Spür die Angst
meinte. Die anderen Jungs grinsten.
Fünf Minuten vergingen.
Dann klingelte es an der Tür.
Eine hochgewachsene junge Frau und ein Bodybuildertyp in schwarzer Jeansjacke kamen ins Zimmer.
Putte strahlte: »Voilà, das Aufwärmprogramm für den Abend.«
Die junge Frau ging mit laufstegwürdigen Schritten auf die Stereoanlage zu. Selbstsicher und bestimmt. Auf ihren Stilettoabsätzen, die halb so hoch wie der Fernsehturm Kaknästornet waren, glitt sie nahezu dahin. Sie mochte kaum mehr als zwanzig Jahre alt sein. Aalglattes braunes Haar. JW fragte sich: Trägt sie etwa eine Perücke?
Sie wechselte die CD . Drehte die Musik lauter.
Kylie Minogue: »You’ll never get to heaven if you’re scared of gettin’ high.«
Die Frau zog ihren Mantel aus. Darunter trug sie einen schwarzen BH , einen String und Nylonstrümpfe mit Strapsen.
Sie begann zur Musik zu tanzen. Aufreizend. Verführerisch.
Wiegte sich im Takt. Lächelte den Jungs zu, als würde sie Süßigkeiten verteilen. Sie schwang sanft mit ihren Hüften, befeuchtete mit der Zunge ihre Oberlippe, setzte einen Fuß auf die Kante des Couchtisches. Beugte sich vor und schaute JW in die Augen. Er lachte laut auf. Rief: »Was für ein verdammt geiler Bonus, Putte. Sie ist ja noch heißer als die, die wir im Frühjahr hatten.«
Die Stripperin bewegte sich im Takt mit der Musik. Fasste sich in den Schritt. Die Boys schrien vor Vergnügen. Dann näherte sie sich Putte, küsste ihn auf die Wange, leckte ihn mit der Zungenspitze am Ohr. Er versuchte sie in den Hintern zu kneifen. Aber sie wich tanzend mit den Händen auf dem Rücken zurück. Bewegte rhythmisch ihren Unterleib vor und zurück. Öffnete ihren BH und warf ihn in Richtung des Muskelprotzes, der unbeweglich an der Wand lehnte. Die Musik dröhnte. Sie bewegte sich schneller. Hitziger. Ihre Brüste wippten. Die Jungs saßen da wie in Trance.
Sie griff nach ihrem String. Zog ihn langsam vor und zurück. Setzte das eine Bein wieder auf den Couchtisch. Beugte sich vor.
JW bekam einen Ständer.
Die Show dauerte noch weitere fünf Minuten.
Wurde besser und besser.
Als es vorbei war, witzelte Nippe. »Das war, verdammt noch mal, das Geilste, was ich seit meiner Konfirmation gesehen habe.«
Putte regelte die Bezahlung im Flur. JW fragte sich, was es wohl kostete.
Als die Stripperin und ihr Gorilla gegangen waren, nahmen sie jeder noch einen Drink und legten wieder Uggla auf. Unterhielten sich angeregt über die Performance.
JW zog es allmählich hinunter in die Stadt. »Boys, ich schlage vor, wir machen uns so langsam auf den Weg. Wir gehen doch zu Fuß, oder?«
Putte brüllte. »Nein, bist du verrückt, wir nehmen eine Kutsche!«
Es war an der Zeit, aufzubrechen.
Putte rief ein Taxi.
JW fragte sich, wie er es finanziell bloß wuppen sollte, einen ganzen Abend mit den Boys zu verbringen.
Uggla hallte ihm in den Ohren. »Und in der Stadt machen wir einen drauf, da hast du mein Wort, denn Bräute aufzureißen ist für uns ein Sport.«
3
Das Fitnessstudio: ein Serbenverein. Anabolikafixiert. Türsteherfarm. Summa summarum: alles Radovanisten.
Mrado hing seit vier Jahren im Fitness Club rum.
Er liebte diesen Ort, auch wenn die Maschinen ziemlich veraltet waren. Hergestellt von Nordic Gym – einer altertümlichen Marke. Die Wände schmuddelig.
Aus Mrados Perspektive: Es spielte keine Rolle. Die freien Gewichte und die Klientel waren entscheidend. Die Einrichtung ansonsten: ordinärer Fitnessstudiokitsch. In zwei weißen Kübeln Plastikpflanzen mit künstlicher Erde. An der Wand vor den beiden Spinningrädern ein festgeschraubter Fernseher, in dem Eurosport lief. Durchgängig Eurotechno aus den Lautsprechern. Arnold Schwarzenegger posierte auf Postern von 1992 , Ove Rytter bei den World Gym Championships 1994 . Zwei Poster mit Christel Hansson, dem Mädel mit Sixpackbauch und Silikontitten. Sexy? Nicht Mrados Stil.
Marktlücke für muskelfixierte Kraftpakete. Aber keine verrückten Wettkampffreaks – dafür hatten sie nicht die richtige Einstellung.
Marktlücke für Typen, denen körperbezogene Fakten wie Muskelumfang und -masse viel bedeuten, denen jedoch bewusst ist, dass bestimmte andere Dinge wichtiger sind als das Training. Der Job zum Beispiel kann Priorität haben. Ehre hat Priorität. Lukrative Aktivitäten haben Priorität. Höchste Priorität hat immer Mr. R.
Radovan gehörte das Studio zu dreiunddreißig Prozent. Die Geschäftsidee brillant. Ganzjährig auch zwischen
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