Spritztour - Roman
Videospiele, Fernsehen – solche Sachen?«
»Die sind nicht, ähm … Das ist nichts. Die sind nicht wirklich, ähm …«
»Die sind nicht – was , Alter?«, fragte Lance. »Sie sind nicht für dich? Sind sie für deine Großmutter ? Oder hoffst du, dass du im Altersheim vielleicht ein paar heiße Neunzigjährige flachlegen kannst?«
Ian sank immer mehr in sich zusammen. Er konnte seine Freunde nicht weiter belügen. Was könnte er denn nur sagen? Er versuchte es mit der Wahrheit. Oder jedenfalls mit einem Teil der Wahrheit.
»Eigentlich fahre ich nicht zu meiner Großmutter«, sagte er.
»Ohne Quatsch, Ian«, sagte Felicia. »Wir wissen deine Offenheit zu schätzen.«
»Tut mir leid. Nur ich … ich wusste nicht, wie ich euch das sagen sollte … Es ist ein bisschen abgedreht, ich meine …«
»Was soll denn das, Lafferty?«, wollte Felicia wissen. »Du hast genug Scheiß hier in deinen Tüten, um einen ganzen Kiosk auszustatten. Und Straßenkarten. Und Verhütungsmittel. Willst du mit der Schule aufhören und eine Karriere als reisender Sexfreak starten?«
»Cool«, sagte Lance. »Ich würde das machen. Wenn du einen Partner suchst – ich meine, zum Reisen. Nicht beim Sex.«
»Halt die Klappe, Lance«, sagte Felicia und ließ den Blick nicht von Ian.
»Wir könnten Umhänge tragen«, fuhr Lance fort. »Und Masken. Und eng anliegende Anzüge mit breiten Gürteln. Und wir würden uns ›Die Mango-Ranger‹ nennen und …«
»Hört mal, ich hätte euch die Wahrheit sagen sollen. Echt, hätte ich tun sollen. Aber es ist ein bisschen peinlich.« Ian machte eine Pause. »Nein, es ist total peinlich.«
» Was? «, fragten Felicia und Lance gleichzeitig.
Ian räusperte sich, dann fuchtelte er mit den Händen, als würde er etwas sagen. Aber er brachte kein Wort heraus. Er erwog verschiedene Möglichkeiten, die Wahrheit zu präsentieren, und kam schließlich auf diese: »Ein Mädchen hat sich bereiterklärt, mit mir zu schlafen.«
»Na ja, wir haben uns schon gedacht, dass es sich um Sex handeln könnte, wenn man den Inhalt dieser Schachtel bedenkt«, sagte Lance und wedelte mit den Kondomen.
»Ein Mädchen ›hat sich bereiterklärt‹, mit dir zu schlafen?«, sagte Felicia und malte die Anführungsstriche mit den Fingern in die Luft. »Ist das richtig?«
»Ja, das ist richtig«, antwortete Ian.
»Kennst du diese Person?«, fragte Lance. »Ist das diese Amanda aus der Praxis von deinem Vater? Die Braut ist doch erst in der zehnten. Und sie fährt voll auf diesen Gothic-Scheiß ab. Sehr gewöhnungsbedürftig. Trotzdem, süß ist sie. Aber fahr nicht mit ihr über die Staatengrenze. Dann würdest du gegen ein Bundesgesetz verstoßen. Das wär blöd.«
»Nein, es ist nicht Amanda. Es ist niemand, den ihr ken…«
»Doch nicht etwa Miss Destri, oder? Die Sportlehrerin? Krass. Aber ich muss sagen, die ist schon scharf. Das ist ein echtes Phänomen – ich habe neulich was darüber gelesen –, dass gruselige junge Lehrerinnen sich an Jugendliche …«
»Nein. Und igitt . Nein. Es ist keine, die ihr kennt.«
»Du bezahlst diese Person doch nicht etwa, oder?«, fuhr Lance fort. »Denn selbst wenn du denkst, dass du nicht bezahlen musst, wollen die Geld, wenn’s vorbei ist. Und dann hast du ’n Problem. Ich habe neulich im Fernsehen gesehen, wie dieser Typ …«
»Ähm, nein«, sagte Ian und musste grinsen. »Ich bezahle niemanden.«
»Also so eine Versandhaus-Braut?«, fragte Lance. »Mein Onkel Lou hat gerade der Familie mitgeteilt, dass er ein Mädchen namens Pelagia heiraten wird. Sie ist aus der Ukraine. Mein Dad meint: ›Wie kommst du denn an eine Frau aus der Ukraine? Du lebst in Wisconsin. Auf einer Farm.‹ Mein Onkel so: ›Wir sind Brieffreunde.‹ Brieffreunde! Eine Braut aus dem Katalog. Jetzt kriege ich eine Versandhaus-Tante. Und du wirst eine Versandhaus-Sexpartn…«
»Nein. Nichts mit Versandhaus.« Verlegen trat Ian von einem Fuß auf den anderen. »Aber – ich würde sagen, wärmer.«
»Wärmer? Ernsthaft? Ich raff’s nicht. Ist sie aus der Ukraine?«
»Nein. Kalt. Na ja, keine Ahnung. Ich meine, könnte sein, dass sie aus der Ukraine ist. Ich weiß es nicht. Wir kennen uns noch nicht. Persönlich, meine ich.«
»Wie habt ihr euch denn kennengelernt?«, fragte Felicia.
»Online. Im Internet. Beim Chatten.«
Felicia schüttelte den Kopf.
»Cool!«, sagte Lance.
»Wer macht denn so was?«, fragte Felicia. »Wer sucht sich irgendeine Schlampe im Internet und hat Sex mit ihr?
Weitere Kostenlose Bücher