Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprengstoff

Sprengstoff

Titel: Sprengstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
wird so eng wie ein Keuschheitsgürtel werden, wenn das mit der Energiekrise so weitergeht, Vinnie. Es könnte deine letzte Chance sein. Es …«
    Vinnie fuhr herum. »Ich sage es dir zum letzten Mal, Bart!«
    »Du spülst deine wertvolle Zukunft im Klo hinunter, Vinnie. Dazu ist das Leben zu kurz. Was wirst du deiner Tochter sagen, wenn du …«
    Vinnie schlug ihn direkt aufs Auge. Ein greller Schmerz durchzuckte ihn, und er stolperte mit rudernden Armen zurück. Die Kinder, die dem Weihnachtsmann gefolgt waren, fielen über die Spielsachen, die er gekauft hatte - Puppen, GI Joe, Schachspiel - und die jetzt in hohem Bogen durch die Luft flogen. Er fiel in ein Regal mit Spieltelefonen, die sich über den Boden verstreuten. Ein kleines Mädchen schrie auf wie ein verwundetes Tier, und er dachte: Weine nicht, meine Kleine, es ist nur der alte George, der fällt auch zu Hause öfter mal um. Jemand anderer, vielleicht der liebe, gute Weihnachtsmann, fluchte und rief nach dem Hausdetektiv. Dann lag er auf dem Boden inmitten von Plastikgehäusen, Telefondrähten, herausgefallenen Batterien und losen Hörern. Aus einem sagte eine Stimme wieder und wieder in sein Ohr: Möchtest du mit mir in den Zirkus gehen? Möchtest du mit mir in den Zirkus gehen? Möchtest du …‹ 

17. Dezember 1973
    Das Schrillen des Telefons riß ihn aus einem unruhigen Mittagsschlaf. Er hatte geträumt, daß ein junger Wissenschaftler die Möglichkeit entdeckt hätte, durch eine Änderung der chemischen Zusammensetzung von Erdnüssen unbegrenzte Mengen von umweltfreundlichem Benzin zu erzeugen. Das schien sämtliche Probleme zu lösen, die nationalen wie die persönlichen, und der Traum hatte ihn in eine Stimmung von aufkeimender Freude versetzt. Das Telefon hatte allmählich einen Kontrapunkt dazu gebildet, der ihm immer mehr ins Bewußtsein gedrungen war, bis der Traum sich schließlich aufgejöst und der unwillkommenen Realität Platz gemacht hatte.
    Er rappelte sich von der Couch auf, schlurfte zum Apparat hinüber und nahm den Hörer ab. Sein Auge tat nicht mehr weh, aber im Spiegel konnte er immer noch das Veilchen erkennen.
    »Hallo?« 
    »Hallo Bart, hier ist Tom.«
    »Oh, Tom. Wie geht es dir?«
    »Ganz gut. Hör mal, Bart, ich dachte, du würdest es gern wissen. Sie reißen morgen das Blue Ribbon ab.«
    Er riß die Augen weit auf. »Morgen? Das kann doch nicht sein. Sie … Himmel, es ist doch bald Weihnachten.«
    »Gerade darum.«
    »Aber sie sind doch noch gar nicht soweit.«
    »Es ist das letzte Geschäftsgebäude, das ihnen noch im Weg steht. Sie wollen es noch wegräumen, bevor sie in die Weihnachtsferien gehen.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, sie habe es heute morgen in den lokalen Nachrichten gebracht.«
    »Wirst du dir das ansehen?«
    »Sicher. Ich hab’ zu viele Jahre meines Lebens in den alten Mauern verbracht, um mir das entgehen zu lassen.«
    »Dann sehe ich dich wohl morgen.«
    »Das nehme ich an.«
    Er zögerte einen Augenblick. »Hör mal, Tom, ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich glaube nicht, daß sie das Blue Ribbon wieder aufmachen werden, weder in Waterford noch sonstwo. Wenn ich dein Leben völlig durcheinandergewor-fen habe …«
    »Nein, nein, mir geht es gut. Ich bin jetzt Techniker bei den Brite-Kleen-Leuten. Kürzere Arbeitszeit, bessere Bezahlung. Ich hab’ wohl die Rose auf dem Misthaufen gefunden.«
    »Wie ist es da?«
    Tom seufzte durch die Leitung. »Nicht sehr schön. Aber ich bin schon über fünfzig, da ist es schwierig, sich umzugewöhnen. In Waterford wäre es wohl dasselbe gewesen.«
    »Tom, was ich getan habe …«
    »Ich will nichts davon hören, Bart. Das ist eine Sache zwischen dir und Mary und geht mich nichts an.«
    »In Ordnung.«
    »Eh … kommst du zurecht?«
    »Klar. Ich hab’ da so einiges in Aussicht.« 
    »Freut mich zu hören.« Tom schwieg, bis die Stille belastend wurde, und er wollte ihm schon für den Anruf danken und auflegen, als Tom plötzlich weitersprach: »Steve Ordner hat mich deinetwegen angerufen. Direkt hier bei mir zu Hause.«
    »Oh, tatsächlich? Wann?«
    »Letzte Woche. Er ist verdammt sauer auf dich, Bart. Er hat immer wieder gefragt, ob einer von uns etwas davon gewußt hat, daß du das Waterford-Geschäft platzen lassen wolltest.
    Aber das war nicht alles. Er wollte alles mögliche wissen.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Ob du mal was aus dem Geschäft mit nach Hause genommen hättest, Büromaterial oder was weiß ich. Ob du jemals Geld aus der Kasse

Weitere Kostenlose Bücher