Spritztour - Roman
Lafferty.«
Er schwieg.
»Und du solltest auch aufhören, den Typen zu markieren, der Mädchen kriegt, indem er ihnen was vormacht. Das ist Scheiße, das ist Betrug und das bist nicht du. Und außerdem kriegst du auf die Art bloß die falschen Mädchen.«
»Du meinst, auf die Art kriege ich die geilen Mädchen? Weil, genauso scheint’s doch zu laufen.«
»Nein, du Dumpfbacke, ich meine, du kriegst die falschen . Am Ende sind das Mädchen, die einen strotzenden, mysteriösen, arschigen Kerl brauchen, damit sie ihr nicht existierendes Selbstbewusstsein aufmöbeln können. Du landest bei Mädchen, die sich darüber definieren, wer sie mag, nicht darüber, wen sie selber mögen. Die nicht an dir interessiert sind, sondern nur an dem Gefühl, das du ihnen über sie selbst vermittelst. Und es bedeutet überhaupt nichts. Ach, Scheiße.« Sie beugte sich ruckartig vor.
Ian schwieg.
»Aber egal«, fuhr sie fort. »Wenn du das willst, bitte. Ich hatte nur gedacht, du wärst anders als der sexbesessene Standard-Junge.«
Autsch. Ian Lafferty, verteidige dich.
»Ich bin anders. Wenigstens ein bisschen. Ich meine, ich bin nun mal in dem Alter. ›Sexbesessen‹ gehört einfach dazu. Das ist nicht meine Schuld.«
Okay, das war schwach , dachte er. Er fühlte sich in die Enge getrieben und unsicher.
»Also, bist du ein Opfer deiner Hormone?«, fragte Felicia. »Der Biochemie? Meinst du das? Bitte, sag es mir.« Erneutes trockenes Würgen.
»Irgend so was, ja. Hör mal, ich habe die Sache mit Danielle angefangen, weil ich wissen wollte, ob die Lance-Tour funktioniert. Ich habe mich doch nicht bewusst dafür entschieden, ein totaler Arsch zu werden und alle Mädchen flachzulegen, die ich in die Finger bekomme. Es war …«
»Ein Experiment«, sagte sie. »Ich erinnere mich. Und komm mir nicht mit der Lance-Scheiße. Lance ist für mich wie ein Bruder – ein widerlicher, intriganter, kleiner Scheißbruder –, der nur leider nicht denselben Reifegrad hat wie du, Ian. Und er hat nicht eine bestimmte Tour – nein, er hat unendliche Varianten, die jeweils von dem Mädchen abhängen, von der Situation, der Tageszeit, dem Wetter – was auch immer. Gott weiß, was er jetzt gerade dieser Tussi Linda erzählt. Er ist bloß ein geiler Bock. Liebe spielt bei ihm keine Rolle, glaube ich. Bei ihm sind Beziehungen was Flüchtiges. Ich hatte nicht gedacht, dass du so bist.«
»Manno. Was erwartest du denn von mir?«
»Ich weiß es nicht, Ian.« Sie schüttelte den Kopf und blickte zu Boden.
Die stämmige Krankenschwester tauchte wieder auf. »Felicia Alpine«, sagte sie. »Ist hier eine Felicia Alpine?« Felicia stand auf und ging schnell und ohne Hilfe Richtung Schwingtür.
14 Ian war nicht gewillt, Felicia das letzte Wort zu lassen, also folgte er ihr. Das war auch gut so. Durch den enormen Flüssigkeitsverlust wurde es Felicia schwindelig, sie blieb plötzlich stehen und schwankte. Ian konnte sie gerade noch auffangen und verhindern, dass sie in ein großes Gesteck Plastikblumen fiel. Die Kinder mit den Rotznasen gackerten über ihren Beinahe-Sturz.
»O je«, sagte Felicia schwach. »Danke, Ian.«
Die Krankenschwester nahm Felicias Arm. »Du siehst nicht so richtig gut aus, Kind.«
»Mir ging’s schon besser«, antwortete sie.
Die Krankenschwester führte Felicia und Ian in einen kleinen Untersuchungsraum und zog zur Wahrung der Intimsphäre einen gelben Vorhang um sie herum. Sie stellte Felicia eine Reihe von Fragen, maß Fieber und Blutdruck und gab ihr einen papierdünnen, blauen Kittel.
»Zieh das an, Kleines. Die Ärztin kommt gleich. Ein Stück den Flur runter ist ein Badezimmer, wenn du dich ungestört umziehen willst. Dein Freund kann derweil hier warten.«
»Oh, das ist nicht mein Freu…«
Die Krankenschwester verschwand hinter dem Vorhang und stapfte davon. Felicia hielt den Kittel hoch.
»Gott, ich hasse diese Dinger«, sagte sie. »Warum müssen die hinten offen sein?«
»Weil die Firmen, die Krankenhäuser ausstatten, in den Händen von Pornographen sind. Du bist so was von naiv, Felicia.«
»Wird wohl so sein.« Sie fläzte sich auf den Untersuchungstisch. »Hör mal, Ian, tut mir leid, dass ich dich wegen dieser Danielle so angeranzt habe.«
»Tut es dir gar nicht.«
»Okay, dann nicht. Weil ich nämlich recht habe. Aber ich versuche, edelmütig zu sein. Und ich möchte nicht, dass du sauer auf mich bist. Ich möchte nur, dass du dir das noch mal durch den Kopf gehen lässt.« Sie hielt inne, dann
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