Spring in den Himmel
auf Rafiks SMS, auch nicht auf ihre, in der sie sich für die gemeinsamen Tage, die Anlage, die ehrlichen Worte bedankt hatte.
Sie wollte mit Alexander sprechen, seine Stimme hören. Aber nur Mailbox. Sie schrieb ihm eine Nachricht. Wie sehr sie ihn vermisste. Wann sie sich wiedersehen würden. Wann er seinen Opa besuchte.
Rafik platzte herein, in jeder Hand ein Meerschweinchen. »Ich habe die Meerschweinchen umgetauft!«
»Hallo? Kannst du nicht anklopfen?«
»Ich muss die Meerschweinchen tragen!«
»Aber die Tür hast du doch auch aufgekriegt.«
Rafik deutete an, dass er die Klinke mit dem Kinn runtergedrückt hatte.
Jamina schrieb die SMS an Alexander fertig und schickte sie weg.
»Sie heißen Yaya und Yuyu.«
Rafik grinste von einem Ohr zum anderen, so stolz war er auf die beiden Namen. Als Jamina nicht gleich antwortete, erklärte er ihr, wie er es gemeint hatte.
»Ich hab sie von Yoyo. Deshalb heißen sie so ähnlich wie sie.«
»Und warum nicht Yeye und Yiyi?«
»Weil das blöd klingt …« Rafik rümpfte die Nase. Dann hob er das etwas kleinere, gelb-weiße Meerschweinchen hoch. »Das ist Yaya.« Dann das grau-braune: »Das ist Yuyu.« Als Jamina nicht reagierte, sah er sie bittend an. »Darf ich es Yoyo schreiben?«
»Sie hat doch auf deine andere SMS noch gar nicht geantwortet.«
»Dann hat sie die bestimmt nicht bekommen.«
Rafik nahm sich ihr Handy und begann zu tippen.
Sie wird wieder nicht antworten, dachte Jamina. Wir hatten ein paar nette Tage und sie ist wieder abgetaucht. Ist sie nach Hause gegangen? Zu ihrem Vater oder in die WG? Ob sie wohl andere Freunde hatte, bei denen sie auch einfach so übernachtete? Mädchen? Vielleicht auch Jungs?
»Fertig!«, rief Rafik und schickte die SMS ab. Dann starrte er auf das Display und wartete.
»Ich bin mir nicht sicher, ob Yoyo dieses Mal antwortet.«
»Aber sie kriegt die SMS doch gleich.«
»Deshalb muss sie die nicht gleich lesen.«
»Vielleicht ist sie schon im Bett«, vermutete Rafik.
»Da gehörst du jetzt auch hin.«
Rafik zog eine Grimasse. »Aber wenn Yoyo antwortet …«
»… sag ich es dir sofort«, versprach Jamina.
Kaum war Rafik gegangen, brummte ihr Handy. Eine SMS! Von Alexander? Von Yoyo?
Sie war von Sophia.
Ich komm morgen früh vorbei. Ist wichtig.
19. Kapitel
Jamina lag im Bett, sie konnte nicht schlafen. Nach der SMS hatte sie versucht, Sophia zu erreichen. Aber die hatte nicht reagiert. Wer hätte gedacht, dass Yoyo und Sophia etwas gemeinsam hatten – man schickt ihnen eine Nachricht, man ruft sie an, aber sie sind abgetaucht.
Was wollte Sophia? Wahrscheinlich hatte sie etwas herausgefunden. Über die WG. Über Yoyo. Wollte es ihr nicht am Telefon sagen. Sondern ihren Erfolg genießen. Aber welchen Erfolg? Was konnte sie schon Schreckliches entdeckt haben?
Jamina rief sich all die schönen Erinnerungen ins Gedächtnis, die sie mit Yoyo verbanden. Das war etwas ganz anderes als die jahrelange, gleichbleibende Freundschaft mit Sophia. Da war etwas Neues, Spannendes und Geheimnisvolles.
Okay, sie würde Sophia zuhören. Aber sie wollte sich dadurch ihre Freundschaft mit Yoyo nicht kaputt machen lassen.
Was hatte Yoyo damals nach dem Bungee-Sprung gesagt?
Danke, dass du meine Freundin bist. Das hab ich noch nie mit jemand anderem erlebt, weißt du. Jetzt ist nichtsmehr wie vorher. Wir sind stark geworden. Wir sind füreinander da …
Mit diesem Gedanken schlief sie ein.
Sie saßen nebeneinander an Jaminas Schreibtisch vor dem kleinen Laptop: Jamina und Sophia. Mit zwölf, selbst noch mit vierzehn Jahren hatten sie einander am Küchentisch gegenübergesessen und Hausaufgaben gemacht. Einander geholfen, sich unter dem Tisch mal mit den Füßen gekabbelt, viel gelacht und auch mal über Jungs geredet.
Wann hatte das aufgehört, überlegte Jamina, während sie darauf warteten, dass der Laptop hochfuhr. Es hatte nichts mit Yoyo zu tun, es hatte schon früher begonnen …
Genau: Als Sophia vergangenes Jahr für kurze Zeit mit Sven zusammen war. Einfach nur so, hatte sie gesagt. Weil sie auch mal wissen wollte, wie das ist, wenn man einen Freund hat.
»Bist du denn gar nicht in ihn verliebt?«, hatte Jamina verblüfft gefragt.
»Ich mag ihn, weil er in mich verliebt ist«, war die Antwort gewesen und dann hatte Sophia gelacht. »Das klingt so bescheuert, ich glaub nicht, dass ich das gesagt habe!«
Auf einmal hatte Sophia immer weniger Zeit für sie gehabt, nachmittags war sie mit Sven unterwegs. Nach
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