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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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schwer zu erkennen. Eher eine undefinierbare grüne Masse.
    »Keine große Sache. Ich brauch nur ein wenig Hilfe. Das Übliche.«
    »Wie zum Teufel sollen wir uns drauf einlassen, wenn wir nicht mal wissen, worum ’s geht.«
    »Ruhig Blut, Patrik. Du brauchst dir ja nicht gleich vor Aufregung in die Hose zu scheißen. Ich hab doch gesagt, das Übliche.«
    »Schon klar, Mrado. Ich wollt dich nur ’n bisschen aufziehen. Sorry. Aber weißt du Genaueres?«
    »Ich brauch Hilfe beim Abkassieren, ihr kennt ja meine Routen in der Stadt.«
    Ratko, ein Landsmann von Mrado sowie sein Freund und Waffenbruder, zog die Augenbrauen hoch. »Abkassieren? Geht’s da um mehr als das Übliche? Bezahlen sie nicht jedes Wochenende die abgemachte Summe?«
    »Doch, die meisten schon. Aber nicht alle. Du weißt ja, wie’s ist. Aber vielleicht gibt’s ja inzwischen ein paar neue Kneipen, die auch mit uns zusammenarbeiten wollen.«
    Einer der wenigen Araber im Studio, Mahmud, knetete sich Wachs ins Haar. »Tut mir leid, Mrado, ich muss trainieren, wie du weißt. Muss im Moment jede Nacht ’ne Extraschicht einlegen.«
    Mrado entgegnete: »Du trainierst zu viel. Du weißt ja, was Ratko zu sagen pflegt. Es gibt zwei Dinge, von denen man ’nen wunden Arsch kriegt: Wenn man im Knast nur ein kleines Licht ist, so dass man ’nen Schwanz in den Arsch kriegt, und wenn man im Studio ohne Ende Gewichte stemmt, bis man sich gewaltig in die Hose scheißt.«
    Ratko prustete laut los. »Und der Job, dauert er die ganze Nacht?«
    »Ich glaub schon, dass es ’ne Weile dauert. Bist du dabei, Ratko? Patrik? Sonst noch jemand? Ich brauch nur ’n bisschen Unterstützung. Ihr wisst schon, ein paar Leute, die dafür sorgen, dass ich nicht allein dastehe.«
    Keiner der anderen erklärte sich bereit.
    Der neue Hüne öffnete den Mund: »So verdammt schmächtig wie du bist, brauchst du wahrscheinlich ’ne ganze Armee mit Extraleuten.«
    Stille im Umkleideraum.
    Zwei mögliche Alternativen. Der Riese versuchte witzig zu sein, wollte sich einschmeicheln. Oder der Riese forderte ihn heraus. Suchte die Konfrontation.
    Mrado starrte vor sich hin. Verzog keine Miene. Die Musik aus den Fitnessräumen war deutlich zu hören. Mrado: Der Mann, der einen ganzen Bodybuilderclub kurz und klein schlagen konnte.
    »Du bist ’n richtig cooler Typ. Zugegebenermaßen. Aber halt dich da raus.«
    »Und warum? Darf man hier nicht mal ’nen Witz reißen?«
    »Halt dich da raus, sag ich.«
    Ratko versuchte, die Situation zu entspannen. »Du, ist schon gut. Natürlich darf man Witze reißen, aber …«
    Der Riese unterbrach ihn. »Fick dich selbst. Ich kann frotzeln, wann ich es will und wo ich es will.«
    Grabesstille im Umkleideraum.
    In den Köpfen aller ein und derselbe Gedanke: Der Neue spielt russisches Roulette.
    In allen Hirnen dieselbe Frage: Wollte der etwa auf ’ner Bahre rausgetragen werden?
    Mrado stand langsam auf. Zog seine Jacke an. »Mann, ich glaub, es ist am besten, wenn du jetzt hochgehst und das machst, weswegen du hergekommen bist.«
    Mrado verließ den Umkleideraum.
    Ohne weiteren Kommentar. Ruhig und beherrscht.
     
    Zwölf Minuten später. Oben im Studiobereich. Der Riese vor dem Spiegel. Eine fünfundvierzig Kilo Hantel in jeder Hand. Schwankte leicht im Rhythmus. Die Adern wie Würmer entlang der Unterarme. Der Bizeps jeweils groß wie ein Fußball. Arnold Schwarzenegger konnte gegen ihn einpacken.
    Der Typ stemmte. Ächzte. Stöhnte.
    Zählte die Wiederholungen. Sechs, sieben …
    Es war halb zwölf nachts. Das Studio im Prinzip leer.
    Mrado an der Rezeption, notierte die aktuellen Trainingsumfänge auf seinem Block.
    … acht, neun, zehn …
    Patrik kam hoch. Wechselte ein paar Worte mit Mrado. Er sagte: »Ich ruf dich am Freitag wegen dem Job an. Werd wahrscheinlich dabei sein. Ist das okay?«
    »Super, dass du mitmachst, Patrik. Wir reden später.«
    … elf, zwölf. Pause. Eine Minute ausruhen. Dabei darauf achten, dass die Muskeln sich nicht zusammenziehen.
    Mrado ging auf den Riesen zu. Stellte sich neben ihn. Starrte ihn an.
    Die Arme vor der Brust verschränkt.
    Der Riese ignorierte ihn. Begann erneut zu zählen. Ächzte.
    Eins, zwei, drei …
    Mrado nahm eine fünfundzwanzig Kilo Hantel in die Hand. Hob sie zweimal im Takt mit dem Riesen hoch. Nicht gerade wenig für einen frisch trainierten Bizeps.
    … vier, fünf.
    Ließ die Hantel auf den Fuß des Riesen fallen.
    Der schrie wie ein abgestochenes Schwein. Ließ seine eigenen Hanteln

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