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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Richtung Hornstull.
    Blaulicht überall. Fuck.
    Mierda.
    Schnelle Kalkulation. Der Saab zwischen Jorges und Mehmeds Wagen war ihm äußerst suspekt. Der Feind, die Bullen? Er musste augenblicklich handeln.
    Die Typen aus dem Saab stiegen aus. Drei Männer. Zwei von ihnen liefen auf Mehmeds Wagen zu.
    Hinter Jorge hupte jemand. Eine berechtigte Frage in der Rushhour: Warum legte jemand mitten auf der Västerbro eine Vollbremsung hin?
    Jorge sprang aus seinem Auto.
    Lief auf Mehmeds Wagen zu. Die Typen aus dem Saab drehten sich um. Liefen schneller.
    Jorges Glück – das Training für seine Flucht steckte noch in ihm. Er war schnell. Erreichte den Wagen gleichzeitig mit den Männern aus dem Saab.
    Alles ging enorm schnell.
    Einer der Männer öffnete die Fahrertür zu Mehmeds Wagen. Einer wandte sich Jorge zu. Griff nach seinem Arm. Versuchte, ihn festzuhalten. Mehmed rief Jorge zu: »Lauf, was das Zeug hält. Das sind die Cops.«
    Der dritte Mann, der aus dem Saab angelaufen kam, warf sich über Mehmed und versuchte, ihn in den Sitz zu pressen. Derjenige, der Jorges Arm festhielt, zog ein paar Handschellen hervor. Brüllte: »Polizei. Ich nehm Sie wegen Drogenhandels fest. Widerstand ist zwecklos. Unser gesamtes Einsatzkommando wartet dort unten in Hornstull auf Sie.« Jorge bekam die Panik. Trat dem Bullen mit voller Kraft in die Eier. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen. Jorge hatte nur einen Gedanken im Kopf: den Koks im Kofferraum. Er stürzte sich auf den Griff zum Kofferraum. Öffnete ihn. Zog die NK -Tüte heraus. Der Polizist, der an der Fahrertür von Mehmeds Wagen gestanden hatte, sprang auf Jorge zu. Jorge machte einen Schritt zur Seite. Das Ausweichmanöver gelang. Der Polizist, dem er den Tritt in die Eier verpasst hatte, riss eine Waffe hoch. Schrie etwas. Jorge rannte los. Der andere Polizist, der versucht hatte, ihn zu überwältigen, rannte hinterher. Jorge erhöhte das Tempo. Der Mann hinter ihm war schnell. Jorge war schneller. Dank seiner Zeit in Österåker und dem Training, das er in der letzten Zeit absolviert hatte. Der Bulle hinter ihm brüllte.
    Jorge versuchte sich zu konzentrieren. Schneller jetzt, treib, verdammt noch mal, den Puls in die Höhe. Leichtfüßig. Lange Schritte.
    Er rannte am Brückengeländer entlang. Die Leute stiegen aus ihren Autos und starrten der Armada von Blaulichtern entgegen, die die Brücke auf der Gegenspur hinauffuhren.
    In Jorges Kopf: Lauf jetzt, Jorge.
    Der Asphalt dröhnte.
    Das dunkle Blau des Stockholmer Himmels schrie ihm entgegen.
    Er drehte den Kopf. Der Vorsprung hatte sich vergrößert. Der Bullenarsch war zu lahm.
    Jorge sah Långholmen unterhalb der Brücke liegen. Wie groß mochte der Abstand zum Boden sein? Mehr als die sieben Meter der Mauer von Österåker?
    Egal. Er hatte es einmal geschafft. Würde es wieder schaffen.
    Jorge, der Ausbrecherkönig. Die Fluchtlegende. Keiner würde ihn aufhalten können.
    Er nahm Anlauf. Sprang aufs Geländer. Schaute hinunter. Schwer abzuschätzen in der Dunkelheit. Die Griffe der Papiertüte von NK klemmten in seiner Armbeuge. Er ließ sich hinunter. Das würde die Fallhöhe um fast zwei Meter verringern. Ließ los.
    Fiel.

35
    JW saß im Bus nach Skavsta und dachte: Vor mir liegen zwei rastlose Stunden. Mann, wie dumm, dass ich nicht von Arlanda aus fliegen kann.
    Er versuchte, ein wenig auf seinem Handy zu spielen: Minigolf, Chesswizz, Arkanoid. Er war ein Meister im Downloaden von Spielen geworden. Schlug manchmal sogar sein Handy im Schach. Stolz verbunden mit Ehrgeiz – wie gut würde er noch werden können?
    Abdulkarim würde in zwei Tagen mit British Airways fliegen, Business Class. Von Arlanda aus.
    Fahdi würde mit SAS fliegen. Auch von Arlanda. Typisch.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als das Beste draus zu machen. Sie flogen mit unterschiedlichen Airlines, zu unterschiedlichen Zeiten, von unterschiedlichen Orten aus. Nach Abdulkarims Philosophie war Vorsicht in diesem Zusammenhang der kürzere Weg. JW dachte: kürzerer Weg, für wen? Jedenfalls nicht für mich – zwei Stunden Busfahrt, mindestens anderthalb Stunden Wartezeit in Skavsta, dann von Stansted nach London rein, noch mal mindestens zwei Stunden. Herzlichen Glückwunsch.
    Er begann eine neue Partie Schach. Hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, fühlte sich gestresst. Fingerte an dem Zettel herum, auf dem er sich die Buchungsnummer notiert hatte – bei Ryan Air stellten sie nicht einmal mehr Flugtickets aus.
     
    Flughafen

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