Spür die Angst
Umgetauscht. In eine andere Währung, in elektronische Einsen und Nullen auf einem Bankkonto, in Aktien, Optionen oder anderes Kapital. In etwas, das keine Aufmerksamkeit erregte, das leicht zu managen war, einen Schritt weit entfernt von deiner illegalen Einkommensquelle lag.
Der Transfer Nummer zwei galt der Umdeklarierung. Man musste Geschäftsvorgänge oder andere Mechanismen vortäuschen, die die jeweiligen Einkommensquellen verdeckten: Bankkonten in Ländern mit großer Geheimhaltung eröffnen. Es ging darum, den Kreislauf zu unterbrechen. Mehrere Serien von Transaktionen anzulegen. Es sollte nicht erkennbar sein, woher die Gelder flossen. Hier galt es, Strohmänner zu engagieren. Nummernkonten zu eröffnen. Sich der Systeme zu bedienen, die den Zusammenhang zwischen einem selbst und den geliebten Kronen kappten.
Der letzte Transfer war der wichtigste, er betraf die Geldwäsche an sich, die Wiedereingliederung des Geldes in den eigenen Finanzbereich. Wenn das Bargeld investiert wurde, auf ein Konto einbezahlt war, die Beträge umdeklariert und nicht mehr mit dir in Zusammenhang gebracht werden konnten, musste die letzte Hürde genommen werden – der Fokus darauf gerichtet werden, woher sie geflossen waren, die Erfüllung eines Wunschtraums mit legitimen Mitteln. Oftmals besteuerten Mitteln. Ganz legalen Mitteln.
Die Geldwäsche macht es nötig, nach den Regeln des Staates zu spielen. Die angenehme Flexibilität des Bargeldes geht zwangsläufig verloren. Es wird in ein finanzielles System eingeschleust, in dem alles genau geregelt ist. Jegliche Informationen werden gespeichert. Alle Zugänge verbucht. Jeder Transfer registriert. Es gibt keine Zugänge, die aus dem Nichts kommen. Aber Betrug ist dennoch möglich.
Du möchtest dein Geld waschen. Du möchtest den Kreislauf unterbrechen. Und gleichzeitig möchtest du dem Finanzamt einen reibungslosen Ablauf vorweisen. Da gibt es zwei Alternativen. Entweder du deponierst die Gelder dort, wo das Bankgeheimnis dem Großen Bruder verbietet, Nachforschungen anzustellen. Die Antwort auf lästige Fragen: Es existiert eine registrierte Transaktion, aber es unterliegt leider nicht unserer Kompetenz, sie offenzulegen. Oder, man bedient sich des Systems, um eine Spur zu legen. Die Antwort an den Großen Bruder: Ja, natürlich finden sich registrierte Transaktionen, bitte schauen Sie hier.
Das Ganze bedurfte natürlich gewisser Vorbereitungen. Doch JW würde seinen BMW bekommen, so einfach war das. Registriert und versichert.
Aber er hatte es eilig. Er wollte so bald wie möglich damit beginnen.
Eine Woche später hatte er drei Aktiengesellschaften für jeweils dreitausend Kronen übers Internet erworben. Sich selbst als Vorstand registrieren lassen. Die eine war in der Branche Event-Marketing angesiedelt, die beiden anderen betrieben Handel mit Antiquitäten. Perfekt. Er schuf das Aktienkapital einer jeden Gesellschaft, indem er Schuldbriefe ausstellte. Er schuldete den Unternehmen das Geld in eigener Person – eine Möglichkeit, um zu vermeiden, Bargeld im Namen des Unternehmens einbringen zu müssen. Er setzte einen Vertrag für ein Angestelltenverhältnis mit sich selbst in der Firma für Eventmarketing auf. Schließlich benannte er die Unternehmen. JW Empire Antik 1 AB , JW Empire Antik 2 AB und JW Consulting AB . Klang ziemlich professionell.
Er nahm Kontakt auf zu diversen Personen in London, Freunden von Fredrik und Putte, die auf der London School of Economics studierten. Typen aus der feinen Gesellschaft, deren Eltern hunderttausend pro Semester für eine erstklassige Ausbildung hinblätterten. Sie kannten wiederum andere vor Ort, die bereits als Investmentbanker arbeiteten. JW rief sie einen nach dem anderen an. Nasale Upperclassstimmen am anderen Ende der Leitung. Typen, die Tag und Nacht arbeiteten und darum bemüht waren, ihr eigenes Selbstbild zu legitimieren. Er verwies jedes Mal auf diejenigen, von denen er ihre Namen bekommen hatte. Das öffnete Türen. Führte zu neuen Kontakten. Briten, Inder, Italiener. Die halbe Welt arbeitete in London.
Schließlich, nach vier Tagen Herumtelefonieren in London – die Telefonrechnung lag bei mindestens dreitausend Kronen – wurde er mit einem Mann in der Central Union Bank, Isle of Man verbunden. Ein Steuerparadies mit einem enormen Vorteil: dem Bankgeheimnis. Perfekt.
Sie vereinbarten ein Treffen für dieselbe Woche, in der JW mit Abdulkarim in London sein würde.
JW hatte sich für den Abend mit
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