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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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bestehen. Vor der Auffahrt zu dem Komplex saß ein zehn Meter hoher, aufblasbarer Gorilla. Und schon entdeckten sie ein handgemaltes Schild:
WILLKOMMEN BEI WOODY!
BENZIN, ALKOHOLISCHE GETRÄNKE, MOTEL, MINIGOLF, IMBISS, MUNITION,
BÜCHER FÜR ERWACHSENE
    »Bei Woody gibt es garantiert auch irgendein fortschrittliches Gesundheitszentrum«, sagte Lance.
    Felicia ächzte.
    Ian lenkte auf den Schotterweg, fuhr an dem fensterlosen Buchladen Nur für Erwachsene und dem abgenutzten grünen Rasen der Minigolfanlage vorbei. Er parkte die Kreatur neben einer ziemlich altmodischen Zapfsäule. Aus einem Holzschuppen trat ein zerzauster Tankwart in blauem Overall. Er schien kaum älter zu sein als Ian, Felicia und Lance.
    »Normal oder Super?«, fragte er Ian.
    »Danke, nichts dergleichen«, sagte Ian. Er deutete auf Felicia, die auf der Rückbank hing. »Meiner Freundin dahinten ist ziemlich schlecht.«
    Felicia brachte ein schwaches Winken zustande.
    »Tut mir leid«, sagte der Tankwart. »Willst du ’ne Limo? Mir tut das Kribbeln immer gut.«
    »Ähm, nein«, antwortete Ian. »Wir würden sie gerne zum Arzt bringen. Wie kommt man zum nächsten Krankenhaus?«
    »Mein Dad bringt mich immer«, sagte der Tankwart.
    Ian starrte ihn einen Augenblick lang an.
    »Ja gut, aber wie kommen wir dahin? Jetzt sofort. Alleine. Weil, wir haben ja deinen Dad nicht dabei.«
    »Warte, mein Dad muss hier irgendwo sein. Kleinen Moment.« Er steckte zwei Finger in den Mund und gab einen durchdringenden Pfiff von sich. Aus dem Eingang zum Imbiss guckte ein rundes, rotes Gesicht heraus.
    »Ja? Was gibt’s?«
    »Die Leute hier müssen zum Krankenhaus. Das Mädchen ist krank.«
    Das runde, rote Gesicht gehörte zu einer untersetzten, kugeligen Gestalt, die auf die Kreatur zugewalzt kam. Der Mann trug eine stark fleckige Schürze und ein verblichenes T-Shirt, auf dem irgendwann mal »Woody« gestanden haben mochte.
    »Ich bin der Besitzer hier«, sagte er. »Kann ich euch behilflich sein?«
    »Oh, Sie sind … ähm, Woody?«, sagte Ian zögerlich. Der Mann nickte.
    »Super. Echt. Das ist echt super. Ist wirklich toll, was Sie hier geschaffen haben. All das hier.« Ian lächelte. Felicia stieß die hintere Autotür auf und fing wieder an zu würgen.
    »Woody, können Sie uns sagen, wie wir zum nächsten Krankenhaus kommen?«, fragte Lance.
    Woody lehnte sich an die Kreatur. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von Ians entfernt. Sein Atem und seine Haut verströmten Bierdunst.
    »Also, du fährst nach rechts, auf die 114, zurück zu dem Gorilla da«, sagte er. »Nach ungefähr zehn Minuten biegst du rechts in die Dicksonstraße. Da steht kein Schild, aber der Pfahl ist noch da, an dem das Schild zur Klinik war. Kannst du gar nicht verfehlen. Ist ein ziemlich großer alter Pfahl.« Woody rülpste. Felicia würgte erneut. »Dann, nach etwa zwei Meilen, biegst du wieder rechts ab. Auch da ist kein Schild. Aber ein Anglergeschäft. Kannst du auch nicht verfehlen. Nach einer Meile oder so stehst du dann vor der Boone County Clinic.«
    Woody stellte sich gerade hin, dann kratzte und klopfte er auf seinem vorstehenden Bauch herum. Felicia kotzte wieder.
    »Vielen Dank auch, Sir«, sagte Ian. Dann legte er den Vorwärtsgang ein und fuhr los.
    »Wollt ihr nich ’n Sandwich?«, rief Woody. »Oder ’n paar Muffins?«
    Ian winkte ihm zu, bog nach rechts und raste los.

13 Woodys Wegbeschreibung war einwandfrei. Nach ein paar Minuten fieberhafter Fahrt vorbei an dem Pfahl, am Anglergeschäft und an anderen Anzeichen menschlichen Lebens kam die Kreatur mit quietschenden Reifen auf dem geräumigen Parkplatz der Klinik zum Stehen.
    Ian half Felicia vorsichtig aus dem Wagen. Sie war kalt und blass.
    »Ich bin ja soooo froh, dass du heute nicht zum Football-Training musst, Ian. Und auch kein großes Spiel hast. Du gewaltiger Sexbolzen, du.« Sie lachte leise.
    »Schone deine Kräfte«, sagte er. »Denn wenn’s dir besser geht, kriegst du einen Tritt in den Arsch.«
    Ian und Lance legten sich je einen von Felicias schlaffen Armen über die Schultern und führten sie zu den automatischen Türen der Klinik. Als sie unter dem Schild NOTAUFNAHME/ERSTE HILFE hindurch das große einstöckige Gebäude betraten, schlug ihnen von einem Ventilator an der Decke kalte Luft entgegen. Von einem Lautsprecher, ebenfalls an der Decke, dröhnte fürchterlich laut ein Country-Song. Sie gingen zum Aufnahmeschalter. Hinter einer komplexen Telefonanlage und einer Phalanx von

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