Sprich nicht darüber
Meine Güte, was verstehe ich schon davon?”
Abrupt löste er sich von Rosie und sprang aus dem Bett. “Ich brauche eine Dusche.”
“Constantin..?” flüsterte Rosie verunsichert.
“Es tut mir Leid, dass ich dir wehgetan habe”, sagte er auf der Schwelle zum Bad, ohne sich umzudrehen oder sie anzusehen. “Aber ich bin momentan ganz und gar nicht einverstanden mit dieser Entwicklung.”
Rosie fühlte sich unsäglich gedemütigt. Sie lag da und horchte auf die Geräusche der Dusche. Constantin bedauerte die “Entwicklung”. Seine sexuellen Bedürfnisse waren befriedigt, er wollte den Tatort so schnell wie möglich verlassen. In Rosies Kehle saß ein dicker Klumpen, in ihren Augen brannten ungeweinte Tränen.
Sie hätte ihn abweisen, einfach nein sagen können. Aber sie hatte sich dummerweise auf ihn eingelassen und die Augen vor den Konsequenzen fest verschlossen. Trotzdem, selbst in ihren schlimmsten Erwartungen hatte sie nicht mit so einer brutalen Zurückweisung gerechnet.
Constantin erschien. Geräuschvoll machte er sich im Zimmer zu schaffen. Aus Neugier sah Rosie schließlich hin. Die goldfarbene Haut seines Rückens schimmerte im Lampenlicht. Er zog eine Jeans an, seine ungeduldigen Bewegungen waren spannungsgeladen. Gegen ihren Willen starrte Rosie ihn fasziniert an.
“Ich gehe spazieren”, teilte Constantin ihr knapp mit.
“Lass dich nicht aufhalten”, gab Rosie zurück. Sie drehte sich um und fühlte sich einsamer als je zuvor. Sie hatte sich eingebildet, Constantin zu kennen, aber sie wusste rein gar nichts von ihm. Warum verhielt er sich so seltsam? Was ging in seinem Kopf vor? Sie machte sich bittere Vorwürfe. Klar, so musste es kommen, wenn man mit einem wildfremden Mann ins Bett ging.
Gegen Morgen fiel Rosie endlich in einen unruhigen Schlaf. Kurz nach neun wurde sie von Stimmen unter ihrem Fenster geweckt. Es waren Arbeiter, die das Dach reparieren sollten.
Sie duschte, benutzte die flauschigen neuen Handtücher und fragte sich, wo Constantin wohl die Nacht verbracht haben mochte. Im selben Moment hasste sie sich für die Frage.
Im Erdgeschoss kam sie an einer geschlossenen Tür vorbei, hinter der sie Constantin telefonieren hörte. Ein Hausmädchen führte sie ins Esszimmer. Das Frühstück war serviert, aber Rosie hatte keinen Appetit. Während sie eine Tasse Kaffee trank, erschien Carmina mit einem gewaltigen Blumenstrauß.
“Verzeih mir”, stand auf der beiliegenden Karte.
Rosies Wangen wurden heiß. Ihm verzeihen? Nicht in tausend Jahren, und wenn er auf allen Vieren angekrochen käme! Sie knirschte mit den Zähnen. Vermutlich hatte er Dimitris aufgetragen: “Besorg ein paar Blumen für sie.” Nein, wie aufmerksam. Und der Grund? Hier saß Constantin auf einem einsamen Hügel mit einer widerstrebenden Ehefrau, sexuell erreichbare Frauen waren dünn gesät. Die Aussicht, plötzlich auf dem Trockenen zu sitzen, brachte ihn offenbar in Panik. Da wollte er es sich nicht mit der einzigen Anlaufstelle für seine Bedürfnisse verderben.
Empört stieß Rosie die Tür zum Wohnzimmer auf, das jetzt als Büro diente. Wenn es ein dramatischer Auftritt sein sollte, dann ging er daneben, denn hier herrschte eine solche Betriebsamkeit, dass niemand Notiz von ihr nahm. Eine schlanke, dunkelhaarige Frau schrieb im Stehen mit, was Constantin ihr diktierte, während er gleichzeitig telefonierte. Ein junger Mann arbeitete am Computer, ein anderer las ein langes Fax.
Rosie ging quer durchs Zimmer zu dem elektrischen Aktenzerreißwolf und stopfte die Blumen in die Öffnung. Das Gerät zermalmte die ersten paar Stiele, dann streikte es und begann zu piepsen. Plötzlich war Stille im Raum.
Constantin legte langsam den Hörer auf. Rosie sah nur ihn und seine dunklen Augen. Er stand auf. In seinem leichten hellgrauen Anzug wirkte er attraktiv wie eh und je. Die Mitarbeiter verließen diskret das Büro. Rosie atmete tief durch, aber das kühlte ihre Wut nicht. Frustriert warf sie die restlichen Blumen auf den Boden.
“Du widerliches Ekel! Wie kannst du es wagen, mir jetzt mit Blumen zu kommen?”
“Es ist mir ernst mit meiner Entschuldigung”, gab Constantin beherrscht zurück. “Was gestern Nacht war, hätte nicht passieren dürfen.”
Rosie wurde blass. Obwohl sie im Grunde seiner Meinung war, tat es doch ungeheuer weh, es aus seinem Mund zu hören. Sie sah zu Boden, um ihren inneren Aufruhr zu verbergen. “Du hast es darauf angelegt, mich ins Bett zu bekommen”, sagte sie
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