Spritztour - Roman
mich heute nicht abholen … ( schnaub) … Er wird mich wahrscheinlich nie wieder abholen. Wir haben uns getrennt. Aber ich kann verstehen, wenn ihr mich nicht …«
»Wenn wir dich nicht fahren können?«, sagte Lance, als würde ihn die Unterstellung beleidigen. » Nicht können ? Das ist doch Unsinn. Komm schon, gehen wir zum Auto.«
Er nahm sie am Arm und führte sie zur Kreatur. Ian tappte hinterher, ein wenig durcheinander und außerordentlich nervös. Villeicht geht das ja in Ordnung. Vielleicht wohnt sie neben der Autobahn. Die Sache mit diesem Rick scheint sie ziemlich fertigzumachen. Wir müssen Lance von ihr fernhalten und dann nichts wie weg hier … Mist, ich weiß ja nicht mal, wo wir sind. Aber South Carolina ist es nicht.
Als sie sich der Kreatur näherten, sah Ian Felicia durch die Windschutzscheibe. Sie lachte, als sie das jammernde junge Ding an Lances’ Arm entdeckte. Typisch Lance. Selbst wenn er auf einen Eisberg in der Arktis driftete, würde ihm eine schöne, einfältige Inuit über den Weg laufen, die er verführen könnte. Ian hingegen glaubte, selbst wenn er als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel im Pazifik landete und dort auf eine ganze Schar schnatternder Pornodarstellerinnen träfe, würde er trotzdem allenfalls den netten, trotteligen Freund abgeben. Er seufzte, als Lance Susie auf die Rückbank half.
»Hallo, ich bin Felicia«, trällerte Felicia äußerst vergnügt vom Beifahrersitz. Lance schloss vorsichtig die hintere Tür. Ian packte ihn am Arm und sprach leise auf ihn ein, nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt.
»Wir haben nicht so viel Zeit, dass du ein Mädchen anbaggern kannst, Lance. Das ist dir doch klar, oder? Wenn du dich erinnerst, sind wir auf dem Weg nach Charleston, damit ich … na ja, das tun kann, was du mit diesem armen, arglosen Geschöpf vorhast.«
Ian linste ins Auto. Felicia grinste und quasselte. Susie hing auf der Rückbank, nickte und schniefte.
»Bleib mal cool, Alter. Kein Stress. Du musst doch zugeben, dass sie unglaublich scha…«
»Natürlich ist sie scharf, Lance. Sie sind immer scharf. Und oft genug sind es schniefende, verzweifelte Mädchen, die deine Scheiße nicht durchschauen können. Gott …« Ian stakste von Lance weg. »Wir fahren sie nach Hause. Aber damit hat es sich. Das ist alles. Ernsthaft.«
»Gut. Kapiert. Danke. Gut.«
Lance warf sich in den Wagen und nahm Susies Hand.
»Alles klar, Kleine. Alles klar. Ich kann nicht glauben, dass ein Typ so was bringen kann. Ich meine … doch nicht mit dir. Also echt. Das ist doch undenkbar. Was für ein Trottel.« Er drückte ihre Hand und schenkte ihr seinen aufrichtigsten, ernsthaftesten Blick.
»Ohhhh«, sagte Susie fast flüsternd und ließ den Kopf hängen. »Du bist echt süß, Lance. Ich kann gar nicht glauben, dass ich ausgerechnet heute so jemanden wie dich treffe.«
Er wischte ihr eine Träne aus dem Auge, dann drückte er wieder ihre Hand.
»Psst!«, sagte er und zwinkerte Ian noch einmal zu.
Ian schüttelte den Kopf. Felicia lachte, bemühte sich aber sehr, ihr Lachen wie ein Husten klingen zu lassen.
»Wie muss ich fahren, Susie?«, fragte Ian.
»Oh, du musst hier links auf die Straße 252 abbiegen. Es ist wirklich nicht weit.« Ian wendete und fuhr auf eine reichlich traurige, leere Straße. Die Bundesstraße 65 war bald aus seinem Rückspiegel verschwunden.
»Lance sagt, ihr seid aus Chicago und wollt nach Charleston«, sagte Susie. »Das klingt aufregend. Aber ihr habt bestimmt Hunger. Ich habe zu Hause jede Menge Essen. Vor ein paar Tagen habe ich Käsetaschen gebacken – ich bin berühmt für meine Käsetaschen. Ihr solltet echt mit raufkommen und was essen.«
Sie blickte Lance begierig in die Augen.
»Klar, können wir machen«, sagte er. »Das ist echt nett von dir, Susie. Ich meine, echt. Du bist am Boden zerstört, hast einen grässlichen Tag hinter dir, denkst aber nur an uns, obwohl wir doch total Fremde sind. Du bist echt süß.«
Felicia starrte Ian mit weit aufgerissenen Augen an, der schnell das Wort ergriff. »Weißt du, wir sind eigentlich schon ziemlich spät dran, Susie. Natürlich wär’s echt schön, wenn wir …«
»… länger bleiben könnten«, unterbrach ihn Lance. »Er wünscht, wir könnten länger bleiben. Aber wir haben eine lange Fahrt vor uns. Charleston ist … wie weit ist das eigentlich noch, Ian?«
»Zehn Stunden und einundzwanzig Minuten. Ungefähr.«
»Genau. Ist ’ne lange Fahrt. Wir müssen echt weiter.
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