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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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übel.
    Sie schien es nicht zu merken. Oder, was ihm wahrscheinlicher erschien, ihr war es schnurz, dass er plötzlich blass wurde und sich auf die Bettkante setzte.
    Zwei Minuten Schweigen. Er fummelte mit dem Geld herum.
    Machte einen neuen Versuch. »Du kriegst tausend dazu, wenn du mir was über Nenad erzählst.« Er hielt zwei Fünfhunderter hoch.
    Erstaunlicherweise begann sie zu reden. Jorges Theorie: Jetzt, wo er für Sex bezahlt hatte, konnte er kein Bulle sein. Stattdessen war er ein Typ wie jeder andere auch – ein Freier ist und bleibt nun mal ein Freier.
    »Ich nicht viel weiß. Aber wir alle von Nenad gehört.« Jorge fand, dass ihre Stimme jung klang.
    »Und was habt ihr über Nenad gehört?«
    »Nenad immer bestimmt. Nenad gefährlich. Sie Angst vor ihm.«
    »Wer? Ihr, die ihr hier arbeitet, oder eure Zuhälter?«
    »Alle. Mädchen. Zuhälter. Freier. Er Sachen mit Leuten gemacht. Er für Herr R arbeiten.«
    Jorge dachte: Sie redet zwar viel, sagt aber eigentlich nichts. »Was hat er denn gemacht?« fragte er.
    »Vergewaltigen, schlagen, schlimme Sachen, schlimme Sachen mit Mädchen. Alle haben Angst. Aber mir egal.«
    »Und Herr R, was sagen sie über ihn?«
    Sie schaute auf. Jorge hatte den Eindruck, als lächelte sie.
    »Herr R. Sie sagen, er immer mit Waffe, er morden für Beleidigung, er kontrollieren diese Stadt. Boss über Nenad, Boss über Zuhälter, Boss über uns. Sie sagen, Herr R eiskalt. Stark. Verbreiten schlechte Luft. Herr R verbreiten Hugo-Boss-Luft.«
    Jorge saß neben ihr auf dem Bett. Irgendetwas an ihr reizte ihn. Er konnte nicht genau sagen, was es war, aber sie hatte etwas. Eindeutig.
    Es klopfte an der Tür. Jorge stand auf.
    Die Aufpasserin schaute ins Zimmer. Fragte, wie lange sie noch machen wollten. Sah, dass beide angezogen waren. Und Jorge dabei war zu gehen. Sie nickte.
    Die Puffmutter führte ihn heraus.
    Im Flur unterhielt sich Fahdi mit einem Mann in Kapuzensweater und Jackett drüber.
    Jorge und Fahdi verließen die Wohnung.
    »Mit wem hast du da gequatscht, als ich rauskam?«
    »Mit dem Luden. Der auf die Mädels aufpasst. Was für ein verdammt geiler Job.«
     
    Jorge erwachte aus seinen Gedanken. Schaute auf sein Handy. Zurück in der Jetztzeit – Odenplan, wartete auf den Kurier Silvia Pasqual De Pizzaro.
    Jorge sah die Nummer auf seinem Display. Erkannte die Ziffernfolge, bevor er den Klingelton hörte. Es war Mehmed.
    Er wollte wissen, warum nichts passierte.
    Silvia hätte schon längst im Hotel sein müssen. Irgendetwas war faul.
    Sie beendeten das Gespräch.
    Er richtete sich aufs Warten ein.
    Starrte in Richtung Hotel Oden.
    Auf der anderen Straßenseite näherte sich ein Taxi, Top Cab. Der Fahrer stieg zuerst aus. Öffnete den Kofferraum, hob zwei Samsonite-Trollies heraus. Eine Frau stieg auf der Beifahrerseite aus.
    Es war ganz offensichtlich sie. In schwarzen Jeans, schwarzem Wollmantel. Mütze mit Ohrenklappen.
    Silvia Pasqual De Pizzaro. Endlich.
    Sie zog die Koffer hinter sich her ins Hotel. Der Sand, den der Winterdienst auf den Bürgersteig gestreut hatte, knirschte unter den Rollen.
    Jorge blieb stehen. Mehmed saß im Auto, wartete auf ein Zeichen von Jorge.
    Jorge beobachtete den Eingang des Hotels zehn Minuten lang. Niemand anderes ging hinein oder heraus. Gutes Zeichen. Wenn die Bullen ihnen auf der Spur gewesen wären, wären sie mit Sicherheit ins Hotel vorgedrungen und hätten den Kurier in dem Moment festgenommen, in dem die Übergabe stattfand.
    Jorge rief die Hotelrezeption an. Fragte, ob die Frau eingecheckt hatte. Er bekam die Durchwahl zu ihrem Zimmer. Rief Silvia an. Sie meldete sich. In sauschlechtem Englisch. Sie hatte den Zoll völlig unbehelligt passiert. Keiner hatte sie verfolgt. Alles im grünen Bereich.
    Jorge schickte eine SMS an Mehmed. Sah ihn ins Hotel gehen. Seine Aufgabe bestand darin, ein Mittagessen zu bestellen, und es zu Silvia hochzuschicken. Wenn die Bedienung wieder runterkäme, sollte Mehmed fragen, ob Silvia allein auf ihrem Zimmer sei. Wenn die Antwort positiv ausfiel, würde es Zeit sein, hochzugehen und den Koks zu holen.
    Jorge war um das Hotel herum zur anderen Ecke des Gebäudes gegangen. Jetzt konnte er den Eingang von der Seite aus einsehen.
    Er wartete.
    Das Handy in der Hand. Falls irgendeine suspekte Person das Hotel Oden betreten sollte, würde er Mehmed direkt anrufen. Plan B bei einer eventuellen Verfolgung: Mehmed sollte das Zeug direkt aus dem Fenster, das zur Hagagata wies, werfen. Dort konnte

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