Sprich nicht darüber
genug.
In dem Moment, als sie nicht mehr auf der Klärung ihrer Identität beharrte, als sie sich eine richtige Ehe mit Constantin wünschte, hätte es ihr klar sein müssen: Sie liebte ihn. Aber er wollte nur Sex von ihr. Er war für sie unwiderstehlich, sie für ihn nichts weiter als – ein notwendiges Übel. Wäre nicht dieser unselige Artikel gleich nach der heimlichen Hochzeit gewesen, hätte Constantin sie am nächsten Morgen verlassen, ohne sich noch einmal umzudrehen.
“Bist du gar nicht neugierig wegen des Artikels?” wollte Maurice wissen. “Constantin hat dir sicher erzählt, dass ich die Schuld auf mich genommen habe. Im Grunde war es tatsächlich meine Schuld. Ich hätte meiner Schwester nichts davon sagen sollen.”
“Lorna?” Rosie fuhr herum.
“Sie traf sich ein paar Mal im Pub mit diesem Mitch, einem Reporter bei der Lokalzeitung, Lorna war offenbar ziemlich versessen auf ihn”, erklärte Maurice grimmig. “Um ihn mit ihrem interessanten Bekanntenkreis zu beeindrucken, prahlte sie mit der Geschichte. Sie lieh Mitch sogar das Foto, das sie mal von dir gemacht hatte.”
Rosie erinnerte sich an den Tag, als sie und Maurice das Cottage bezogen. Lorna hatte fotografiert und Rosie Abzüge geschenkt.
“Mitch ging mit dem Knüller zu einer Londoner Boulevardzeitung und wurde nicht mehr gesehen. Ein Glück, dass ich Lorna nur von der Heirat erzählt habe und sonst nichts. Sie glaubt, du hättest Constantin in London kennen gelernt”, fuhr Maurice fort. “Wenn sie von Anton und dem Testament gewusst hätte, wäre die Katastrophe perfekt gewesen.”
Rosie seufzte. “Du hast dich vor deine Schwester gestellt.”
“Na ja, Constantin kann ziemlich aggressiv werden. Er kann sogar aus dem Nichts angeschossen kommen wie eine Rakete”, ächzte Maurice, indem er in den Rückspiegel starrte.
Spontan wollte Rosie Constantin verteidigen, doch sie hielt sich zurück. “Wahrscheinlich habe ich mich bloß ein bisschen in ihn verguckt. Das geht vorbei”, beteuerte sie. Sie musste ihr Gesicht wahren, die Sache hatte ohnehin keine Zukunft.
“Das hoffe ich für dich. Nur ein Wahnsinniger würde auf so einer gefährlichen Straße so dicht an meiner Stoßstange kleben.” Auf Maurices Stirn standen Schweißtropfen.
“Wie bitte..?” Rosie fuhr herum. Im selben Augenblick raste ein roter Sportwagen an ihnen vorbei, setzte sich vor den Jeep und bremste mit quietschenden Reifen.
In panischem Schrecken ging Maurice ebenfalls voll in die Bremsen. Constantin sprang locker aus dem Sportwagen und kam auf den Jeep zu.
“Er hat früher mal Autorennen gefahren”, erklärte Rosie nervös. “Thespina hat ihn davon abgebracht.” Danach hat er sich auf Flirts verlegt, fügte sie im Stillen hinzu.
“Er läuft direkt am Abgrund entlang, wo es Hunderte von Metern abwärts geht, ohne hinzusehen”, stellte Maurice entsetzt fest.
“Kannst du nicht einfach weiterfahren?” schlug Rosie vor.
“Du bist genauso verrückt wie der!” rief Maurice. “Ich bin doch nicht lebensmüde. Gegen seinen Wagen komme ich nicht an.”
Constantin blieb kurz vor dem Jeep stehen, nahm die Sonnenbrille ab und schob sie in die Brusttasche seines eleganten Jacketts. Der Blick, mit dem er Rosie maß, war kalt wie Eis. Sie zitterte. Die stumme Drohung schüchterte sie mehr ein, als es ein Wutausbruch gekonnt hätte.
Maurice blickte ängstlich zwischen den beiden hin und her. “Steig aus, Rosie”, bat er leise. “Ich kann nur in meiner eigenen Klasse kämpfen. Außerdem ist Constantin dein Ehemann.”
Ungläubig, mit offenem Mund starrte Rosie ihn an.
“Es sei denn, du sagst mir, er schlägt dich.” Maurice sah sie fragend an.
Einen Moment lang überlegte Rosie, ob sie einfach lügen sollte. Doch sie verwarf den Gedanken sofort. “Aber du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen, Maurice!”
“Tut mir Leid, da mische ich mich nicht ein.” Energisch drückte Maurice auf die Sperre ihres Sicherheitsgurts.
“Sehr klug von Ihnen”, bemerkte Constantin. Wie ein Beutejäger pirschte er an der Motorhaube vorbei.
“Wir sehen uns noch”, sagte Maurice lakonisch.
Constantin machte sich nicht die Mühe, die Beifahrertür zu öffnen, er hob Rosie kurzerhand aus dem Wagen.
“Lass mich”, fauchte sie, rot vor Zorn und Beschämung. “Ich kann allein laufen.”
Constantin ignorierte ihren wütenden Protest und trug sie schweigend die Straße entlang, um sie in den Sportwagen zu setzen.
“Wie kannst du es wagen, mich so zu
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