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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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schüttelte den Kopf: »Ich find's mies, dass du Yoyo nachspioniert hast.«
    »Ich hab's für dich getan«, sagte Sophia und nahm ihre Tasche. Dann grinste sie schief: »Spruch meiner Mom: Du wirst mir noch mal dankbar dafür sein!«
    Minutenlang saß Jamina still da, nachdem Sophia gegangen war. Sie starrte auf die ausgedruckte Mail und wagte es nicht, sie zu lesen. Was stand drin? Was verband diese Pink mit Yoyo?
    Sie wollte gerade die Hand nach der Mail ausstrecken, als es klingelte. Sie hörte, wie ihr Vater die Tür öffnete, er begrüßte jemanden, ließ ihn in die Wohnung. Alexander. Sie erkannte seine Stimme. Schnell steckte sie die Mail weg, schaltete den Laptop aus und fuhr sich durchs Haar. Da klopfte es schon und Alexander streckte den Kopf zur Tür herein.
    »Hi, stör ich dich?«
    »Nein, natürlich nicht. Komm rein.«
    Alexander war seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Bisher hatten sie sich bei seinem Opa getroffen oder gemeinsam etwas unternommen. Aber dass er so plötzlich in ihrem Zimmer stand, dass sie mit ihm allein war …
    »Ich war gerade bei Opa, aber der ist völlig okay und da dachte ich …«
    Schweigen. Sie sahen sich an. Alexander wich ihrem Blick aus und schaute sich im Zimmer um.
    »Da hat sich aber einiges verändert, seit ich das letzte Mal hier war.«
    Jamina lächelte. »Hatte ich nicht damals noch die Tapete mit den Märchenmotiven?«
    Alexander nickte und lächelte zurück. »Und den Teppichboden mit den Buchstaben drauf.«
    Er wandte sich um und musterte das Poster von Amy Winehouse. »Magst du sie?«
    »Das hat Yoyo aufgehängt.«
    »Magst du sie?« Alexander blieb bei seiner Frage.
    Jamina überlegte. Sah zur Anlage, die CD von Amy lag noch drin.
    »Ich mag ihre Musik.«
    »Und sie so als Typ?«
    »Mir ist das unheimlich, wenn Menschen so extrem sind«, sagte Jamina leise. »Es ist, wie wenn sie innerlich verbrennen. Wie wenn sie alle Energie, die man auch auf achtzig Jahre verteilen kann, in zwanzig aufbrauchen.«
    Alexander sah sie nachdenklich an. »Es hat so was von superintensiv leben.«
    »Meins ist es nicht.«
    Sie standen immer noch irgendwie unmotiviert im Raum. Als Sitzgelegenheit gab es nur den Schreibtischstuhl und den Küchenstuhl, den Jamina für Sophia dazugeholt hatte. Oder das Bett.
    Alexander sah auf das Poster. »Findest du nicht, dass deine Freundin ihr ziemlich ähnlich ist?«
    »Yoyo sieht ein bisschen so aus.«
    »Kommt ihr wieder klar miteinander?«
    Jamina sagte nichts. Eigentlich wollte sie mit Alexander über Sophias Nachforschungen reden, über die Mail, die sie noch nicht gelesen hatte, über ihre Angst, was sie da erwartete. Aber er fand das blöd, was sie machte. Instinktiv hatte sie den Laptop zugeklappt, als er gekommen war. Denn eigentlich fand sie es doch auch blöd …
    Alexander entdeckte seine Gitarre. Er lächelte, nahm sie in die Hand, setzte sich auf die Bettkante und begann, sie zu stimmen.
    »Spielst du mir was vor?«, fragte er.
    Jamina setzte sich zu ihm, nahm die Gitarre und spielte das kleine Lied, das Yoyo ihr gezeigt hatte.
    One, two, three, four,
    Can I have a little more?
    Five, six, seven, eight, nine, ten
    I love you.
    Schlagartig wurde ihr bewusst, was sie da gesungen hatte. Sie wurde rot, hörte auf zu spielen, sah Alexander nicht an. Der nahm ihr die Gitarre aus der Hand und stellte sie zur Seite. Er legte den Arm um sie und küsste sie. Es war anders als bisher. Die Küsse waren intensiver, fordernder, Alexander fuhr mit einer Hand über ihren Rücken und sie spürte die Gänsehaut auf ihrem Arm, als er mit zwei Fingern hochstrich bis zu ihrem Nacken. Sie fielen aufs Bett, lagen so nah aneinander, dass sie fast keine Luft bekamen. Alexander schob Jaminas T-Shirt hoch. Sie wusste nicht, was größer war, ihre Verlegenheit oder dieses Glücksgefühl, dass er ihr so nahe war.
    »Seid ihr gerade beim Sexen?«
    Jamina fuhr hoch. Rafik stand in der Tür. Sie hatte ihn nicht kommen hören. Alexander seufzte, Jamina warf ihrem kleinen Bruder einen bösen Blick zu. »Was machst du hier?«
    Der Zauber der Nähe war von einer Sekunde auf die andere verflogen, die Situation wirkte auf einmal lächerlich. Alexander, der sich aufsetzte, sie selbst, die ihre Kleidung ordnete.
    »Es war auf einmal so still …«
    »Da dachtest du: Schau ich mal nach?«
    Rafik nickte.
    »Ich hab dir schon hundert Mal gesagt, du sollst anklopfen!« Jamina war lauter als sonst. Rafik drehte sich wortlos um und lief hinaus. Die Tür ließ er offen.
    Doch

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