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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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Klemmbrettern saß eine junge Hilfsschwester.
    »Kann ich euch helfen?«, fragte sie lächelnd.
    »Ja«, fing Ian an. »Meine Freundin braucht Hil…«
    Lance unterbrach ihn, er ließ Felicias Arm fallen, stellte sich vor Ian und übernahm das Gespräch mit dem hübschen Mädchen.
    »Unsere Freundin hat Ihr ganzes schönes Land voll Käse gekotzt. Ziemlich krasse Sache. Wir glauben, dass sie eine Lebensmittelvergiftung hat«, sagte er. »Und hallo. Ich heiße Lance.«
    Die Hilfsschwester war eine attraktive, grünäugige Brünette, die in einer ungewöhnlich eng anliegenden Schwesterntracht steckte. Auf ihrem roten Namensschild aus Plastik stand: LINDA. Ian war klar, worauf die Sache hinauslief.
    Er schob Lance vorsichtig zur Seite.
    »Wir brauchen wirklich einen Arzt«, sagte Ian. »So schnell wie möglich.« Felicias Arm rutschte ihm von der Schulter. Sie drückte seine Hand.
    »Selbstverständlich. Ihr seid wahrscheinlich die, die Woody angekündigt hat«, sagte Linda. »Ihr müsst euch nur noch hier eintragen.« Lächelnd reichte sie Lance ein Klemmbrett, dann schob sie Ian einen Stift und einen Stapel bunter Formulare hin.
    »Der gute Woody«, sagte Lance.
    »Haben Sie eine Versicherungskarte, Miss?«, fragte Linda Felicia.
    »Ähm, nein«, antwortete sie. »Macht das was?«
    »Nö. Aber ich kann nicht ausschließen, dass die Klinik Ihnen dann eine gesalzene Rechnung schickt.« Sie lächelte wieder.
    »Wie lange dauert es, bis wir dran sind?«, fragte Ian.
    »Oh, nicht allzu lange«, antwortete Linda. »Aber ihr seht ja, es warten noch mehr Leute.« Sie deutete zu dem weiträumigen Wartebereich, wo alle möglichen kranken oder verletzten Menschen saßen und in sechs Monate alten Zeitschriften blätterten. Ein paar rotznasige Kinder spielten mit abgewetzten Spielsachen.
    »Ach, du lieber Himmel«, sagte Ian.
    Felicia seufzte vor Erschöpfung und Übelkeit. Ian nahm sie an der Hand, klemmte sich die Formulare unter den Arm und führte Felicia zu einem freien Stuhl. Lance blieb stehen, zum Plaudern. Oder so.
    Als Ian die Formulare durchging, fiel ihm auf, wie viel wesentliche und auch profane Dinge er über Felicia Ruth Alpine wusste. Er schrieb ihre Adresse hin, ihr Geburtsdatum, ihre Allergien, die Namen ihrer Eltern, deren Berufe und wo sie tagsüber zu erreichen waren. Faktisch schrieb er mehrere Minuten lang, ohne irgendeine Frage zu stellen. Felicia lehnte sich an seine Schulter.
    »Das ist ja richtig beängstigend«, sagte er schließlich.
    »Was denn?«
    »Dass ich so viel Scheiß über dich weiß. Was ich da für wertvolle Hirnkapazität verschwende.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich kenne die Telefonnummern von Roger Alpine, privat und dienstlich. Das kann doch nicht sein. Das ist, als wären wir verheiratet.«
    Sie grinste. »Stell dir das vor. Mrs Ian Lafferty. Das ist so ungefähr alles, was sich ein Vorstadtmädchen je erhoffen kann. Und du wirst schon bald über reichhaltige Liebeserfahrungen verfügen, die du dann in unser Eheleben einbringen kannst. Ich kann’s kaum erwarten.«
    »Frechheit.«
    »Gibt es keine einzige Frage in all den Formularen, die du nicht beantworten kannst?«
    »Warte mal … ›Hatte die Patientin Tripper?‹ Ja. ›Syphilis?‹ Ja. ›Große, fürchterliche Genitalwarzen?‹ Keine Frage. Ja.« Ian tätschelte Felicia die Hand. »Nein, sieht so aus, als hätte ich alles. Brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Super. Es wäre grässlich, wenn du mein Sexualleben falsch darstellen würdest. Es hat mich so viel Mühe gekostet.«
    Sie lachten. Felicia lehnte sich immer noch an Ian. Nach einem Moment der Stille sagte sie: »Du weißt, dass ich’s noch nie getan habe, oder? Ich meine, mit jemandem geschlafen. Freunde hatte ich, das weißt du. Aber ich bin mit Sex nie so locker umgegangen, wie ihr Typen das zu tun scheint.« Sie seufzte. »Ich meine … also, das ist keine Kleinigkeit, Ian.«
    Der ging weiter die Formulare durch. Eigenartig, dachte er. Felicia war seine beste Freundin, aber er hatte immer irgendwie angenommen, dass sie schon mit jemandem Sex gehabt hätte.
    »Oh, hier ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann«, sagte er schließlich. »Warum zum Teufel ist die Patientin 2003 mit Joey Swain zum Homecoming-Ball gegangen? Die Boone County Clinic kann immer noch nicht begreifen, wie diese Scheiße passieren konnte.«
    »Das steht da?«
    »Ja, genau so. Ich schwör’s. Habe ich dich jemals angelogen?«
    »Nein, nicht seit … oh, seit gestern Nachmittag nicht,

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