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Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Behrens
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wir würden gerne etwas Blut abnehmen, um genau rauszufinden, was die Symptome verursacht hat.«
    »Klar«, sagte Ian. »Natürlich. Machen Sie das.«
    »Vielleicht sollte ich das mit der Patientin klären, ja?«, sagte die Ärztin. Ian hielt den Mund.
    Dr. Eggelston wandte sich an Felicia. »Sind Sie damit einverstanden, Miss Alpine?«
    »Ähm …« Felicia hatte einen eher nachdenklichen Ausdruck im Gesicht, obwohl ihr doch eine Frage gestellt worden war, auf die es nur eine sinnvolle Antwort gab, wie Ian fand, nämlich »Ja«. Aber sie zögerte noch. »Ähm … ich weiß nicht.«
    Ian mischte sich ein.
    »Felicia, lass dir doch einfach Blu…«
    Sie warf ihm einen vernichtenden Halt-die-Klappe-Blick zu. Also hielt er die Klappe.
    »Ich glaube, ich schaff das nicht mit dem Blutabnehmen. Wirklich nicht. Mir ist jetzt schon übel genug, und wenn ich dann noch Blut sehen muss – vor allem mein Blut –, also, nein, das schaffe ich nicht. Aber ich verspreche, wenn’s mir schlechter gehen sollte, dann kommen wir sofort zurück. Wirklich.«
    »Felicia«, sagte die Ärztin in einem belehrenden Ton. »Das gehört einfach dazu. Und wir brauchen ja nicht literweise Blut, sondern nur ein kleines bisschen. Dein Freund hier wird dir zur Seite stehen. Ich bin sicher, dass deine Eltern …«
    »Oh, ich glaube, meine Eltern wissen genau, wie ich auf Blut und Spritzen reagiere. Ehrlich. Und Sie haben mir schon sehr geholfen, mir geht’s wesentlich besser.«
    Ian bemerkte, dass Felicia versuchte, so fit und klar wie möglich zu erscheinen.
    »Nun, ich kann Sie nicht zwingen, Miss Alpine. Also, ab sofort keine Käsetaschen mehr. Und denken Sie dran: Flüssigkeit.« Dr. Eggelston gab Felicia eine Broschüre über Lebensmittelvergiftungen, dann riss sie den Vorhang auf und kritzelte im Gehen ein paar Notizen in ihre Mappe.
    Ian drehte sich zu Felicia um. »Was ist denn mit dir los?«, fragte er. »Sollten wir nicht überprüfen lassen, ob du dir irgendeinen tödlichen Bandwurm oder so was eingefangen hast?«
    »Was ist denn mit dir los, Ian? Du weißt doch, dass sie für eine Blutabnahme die Erlaubnis meiner Eltern brauchen, oder? Es ist schon Scheiße genug, dass meine Eltern eine Rechnung von dieser kleinen Katzenklo-Klinik kriegen. Und ich kann jetzt ganz bestimmt nicht brauchen, dass eine Ärztin meinen Vater anruft und ihn fragt, ob sie mein Blut auf Ungeziefer untersuchen darf. Verdammt, vielleicht haben die ihn ja längst angerufen.«
    Sie hielt ihre Jeans hoch und suchte nach Kotzespritzern. »Jetzt hau ab, damit ich mich anziehen kann. Dir ist wahrscheinlich auch aufgefallen, dass weder die Ärztin noch sonst jemand vom Personal Zugang zu meinem Hintern brauchte. Was soll der Scheiß mit diesen Kitteln?«
    Ian grinste. Er verließ den Raum und schlenderte auf das Stationszimmer zu.
    »Ian«, rief Felicia hinter ihm her, »du solltest mal gucken, wo Lance ist.« Ian drehte sich zum Vorhang um. »Der könnte längst sonst wo sein und was weiß ich mit dieser Linda anstellen. Oder mit wem auch immer.« Zufällig war zwischen Vorhang und Wand eine Lücke, durch die Ian gucken konnte. »Wir treffen uns draußen im Warteraum. Du wirst mich leicht finden, denn ich werde wahrscheinlich über einem Abfalleimer oder einer Topfpflanze hängen.« In der Tür eines Metallschrankes sah Ian ganz deutlich das Spiegelbild von Felicia. Sie zog den Kittel aus. »Ich glaube, ich schaff’s ohne deine Hilfe. Ich geh langsam und halte mich an der Wand fest.« Ian blickte weg. Es war nicht richtig, sie so heimlich anzustarren. Aber er hatte genug gesehen, um festzustellen, dass Felicia – unter ihrer Schale androgyner Kleidung in Übergröße – ein süßes Mädchen war. Irgendwie war ihm das geraume Zeit entgangen.
    »Bist du noch da draußen, Ian? Sag was.«
    Er sagte nichts, jedenfalls so lange nicht, bis er für sich wieder ganz klar hatte, dass Felicia seine engste Freundin war und sie beide auf dem Weg nach Charleston waren, damit er mit einer Schlampe schlafen konnte. Nein, das hat Felicia gesagt. Danielle ist keine Schlampe. Sie hat die süßesten IMs geschickt. Hat super Emoticons benutzt. Ich kann echt von Glück sagen, dass ich sie gefund…
    »Ian!?«, japste Felicia. »Bist du da draußen?«
    »Ja, bin ich. Bin gleich hier. Entschuldige. War grad abgelenkt.«
    »Also, ich bin jetzt fertig.« Sie zog den Vorhang zurück, sehr langsam. Sie hielt sich den Bauch. »Ich habe solche Magenschmerzen. Meinst du, ich könnte eine

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