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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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die Klappe hältst. Und nichts demonstrierst . Guter Gott, das ist doch obszön.«
    »Nein«, sagte Lance, »das ist eine öffentliche Bekanntmachung.« Er nahm eine Hand von der Lakritzstange, die sich sofort nach unten bog. »Sagen wir mal, dieses eher traurige und schlaffe Kerlchen ist Ians ›Ding‹, wie er es nennt.«
    Lance griff in seine hintere Hosentasche und holte seine Brieftasche heraus, aus der er ein verpacktes Kondom fischte.
    »Felicia, bist du mal so nett und hältst Ians ›Ding‹, damit ich das Kondom auspacken kann?«
    Er schob ihr die Lakritzstange hin.
    »Ähm … nein. Nein, das tue ich nicht.«
    »Nun nimm’s schon, du prüde Person«, sagte Lance und ließ die Lakritze Felicia auf den Schoß fallen.
    Sie zuckte zusammen, kreischte aber nicht los. Ian hatte genau verfolgt, was Lance tat.
    »Du hast ein Kondom in deiner Brieftasche? Ich meine, ständig?«
    »Man kann nie wissen, Alter. Oder zumindest ist es das, was du bei Mädchen rüberbringen willst – das ist ein Typ, bei dem man nie wissen kann. Mit dem alles möglich ist. Für den Fall der Fälle hat er ein Kondom dabei.«
    »Hm«, grunzte Ian.
    »Übrigens, es ist sehr wichtig, dass du deinen Mango-Zauber in deiner Brieftasche stecken hast«, sagte Lance. »Hast du ihn in der Hosentasche, wirkt das zu begierig. Zu drängelig. In der Brieftasche ist es am besten. Wenn’s in der Brieftasche ist, dann denkt Danielle nur, …«
    »… dass mit mir alles möglich ist«, beendete Ian den Satz.
    »Genau. Als wärst du andauernd in so einer Situation.«
    »Guter Gott, Ian«, sagte Felicia. »Du wirst eine kleine Lance-Kopie. Ein Mini-Lance. Sehr ungut, Ian. Sehr ungut.«
    Lance packte schnell das Kondom aus. Dann schnappte er sich die Lakritzstange von Felicias Schoß.
    »Das geht so, Ian.« Er drückte ein Ende der Lakritzstange auf die flache Scheibe des Kondoms, dann rollte er den Gummi über die Lakritze. »Ganz einfach, wirklich. Man muss es schnell machen.« Er klatschte Ian die umhüllte Lakritzstange ins Gesicht. »Oder du kannst es die Frau machen lassen, dann gibt’s keinen Grund zur Eile. Aber das ist ein ziemlich kühner Zug.«
    »Das reicht!«, sagte Felicia. Sie riss Lance die Lakritzstangen-Kondom-Kombination aus der Hand und schleuderte sie auf den Boden. »Neues Thema, okay? Von mir aus auch gar kein Thema. Können wir vielleicht mal für eine Weile ganz und gar auf Sex-Lektionen verzichten?«
    Ian schwieg verlegen. Lance widersprach unverfroren: »Aber Felicia, wir haben wirklich gehofft, dass du uns zeigst, wie …«
    Sie funkelte Lance an und hob die Hand, um einen Schlag anzudeuten. »Du wirst ja wohl nicht scharf drauf sein, die Alpine Rückhand zu kosten, oder? Und außerdem bin ich sicher, dass ich dir nichts zeigen könnte, das du nicht längst gemeistert hast, stimmt’s?«
    »Du bist zu freundlich.«
    Danach wurde es still im Auto. Felicia kämpfte noch mit dem Jetlag. Sie rollte sich auf dem mit Vinyl bezogenen Vordersitz der Kreatur zusammen und schlief bald ein. Lance blätterte durch die Zeitschrift für Computerspiele und lästerte ab und zu über deren Leser. Er rief Doug an, um ihm mitzuteilen, dass sie ihren Lance-Super-Hammer gestrichen hätten. Doug erwiderte: »Oh, das ist cool. Warte mal, ihr wolltet mich besuchen kommen? Wann? Wozu?«
    Ian fuhr.
    Er durchquerte die ordentlichen Vororte von Chicago, bewegte sich im starken, nervtötenden Mittagsverkehr zentimeterweise an den Hochhäusern der Stadt vorbei, fuhr östlich entlang des Lake Michigan, wo er die Raffinerien, die Stahlwerke und andere Dreck spuckende Ungetüme im Industriesektor am Rande der Bundesfernstraße 80/94 passierte. Schließlich sauste er auf der 65 nach Süden, Richtung Indiana, raste an Maisfeldern, Schweinefarmen, Einkaufszentren, Autobahn-Oasen und geschäftigen Collegestädtchen vorbei. Und er dachte nach. Insbesondere darüber, dass er bei dem Versuch, mit einem Mädchen zu schlafen, die – wenn sie sich ihm so ohne Weiteres anbot – mit Sicherheit keine Jungfrau mehr war, sich total dämlich anstellen könnte. Natürlich wollte Ian den Eindruck erwecken, auf sexuellem Gebiet präsent zu sein, obwohl der Hauptgrund für diese Reise ja gerade darin bestand, erste Blätter für seine Sexualmappe zu erstellen. Und natürlich, um Danielle kennenzulernen. Aber vor allem, um Sex kennen zu lernen. Es kam ihm auch der Gedanke, dass es ihm möglicherweise darum ging, einen eher unbewussten Wunsch zu befriedigen, nämlich einfach das

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