit Mary?«
    »Das interessiert Sie doch einen Dreck. Das ist nur ein Hebel, den Sie bei mir ansetzen wollen. Ich will Sie mal was fragen, Steve. Werden Sie unter dieser Sache leiden? Wird man Ihnen deswegen das Gehalt kürzen? Oder Ihre jährliche Dividende? Oder Ihre Altersrente?«
    Ordner schüttelte den Kopf. »Gehen Sie nach Hause, Bart.
    Sie sind heute nicht ganz bei Trost.«
    »Warum? Weil ich von Ihnen und Ihren Kohlen rede?«
    »Sie sind krank, Bart.«
    »Sie haben ja keine Ahnung«, sagte er, stand auf und knallte seine Faust auf Ordners Schreibtisch. »Sie sind sauer auf mich, aber Sie wissen nicht, warum. Jemand hat Ihnen mal beigebracht, daß Sie in einer Situation wie dieser sauer werden müssen. Aber Sie wissen nicht, wieso.«
    Ordner wiederholte langsam: »Sie sind krank, Bart.« 
    »Sie haben verdammt recht. Und was sind Sie?«
    »Gehen Sie nach Hause, Bart.«
    »Nein, aber ich werde Sie jetzt alleine lassen. Das ist es doch, was Sie wollen. Beantworten Sie mir nur noch eine Frage. Sein Sie mal für eine Sekunde lang nicht der Manager der Gesellschaft, und beantworten Sie mir diese eine Frage. Macht Ihnen das alles wirklich etwas aus? Hat das Ganze für Sie auch nur einen Funken von Bedeutung?«
    Ordner sah ihn lange Zeit ruhig an. Die Stadt, die sich hinter ihm ausbreitete, wirkte wie ein Königreich von hohen Türmen, das in Nebel gehüllt war. Dann sagte er: »Nein.«
    »Gut«, sagte er besänftigt. Er musterte Ordner ohne Feindseligkeit. »Ich hab’ es nicht getan, um Sie in Schwierigkeiten zu bringen’. Oder die Gesellschaft.«
    »Warum dann? Ich habe Ihre Frage beantwortet, nun beantworten Sie mir auch meine. Sie hätten den Waterford-Vertrag ohne weiteres unterzeichnen können. Danach hätten Sie die Sorgen ruhig anderen überlassen können. Warum haben Sie das nicht getan?«
    »Das kann ich Ihnen nicht erklären«, antwortete er. »Ich habe auf mich selbst gehört. Aber innerlich sprechen die Menschen immer eine andere Sprache. Wenn man es laut ausspricht, klingt es wie ein Haufen ungereimter Scheiße.
    Aber es war für mich das einzig Richtige.«
    Ordner sah ihm in die Augen, ohne mit einer Wimper zu zucken. »Und Mary?«
    Er schwieg.
    »Gehen Sie nach Hause, Bart«, wiederholte Ordner.
    »Was wollen Sie von mir, Steve?«
    Ordner schüttelte ungeduldig den Kopf. »Wir sind miteinander fertig, Bart. Wenn Sie eine Seelenmassage brauchen, gehen Sie in die nächste Bar.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Nur, daß Sie von hier verschwinden und endlich nach Hause gehen.«
    »Was erwarten Sie eigentlich vom Leben? Was bedeutet Ihnen wirklich etwas?« 
    »Gehen Sie nach Hause, Bart.«
    »Antworten Sie mir! Was erwarten Sie?« Er sah Ordner unverschämt ins Gesicht.
    Ganz langsam antwortete Ordner: »Ich erwarte das, was jeder Mensch sich erwartet. Gehen Sie nach Hause, Bart.«
    Er verließ das Büro, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Und er kam nie wieder dorthin zurück.
    Als er zu Magliore hinausfuhr, schneite es stark, und die meisten entgegenkommenden Wagen hatten ihre Scheinwerfer eingeschaltet. Seine Scheibenwischer schlugen in gleichmäßigem Rhythmus hin und her und wischten den Schnee zur Seite, der

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