Spritztour - Roman
schenken. O Gott …« Sie lehnte sich an Ians Bein.
Um die Kreatur herum standen käsige Kotzepfützen. Es herrschte drückende Hitze. Ian packte Felicias Hände. Er sagte ihr, sie solle atmen.
»Alter, wir müssen sie ins Krankenhaus bringen«, sagte Lance.
»Ach, Quatsch, mir ist bloß …«
Sie rülpste. »O nein.«
Sie stand auf und torkelte hinter das Auto, um sich dort halbwegs unbeobachtet erbrechen zu können.
»Ernsthaft«, sagte Lance zu Ian. »Sie muss zum Arzt. Ein Kumpel von meinem Dad, der Golf-Profi Bernard, der hatte mal eine Lebensmittelvergiftung von Scampis. Er hat zehn Kilo abgenommen. Plötzlich slict er den Ball, trifft kein Fairway mehr und hat kein Tee. Ziemlich bald ist er ein Ex-Golf-Profi. Und meine Mom hat erzählt, ihre Cousine hat als Kind eine Freundin gehabt, die hat nicht ganz durchgebratene Koteletts gegessen und sich dabei irgendeinen komischen Parasiten eingefangen, an dem sie dann gestorben ist.«
»Das ist ja schrecklich.«
Felicia hustete laut, dann fing sie an zu schluchzen. Ian lief zu ihr und patschte dabei in Kotzepfützen. Felicia bekam weiche Knie und ließ sich von Ian auffangen.
»Mir ist so was von mies. Wie in Alien. Als würde sich eine Weltraum-Larve zähnefletschend durch mich durchfressen. Gott, Ian, das ist echt Schei…«
Wieder würgte sie.
»Lance hat recht. Du solltest zum Arzt.«
»Ich muss mit dir reden, Ian. Wir müssen über …«
Erneutes Würgen.
»Ernsthaft. Du musst zum Arzt.«
Sie blickte ihn mit roten, tränennassen Augen an.
»Mmm-kay.«
Ian stopfte das Donut-Kostüm in eine Walgreens Plastiktüte, warf sie in den Kofferraum und ließ den Motor an. Die Kreatur schoss vom Parkplatz und fuhr gen Süden. Ian hatte keine Ahnung, wie er ein Krankenhaus finden sollte, und hatte auch keine Vorstellung davon, welche Konsequenzen sich aus dem Besuch einer Notaufnahmestation ergeben würden. Müssten sie Felicias Eltern anrufen? Und würden ihre Eltern dann nicht total angefressen sein? Würde das einen Abbruch ihrer Fahrt zur Folge haben? Das war Ian egal. Er hatte furchtbare Angst. Noch nie hatte er erlebt, dass jemand so plötzlich so schwer krank geworden war. Felicia lag stöhnend auf der Rückbank, den Kopf am offenen Fenster. Gelegentlich lehnte sie sich hinaus und spuckte Brei aus ihrem Verdauungssystem auf die Autobahn (und an Ians Auto. Auch das war ihm egal). Ian war sich sicher, dass er vor ein paar Stunden, kurz bevor er auf den Rastplatz gefahren war, ein Schild gesehen hatte, das eine Ausfahrt mit Tankstelle, Restaurants und Hotels ankündigte. Er raste vorwärts und hoffte, dass die Existenz solcher Annehmlichkeiten auch bedeutete, diese gottverlassene Gegend könnte sich ein Krankenhaus leisten.
Nachdem er mehr als eine Meile gefahren war, kam ein Schild, das eine Ausfahrt zum Tanken, Essen, Übernachten ankündigte. Unter der Tafel befand sich ein Hinweis auf Woody – wahrscheinlich ein Restaurant, schloss Ian.
»Wir fahren hier runter und fragen nach dem nächsten Krankenhaus. Halte durch, Felicia.«
Sie nickte, dann rülpste sie, dann stöhnte sie, dann stieß sie einen kleinen, schwachen Schrei aus. »Bitte, Ian«, sagte sie. »Sag doch Schnucki zu mir. Ich find’s toll, wenn du mir sexy Namen gibst.« Sie steckte wieder den Kopf aus dem Fenster und wartete auf die nächste Welle Unwohlsein.
»Schön, dass du dich immer noch über mich lustig machen kannst. Da weiß ich wenigstens, dass du am Leben hängst.«
Als Ian auf die Abfahrt schwenkte, die zu einer Straße 114 führte, verlangsamte er kaum die Fahrt. Sie sahen ein weiteres Woody-Schild. Unter dem Logo war ein Pfeil, der nach rechts führte, und die Aufschrift: ZWEI MEILEN, GUTES ESSEN. Die Straße vor ihnen war vollkommen leer. Ian gab Gas. Die Nadel schob sich an der Hundert vorbei und der Motor kreischte vor Empörung.
»Joi! Du legst aber los, Ian«, sagte Lance.
Felicia stöhnte. »Läuft hier gerade eine latente Macho-Tempo-Show? Das hilft mir nicht besonders.«
»Entschuldige, Felicia.« Ian ging auf neunzig runter und die Befindlichkeit der Kreatur schien sich zu bessern.
Sie sausten am nächsten Woody-Schild vorbei. Auf dem stand: BENZIN, DIESEL. Dann kam noch eins, das besagte: ZIMMER FREI, FARBFERNSEHER, KABEL, HOME BOX OFFICE.
»Woody muss ja ein toller Laden sein«, sagte Ian.
»Das da ist es!«, sagte Lance und deutete auf eine Ansammlung kleinerer Hütten, etwa eine Meile vor ihnen. Alle Gebäude schienen aus Sperrholz und Wellblech zu
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