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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und wartete auf den Schnee - richtigen Schnee -, der ihn bald bedecken sollte. Die Auffahrt war im letzten Frühjahr frisch asphaltiert worden.
    Er ging hinein und hörte schon an der Tür den Fernseher, ein neues Modell, das sie sich im letzten Sommer angeschafft hatten. Auf dem Dach befand sich eine automatische Antenne, die er selbst dort oben installiert hatte. Sie war auf Grund dessen, was nun bald passieren würde, dagegen gewesen, aber er hatte darauf bestanden. Wenn sie dort oben angebracht werden konnte, so hatte er argumentiert, konnte man sie ebensogut wieder abbauen, wenn sie dann umzögen. Bart, sei nicht dämlich. Das sind doch bloß Sonderausgaben … und für dich ist es eine überflüssige Arbeit. Aber er war stur geblieben, und schließlich hatte sie nachgegeben.
    ›Um ihn bei Laune zu halten.‹ Das sagte sie immer bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen ihm eine Sache wichtig genug war, daß er ihr Lamento über sich ergehen ließ. »Diesmal gebe ich nach, Bart, um dich bei Laune zu halten.«
    Im Augenblick lauschte sie Merv Griffin, der sich mit irgendeiner Berühmtheit unterhielt. Es war Lome Green, der sich über seine neue Polizeiserie Griff ausließ. Lome versicherte Merv, wieviel Spaß ihm diese neue Arbeit machte.
    Bald würde eine schwarze Sängerin (nerviger Negersingsang, dachte er), von der noch nie jemand gehört hatte, auftreten und vermutlich »I left My Heart in San Francisco« singen.
    »Hallo, Mary«, rief er.
    »Hallo, Bart.«
    Auf dem Tisch lag Post. Er blätterte sie durch. Ein Brief an Mary von ihrer leicht verrückten Schwester in Baltimore.
    Eine Benzinrechnung - dreiundachtzig Dollar. Ein Kontoauszug: 49 Abhebungen, 9 Eingänge, Kontostand 954 Dollar und 47 Cents. Wie gut, daß er im Waffengeschäft mit seiner American-Express-Karte bezahlt hatte.
    »Der Kaffee ist noch heiß«, rief Mary. »Oder möchtest du lieber einen Drink?«
    »Einen Drink«, antwortete er. »Ich mach’ ihn mir selber.«
    Drei weitere Postsachen: eine Mahnung von der Stadtbibliothek, Facing the Lions von Tom Wicker. Wicker hatte vor einem Monat bei einem Mittagessen im Rotary Club einen Vortrag gehalten. Es war die beste Rede gewesen, die sie seit Jahren gehört hatten.
    Eine persönliche Notiz von Stephan Ordner. Ordner war einer der hohen Tiere im Management von Amroco, der Gesellschaft, der das Blue Ribbon jetzt so gut wie ganz gehörte.
    Er lud ihn für Freitag abend ein, um das Waterford-Geschäft mit ihm zu besprechen - falls er nicht vorhabe, über Thanksgiving zu verreisen. Wenn dies der Fall sei, möge er bitte anrufen. Wenn er kommen könne, sollte er Mary mitbringen.
    Carla freue sich immer, Mary zu sehen und mit ihr ein wenig zu plaudern und blah-blah, etc., etc.
    Und wieder ein Brief von der Straßenbaubehörde.
    Er stand lange da und betrachtete ihn im fahlen Abendlicht, das durch die Fenster fiel. Dann legte er die gesamte Post auf die Kommode. Er machte sich einen Scotch on the Rocks und ging damit ins Wohnzimmer.
    Merv plauderte immer noch mit Lome. Die Farben auf ihrem neuen Zenith-Fernseher waren besser als gut; sie waren phantastisch. Wenn unsere Interkontinentalraketen so gut sind wie die Farben auf unserem Fernseher, wird es eines Tages einen riesigen Knall geben, dachte er. Lomes Haar schimmerte silbern, der unwahrscheinlichste Silberton, den man sich vorstellen konnte. Junge, eines Tages erwische ich dich mit einer Glatze, dachte er und schmunzelte. Das war ein Lieblingsspruch seiner Mutter gewesen. Er konnte selbst nicht sagen, warum ihm die Vorstellung eines glatzköpfigen Lome Greene so komisch vorkam. Vielleicht eine verspätete hysterische Reaktion auf die Episode im Waffengeschäft.
    Mary blickte lächelnd zu ihm auf. »Ein Witz?« fragte sie.
    »Nein, nichts«, antwortete er. »Bloß so ein Gedanke.«
    Er setzte sich neben sie und kniff sie liebevoll in die Wange.
    Sie war eine hochgewachsene, mittlerweile achtunddreißigjährige Frau, bei der man noch nicht wußte, in welche Richtung sich die Schönheit ihrer Jugendjahre im mittleren Alter entwickeln würde. Ihre Haut war makellos und ihre Brüste klein und fest. Sie aß ziemlich viel, aber ihr aktiver Stoffwechsel hielt sie schlank. Sie würde noch lange nicht bei dem Gedanken zittern, sich im Badeanzug am öffentlichen Strand sehen zu lassen, egal, was die Götter sonst mit ihrer äußerlichen Erscheinung vorhatten. Er wurde sich plötzlich seines eigenen Bauchansatzes bewußt. Zum Teufel, Freddy, jeder

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