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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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gezuckt. »Geht im Notfall auch so.«
    Nachmittags war sie wiedergekommen, hatte mit Jamina gelernt, mit Rafik gespielt, als wäre es ihre Familie, als wäre es ihr Leben. Die Eltern schienen es selbstverständlicher zu finden als Jamina selbst, dass Yoyo ein und aus ging. Dass sie so oft da war, dass sie mehrere Tage und Nächte blieb, es war kein Thema. Nur ihr schien es manchmal zu viel zu werden.
    »Wenn du was vorhast, kümmere dich nicht um mich. Ich kann mich schon beschäftigen«, hatte Yoyo gesagt.
    Jamina hatte sich einmal mit Alexander getroffen, hatte sich um Herrn Kamke gekümmert. Alles war wie immer. Fast wie immer. Denn wenn sie in ihr Zimmer kam, dann war schon jemand da.
    »Kann ich mir einen Pullover von dir nehmen? Ich glaube, meiner müffelt allmählich.«
    Wie selbstverständlich brachte sie ein paar Kleidungsstücke mit und bot Jamina an, sie auszuleihen, wenn sie Lust darauf hatte. Irgendwann hing auch Yoyos Wäsche mit am Wäscheständer, sie kaufte für die Familie ein, als gehörte sie dazu.
    Wie schnell das geht, dachte Jamina. Wie schnell sie ein Teil dieser Familie geworden ist. Wie sehr es mich manchmal nervt, wenn sie die ganze Zeit da ist, Tag und Nacht. Wie sehr sie sich aber manchmal auch zurückziehen kann, sodass ich das Gefühl habe, sie ist gar nicht da.
    Wie sehr ich mir ab und zu wünsche, sie würde mal wieder nach Hause gehen, damit ich für mich sein kann. Abends noch leise mit Alexander telefonieren zum Beispiel.
    Wie sehr sie mir aber jetzt fehlt, wo sie weg ist. Ich habe mich an sie gewöhnt. Dass immer jemand da ist, dass sie Zeit hat, zuhört, Faxen macht, Lieder singt, schräge Ideen hat.
    Es war schön, aufzuwachen und in die Augen eines Menschen zu blicken, der einem wichtig war. Wann würde sie zum ersten Mal neben Alexander aufwachen? Wäre es in diesem Zimmer? Oder bei ihm zu Hause?
    Jamina stand auf, schaltete die Stereoanlage ein und hörte die Musik von Amy Winehouse.
    I can't help you if you won't help yourself
    I can't help you if you won't help yourself
    You can only get so much from someone else
    I can't help you if you won't help yourself.
    Sie schrieb eine liebe Guten-Morgen-SMS an Alexander, dann räumte sie die wenigen Habseligkeiten, die Yoyo hier deponiert hatte und die weit verstreut herumlagen, zusammen und legte sie in ein Fach in ihrem Schrank. Als sie aus dem Bad in die Küche kam, sah ihre Mutter sie nachdenklich an.
    »Bleibt diese Musikanlage in deinem Zimmer?«
    Jamina nickte nur und nahm sich Kakao.
    »Ist es ein Geschenk von Friederike?«
    »Ich seh das eher als Leihgabe.«
    Die Mutter wirkte wenigstens etwas beruhigt. Jamina setzte sich an den Tisch und begann mit dem Frühstück. Sie sah aber am verschlossenen Gesicht ihrer Mutter, dass die noch irgendetwas auf dem Herzen hatte.
    »Was ist denn noch, Mama?«
    »Nichts.«
    »Ich seh dir doch an, dass dir was nicht passt.«
    Die Mutter setzte sich zu ihr und sah sie ernst an.
    »Friederike ist ein nettes Mädchen, finde ich. Ihr Vater ist sehr reich, aber er kümmert sich nicht um sie. Also gibt er ihr Geld, um das Gefühl zu haben, dass er doch für sie da ist.«
    »So ähnlich wird's wohl sein.«
    »Ich möchte nicht, dass sie dir so große Geschenke macht. Dass sie meint, sie müsse unsere Lebensmittel bezahlen, wenn sie ein paar Tage da ist.«
    »Warum besprichst du das nicht mit ihr selbst?«
    »Weil du meine Tochter bist und nicht sie.«
    »Stört es dich, dass sie ein paar Tage da war?«
    Die Mutter schüttelte den Kopf. »Sie ist deine Freundin.Du musst wissen, ob es für dich in Ordnung ist, wenn sie mit in deinem Zimmer wohnt.«
    »Aber irgendetwas ist doch anders, wenn sie da ist.«
    »Ich nehme es als Kompliment, dass sie sich bei uns so wohlfühlt.«
    Jamina überlegte. Jetzt war doch eine gute Gelegenheit, mit der Mutter über das Geld von Herrn Kamke zu reden.
    »Mama, ich wollte was mit dir besprechen …«
    In diesem Moment kam Rafik herein, die Arme ausgebreitet, laut brummend.
    »Ich bin ein Flieger, ich bin ein Flieger!«
    »Du bist vor allem spät dran«, mahnte die Mutter. »Setz dich bitte und iss dein Brot. Du musst in zehn Minuten los.«
    Wieder eine Gelegenheit vorbei.
    Bevor sie zur Schule ging, kam noch eine SMS. Aber nicht von Alexander, sondern von Sophia.
    WICHTIG! Hab dir einen Link geschickt.
    Mit ihrem Handy kam Jamina nicht ins Netz, also schaltete sie noch schnell ihren Laptop ein und starrte gebannt auf den Bildschirm. Ging es um Yoyo? Hatte Sophia doch

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