Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
möchte eine Straße in die Luft jagen.«
    Magliore sah ihn ungläubig an. Seine Gefühle schienen ihn zu überwältigen. Sie kamen ihm plötzlich genauso vergrößert vor wie die durch die Lupenwirkung der Brille vergrößerten Augen. »Sie wollen also eine Straße in die Luft jagen. Welche Straße?«
    »Sie ist noch nicht gebaut worden.« Langsam fand er einen perversen Gefallen an der Sache. Und natürlich zögerte dies die unvermeidliche Konfrontation mit Mary noch eine Weile hinaus.
    »Sie wollen also eine Straße in die Luft sprengen, die noch gar nicht gebaut ist. Ich hab’ Sie falsch eingeschätzt, Mister. Sie sind kein Spinner, Sie sind ein Psychopath. Können Sie mal vernünftig mit mir reden?«
    Er wählte seine Worte sorgfältig. »Sie bauen gerade an einer Straße, die als 784-Autobahnzubringer bezeichnet wird.
    Wennn sie fertig ist, wird die Staatsautobahn direkt durch die Stadt führen. Aus ganz bestimmten Gründen will ich nicht … kann ich nicht … diese Straße zerstört zwanzig Jahre meines Lebens. Sie ist …«
    »Ist es, weil sie die Wäscherei, in der Sie arbeiten, und Ihr Haus aus dem Weg räumt?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hab’ Ihnen ja gesagt, daß ich Sie überprüfen lasse.
    Glauben Sie, ich hätte das nur so als Spaß gemeint? Ich wußte sogar, daß Sie Ihren Job verlieren würden. Vielleicht noch vor Ihnen.«
    »Nein, ich weiß es schon seit einem Monat«, sagte er schnell, ohne sich die Worte zu überlegen.
    »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen? Werden Sie einfach ein paar Zündschnüre mit Ihrer Zigarre anstecken und die Dynamitstangen aus Ihrem Autofenster werfen?«
    »Nein. Sie lassen die Maschinen an jedem Sonn- und Feiertag an der Baustelle stehen. Ich will sie alle in die Luft sprengen. Und die drei neuen Überführungen, die werde ich ebenfalls zerstören.«
    Magliore musterte ihn erstaunt. Lange. Dann warf er plötzlich den Kopf in den Nacken und lachte. Sein riesiger Bauch wackelte, und seine Gürtelschnalle hüpfte darauf auf und ab wie ein Holzstück auf einem Wellenkamm. Sein Lachen war laut und voll und herzlich. Er lachte, bis ihm die Tränen über die Wangen kullerten,.und dann zog er aus irgendeiner Tasche ein großes, reichlich komisch wirkendes Taschentuch und wischte sich damit die Augen ab. Er stand einfach da und sah zu, wie Magliore lachte, und plötzlich war er sich sicher, daß dieser fette Mann mit den dicken Brillengläsern ihm den Sprengstoff verkaufen würde. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Das Lachen machte ihm nichts aus. An einem Tag wie heute tat es sogar ganz gut.
    »Mann, Sie sind mir vielleicht einer«, kicherte Magliore, als er sich wieder etwas beruhigt hatte. »Ich wünschte, Pete wäre da, um sich das anzuhören. Das wird er mir niemals glauben. Gestern noch haben Sie mich einen Knallkopf genannt und heute … heu-heute …« Und wieder brüllte er vor Lachen und wischte sich mit dem riesigen Taschentuch übers Gesicht.
    Als der Anfall vorüber war, fragte er: »Und wie wollen Sie dieses kleine Abenteuer finanzieren, Mr. Dawes? Jetzt, da Sie nicht mehr erwerbstätig sind?«
    Er fand das eine lustige Formulierung. Nicht mehr erwerbstä tig. Wenn man es so ausdrückte, klang es richtig echt. Er war arbeitslos. Und das alles hier war kein Traum.
    »Ich habe mir letzten Monat meine Lebensversicherung auszahlen lassen«, erklärte er. »Ich habe über zehn Jahre lang für eine Zehntausend-Dollar-Police gezahlt. Im Augenblick besitze ich um die dreitausend Dollar.«
    »Tragen Sie diesen Plan wirklich schon so lange mit sich herum?«
    »Nein«, antwortete er aufrichtig. »Als ich mir die Versicherung auszahlen ließ, wußte ich noch nicht so genau, was ich damit anfangen wollte.«
    »Damals haben Sie sich wohl noch alle Möglichkeiten offengehalten, was? Sie haben sich gedacht, Sie könnten die Straße verbrennen oder sie mit einem Maschinengewehr zusammenschießen. Oder wollten Sie sie vielleicht erwürgen?«
    »Nein. Ich wußte einfach nicht, was ich tun würde. Aber jetzt weiß ich’s.«
    »Na gut, aber ohne mich.«
    »Was?« Er blinzelte und starrte Magliore verblüfft an. Das stand nicht in seinem Drehbuch. Magliore sollte es ihm schon schwermachen, auf eine gewisse väterliche Art, aber zuletzt sollte er ihm doch den Sprengstoff verkaufen. Und dann sollte er sich aus der Affäre ziehen, etwa folgendermaßen: Wenn Sie sich erwischen lassen, werde ich leugnen, je von Ihnen gehört zu haben.
    »Was haben Sie

Weitere Kostenlose Bücher