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Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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genommen hast, ohne einen Beleg hin-einzutun, oder ob du deine Privatwäsche auf Geschäftskosten gewaschen hast. Er hat mich sogar gefragt, ob du mit einigen Motels vielleicht Extra vertrage gehabt hast.«
    »Dieser Hurensohn«, sagte er nachdenklich.
    »Wie ich schon sagte, dieser Mistkerl sucht nach einem dicken Kolben, mit dem er dir das Maul stopfen kann, Bart.
    Ich glaube, er hofft, dir was Kriminelles anhängen zu können, um dich dranzukriegen.«
    »Das wird ihm nicht gelingen. Es bleibt alles in der Familie. Und die ist auseinandergebrochen.«
    »Sie ist schon vor langer Zeit kaputtgegangen«, sagte Tom gelassen. »Als Ray Tarkington gestorben ist. Ich kenne sonst niemanden, der sauer auf dich ist, außer eben Ordner. Diese Kerle in der Verwaltung … für die zählen nur Dollars und Cents. Sie haben keinen blassen Schimmer vom Wäschereigeschäft, und sie wollen auch gar nichts davon wissen.«
    Darauf fiel ihm nichts zu sagen ein.
    »Also …« Tom seufzte. »Ich dachte, das solltest du wissen. Sag mal, hast du das von Johnny Walkers Bruder gehört?«
    »Arnie? Nein, was ist mit ihm?«
    »Er hat sich umgebracht.«
    »Was?«
    Tom machte ein Geräusch, als würde er Luft durch seine Vorderzähne saugen. »Er hat einen Schlauch vom Auspuffrohr durch das Fenster seines Wagens geführt und alles dichtgemacht. Der Zeitungsjunge hat ihn gefunden.«
    »Heiliger Jesus«, flüsterte er und dachte an Arnie, wie er auf dem Krankenhausstuhl gekauert und gezittert hatte.
    »Das ist ja schrecklich.«
    »Ja …« Tom machte wieder dieses saugende Geräusch.
    »Wir sehen uns dann morgen, Bart.«
    »Klar. Danke, daß du angerufen hast.«
    »Bitte, bitte. Wiedersehen.«
    Er legte langsam den Hörer auf und dachte immer noch an Arnie und an das hohe, wimmernde Weinen, in das Arnie ausgebrochen war, als er den Priester gesehen hatte.
    Jesus, er hat seine Hostien dabei, haben Sie das gesehen?
    »Das ist eine Schande«, sagte er ins leere Wohnzimmer, und die Worte hallten tot von den Wänden zurück. Dann ging er in die Küche und mixte sich einen Drink.
    Selbstmord.
    Das Wort hatte einen zischenden, bedrängenden Klang wie eine Schlange, die sich durch einen engen Spalt windet.
    Es schlüpfte wie ein entfliehender Sträfling zwischen der Zunge und dem Gaumen hervor.
    Selbstmord.
    Seine Hand zitterte, als er den Southern Comfort ins Glas schüttete, und der Flaschenhals klapperte gegen den Glasrand. Warum hat er das getan, Freddy? Sie waren doch nur zwei alte Kumpel, die eine gemeinsame Wohnung hatten. Jesus Christus, warum tut jemand so was?
    Aber er glaubte, daß er den Grund kannte. 

18.-19. Dezember 1973
    Er kam schon morgens um acht zur Wäscherei. Obwohl die Abbrucharbeiten nicht vor neun beginnen würden, stand schon eine ansehnliche Menschengruppe herum, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben und den Atem in weißen Wölkchen vor den Mündern wie Sprechblasen. Tom Granger, Ron Stone, Ethel Diment, die Hemdenbüglerin, die sich während der Mittagspause meistens betrank und dann den ganzen Nachmittag über sämtliche Hemdenkrägen verbrannte, Gracie Floyd und ihre Cousine Maureen, die beide an den Heißmangeln gearbeitet hatten, und noch zehn oder fünfzehn andere.
    Die Straßenbaubehörde hatte gelbe Sägeböcke und Warnblinker sowie große orangefarbene Schilder mit schwarzer Schrift aufstellen lassen:
    UMLEITUNG
    Die Schilder lenkten den Verkehr um den Block herum. Auch der Bürgersteig gegenüber der Wäscherei war abgesperrt.
    Tom Granger grüßte ihn kurz mit einem Kopfnicken, kam aber nicht zu ihm herüber. Die anderen von der Wäscherei warfen ihm neugierige Blicke zu und steckten die Köpfe zusammen.
    Verfolgungswahn, Freddy. Wer wird der erste sein, der auf mich zugeht und mir j’accuse ins Gesicht brüllt?
    Aber Freddy sagte heute wieder nichts.
    Um Viertel vor neun fuhr ein brandneuer Toyota Corolla vor, der das Zehn-Tage-Probefahrt-Schild noch im Rückfenster kleben hatte, und Vinnie Mason stieg aus. Er war elegant gekleidet, wirkte aber noch etwas unsicher in dem teuren Ka-melhaarmantel und mit den Lederhandschuhen. Er warf ihm einen wütenden Blick zu, der selbst Stahlnägel verbogen hätte, und ging auf die Gruppe zu, in der Ron Stone, Dave und Pollack zusammenstanden.
    Um zehn vor neun kam der Kran die Straße herauf. Die große Stahlkugel baumelte wie eine riesige, vom Körper losgetrennte äthiopische Titte vom Kranhals herab. Der Kran rollte langsam und betulich auf seinen schweren,

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