Spür die Angst
machen?
Bald würde es Zeit für den BMW werden. Vielleicht in einem Monat. Vielleicht auch in zwei. Es würde sowieso nur ein Gebrauchter werden. Die möglichen Alternativen, die ihm vorschwebten, waren ein schicker BMW 330 Ci mit M-Sportpaket von 2003 oder ein noch schickerer, ein BMW 330 Ci Cabriolet mit Navi von 2004 . Oder, das schickste Modell von allen: ein BMW Z 4 2 , 5 . Letztgenannten hatte er bei Blocket, einem Internetforum für Privatanbieter, begutachtet. Ein verdammt rassiges Auto, silberfarben und mit Ledersitzen ausgestattet. Schaffte es von null auf hundert in sechs Sekunden. Ein heißes Spielzeug. Genau richtig für ihn.
Allerdings ein klassischer Fall für einen faulen Fisch. Denn JW verdiente auf dem Papier nichts und lebte dem Register der staatlichen Behörde CSC zufolge von einem Studiendarlehen und einem Stipendium, also insgesamt siebentausendfünfhundert Kronen im Monat. Das Auto musste angemeldet und versichert werden. Folglich würde der Staat erfahren, dass er ein Auto für dreihundert Riesen gekauft hatte, obwohl er keinerlei Einnahmen oder sonstige Zugänge deklarierte. Der Große Bruder würde sich wundern. Schlimmstenfalls würde er misstrauisch werden, JW etwas näher in Augenschein nehmen.
Die Standardlösung für einen faulen Fisch bestand darin, das schmutzige Geld zu waschen.
JW versuchte, sich schlauzumachen. Es war nicht gerade die ausführlichst beschriebene ökonomische Struktur. Nicht so leicht, an Informationen zu kommen. Er fragte Abdulkarim nach einer smarten Lösung.
Der Araber antwortete: » JW -Mann, du weißt, ich bin kein Ökonom. Nur ein gewöhnlicher Einwanderer. Schweden traut mir sowieso nicht. Von daher brauch ich auch kein sauberes Cash. Damit hab ich also nicht die Bohne zu tun.«
JW versuchte ihm die Vorteile der Anpassung an das System zu erklären.
Abdulkarim mit schiefem Lächeln: »Du hängst dich am besten da rein, bis wir nach London fahren, denn du bist der Wirtschaftsexperte. Bist doch unser schlauer Kopf. Und wenn du auf eine smarte Idee kommst – sag’s mir. Dann wasch ich auch zehn Prozent.«
Der Araber hatte nicht unrecht, eine Alternative bestand darin, einfach außen vor zu bleiben. Kein Auto registrieren und versichern zu lassen, keine Wohnung zu kaufen, ausschließlich mit Bargeld zu bezahlen.
Aber das war nicht JW s Art, er wollte richtig mitmischen.
Drei Tage, nachdem er aus Robertsfors zurückgekommen war, ging JW in sich: Was habe ich von dort mitgenommen? Die simple Antwort: nichts. Und dennoch, tief in seinem Inneren wusste er, dass es gut war, dort gewesen zu sein. Gut, sich geborgen zu fühlen. Sich nicht verstellen zu müssen. Seinen gewohnten Dialekt sprechen zu können. In den gewöhnlichen, abgetragenen Klamotten herumlaufen zu können. Den ganzen Tag auf dem Bett zu liegen, ohne herumtelefonieren und fragen zu müssen, was die anderen am Abend vorhatten.
Gleichzeitig empfand er Verachtung. Seinen Eltern fehlte der Durchblick. Seine Herkunft behagte ihm nicht.
Außerdem hatte er einen weiteren Hinweis mit zurückgebracht – Camillas Typ war Jugo gewesen. Was bedeutete das? Wahrscheinlich war es angebracht, diese Information an die Polizei weiterzuleiten.
Aber hatte die Polizei denn überhaupt schon etwas herausgefunden? JW hatte sie mit der Geschichte über Jan Brunéus versorgt, dem Lehrer, der offenbar seine Schwester ausgenutzt hatte. Warum ließen sie nichts von sich hören? Pfiffen sie etwa auf die Sorgen und die Trauer der Familie Westlund?
Gleichzeitig war er froh, die Sache der Polizei übergeben zu haben. Konnte sich endlich anderen Dingen zuwenden. Camilla durfte einfach nicht so viel Konzentration von seiner Karriere abziehen.
JW las sich einiges über Geldwäsche an. Der Schlüssel zum Erfolg war der Transfer von einem ökonomischen System in ein anderes. Der Transfer von schmutzigen in saubere Bereiche. Transfer in einem Zyklus. Transfer in drei grundlegenden Schritten: Investition, Umdeklarierung, Wäsche. Ohne sie gab es keinen geschlossenen Zyklus.
Die Investition war nötig, weil man mit Bargeld dealte. Kein Verkauf von K, egal wie angesehen die Käufer auch sein mochten, geschah mit anderen Geldmitteln. Treffender Spruch:
Cash is king for cocaine consumers.
Der Vorteil von Bargeld: Es hinterlässt keine Spuren. Der Nachteil: Es ist suspekt. Die Leute machen sich ihre Gedanken und hinterfragen Notenbündel mit Fünfhundertern. Also musste das Bargeld transferiert werden. Investiert.
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