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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Grimasse und spuckte es aus, aber der Geschmack blieb wie ein lebensbedrohender Begleiter auf seiner Zunge. Er hängte das Schlauchende über den Rand von Marys Putzeimer und sah zu, wie ein dünner rötlicher Strahl auf den Eimerboden spritzte. Nach einer Weile tröpfelte der Strahl nur noch, und er hatte schon Angst, daß er das Ganze noch mal machen müßte, doch dann wurde er wieder dicker und floß beständig weiter. Es hörte sich an wie das Urinieren in einem öffentlichen Klo.
    Er spuckte auf den Boden, spülte seinen Mund mit Speichel und spuckte nochmals. Nun hatte er fast jeden Tag in seinem Erwachsenenleben mit Benzin zu tun gehabt, aber so einen intimen Kontakt hatte er noch nie erlebt. Er hatte es nur einmal mit den Fingern berührt, als er den kleinen Tank seines Rasenmähers überfüllt hatte. Plötzlich war er froh, daß es geschehen war. Selbst der unangenehme Geschmack im Mund schien ganz in Ordnung zu sein.
    Während der Eimer sich füllte, ging er wieder ins Haus (es schneite jetzt stärker) und holte ein paar Putzlumpen aus dem Schrank unter der Küchenspüle. Er nahm sie in die Garage mit und riß sie dort in Streifen, die er auf der Motorhaube des LTD ausbreitete.
    Als der Eimer halb voll war, hängte er den Schlauch in den kleinen galvanisierten Stahleimer, in dem er normalerweise Asche und Schlacke aufbewahrte, um damit die glatte Auffahrt im Winter zu streuen. Während dieser sich füllte, stellte er die zwanzig Bier- und Sodaflaschen in vier ordentlichen Reihen auf und füllte sie mit Hilfe des Trichters dreiviertel voll Benzin. Danach zog er den Schlauch aus dem Stahleimer und schüttete den Inhalt in Marys Putzeimer um. Der Eimer war jetzt fast randvoll.
    Er steckte einen Fetzen Stoff in jeden Flaschenhals, um sie dicht zu verschließen. Dann brachte er den Trichter ins Haus zurück. Der Schnee bedeckte jetzt in kleinen, schiefen Windverwehungen den Boden, und die Auffahrt war schon ganz weiß. In der Küche stellte er den Trichter ins Spülbecken und nahm den Plastikdeckel von Marys Eimer aus dem Schrank. Wieder in der Garage, deckte er den Eimer fest damit zu. Er öffnete den Kofferraum des LTD und stellte den Eimer hinten rein. Dann stellte er seine Molotowcocktails in einen der Kartons, dich nebeneinander, so daß sie nicht umkippen konnten und aufgereiht wie wachsame Soldaten dastanden. Den Karton stellte er in Reichweite auf den Beifahrersitz. Dann ging er ins Haus zurück, setzte sich in seinen Sessel und schaltete mit seinem Raumfahrtcommander den Fernseher ein. Der ›Dienstagabendfilm der Woche‹ war ein Western mit David Janssen in der Hauptrolle. Er fand, daß David Janssen einen ziemlich bescheuerten Cowboy abgab.
    Als der Film vorbei war, behandelte Marcus Welby einen geistig gestörten Teenager auf Epilepsie. Der Teenager fiel immer wieder in der Öffentlichkeit in Ohnmacht. Marcus Welby heilte ihn natürlich. Danach folgten zwei Reklamespots, einer für Hundefutter und einer für ein Schallplattenalbum mit einundvierzig beliebten Spirituals. Dann die Nachrichten. Die Wettervorhersage kündigte an, daß es die ganze Nacht über und die Hälfte des nächsten Tages schneien würde. Die Bevölkerung wurde gebeten, möglichst zu Hause zu bleiben. Die Straßen wären gefährlich glatt, und die Räumfahrzeuge würden erst gegen zwei Uhr morgens mit ihrer Arbeit beginnen. Starke Winde sorgten für Schneeverwehungen, und alles in allem würden in den nächsten zwei Tagen die Straßenverhälrnisse ziemlich schlecht sein.
    Nach den Nachrichten kam Dick Cavett dran. Er sah sich die Sendung ungefähr eine halbe Stunde an und schaltete den Fernseher dann ab. Ordner wollte ihm also etwas Kriminelles anhängen, was? Nun, wenn er hinterher mit seinem LTD steckenblieb, konnte er das haben. Aber er glaubte, daß seine Chancen ganz gut standen. Der LTD war ein schwerer Wagen und hatte Spikes auf den Hinterrädern.
    Er zog sich seinen Mantel, Hut und Handschuhe an und blieb dann zögernd in der Küchentür stehen. Er machte noch mal einen Rundgang durch das warme, erleuchtete Haus und sah sich alles an - den Küchentisch, den Herd, den Eßzimmerschrank mit den am oberen Regal aufgehängten Teetassen, das Alpenveilchen auf dem Kaminsims im Wohnzimmer - und eine heiße Woge von Zuneigung durchströmte ihn. Er wollte das alles beschützen. Er stellte sich vor, wie die Stahlkugel mit Getöse durchs Haus fahren, die Mauern einstürzen, die Fenster zersplittern, die Trümmer über die Fußböden

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