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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Skavsta, nach JW s Auffassung deprimierend. Breit angelegte Reihen von Neonröhren beleuchteten die Abflughalle. Von der Decke, die aus gewaltigen Metallrohren zu bestehen schien, hing ein weißes Propellerflugzeug herab. Der Boden bestand aus Laminat. Die Wände aus laminiertem Kunststoff. Die Check-in-Schalter – man stelle sich nur vor – aus grün laminiertem Kunststoff.
    Eine Schlange schob sich auf zwei Schalter zu. JW stellte seine Taschen ab. Eine der beiden war von Louis Vuitton, Modell Large. Preis: zwölftausend Kronen. Das einzige Problem an einem Ort wie Skavsta war, dass alle annahmen, sie sei ein Imitat. Aber dennoch bestand das Risiko, dass sie vom Verladepersonal gestohlen wurde, wenn sie kapierten, dass sie echt war.
    Er spielte weiter Schach. Schob die Taschen mit dem Fuß weiter. Konzentrierte sich auf sein Handy. Es dauerte über vierzig Minuten, bis er an der Reihe war. Er dachte: Ryan Air – was für ein Scheißladen.
    Nach dem Einchecken hatte er nur noch eine schwarze Schultertasche von Prada als Handgepäck bei sich.
    Die Sicherheitskontrollen fielen besonders gründlich aus. Die Briten hatten offensichtlich Angst vor islamistischen Bombenattentätern. JW konnte nur hoffen, dass Abdulkarim ohne seine Gebetsmütze reiste. JW s Hermès-Gürtel piepte. Er musste ihn abnehmen und in einer blauen Plastikbox die Röntgenmaschine durchlaufen lassen.
    Nachdem er die Sicherheitsschleifen passiert hatte, rief er Sophie an. Sie unterhielten sich eine Weile. Sophie wusste von seiner Reise und wusste auch, mit welchen Freunden er sie unternahm. Nach einigen Minuten wiederholte sie ihre Frage von neulich: »Und wann werde ich sie nun kennenlernen?«
    JW wechselte das Gesprächsthema. »Kannst du uns nicht ein paar schicke Bars in Mayfair empfehlen?« Sophie war weitaus öfter in London gewesen als JW in Stockholm, bevor er dort hingezogen war. Sie ratterte die Namen nur so herunter. Sie redeten weiter: über Jetset-Calles letztes Fest, Nippes neueste Braut, Lollos letzten K-Rausch. Allerdings nicht über JW s Freunde.
    Er verspürte Hunger. Den Hinweisen zufolge gab es irgendwo ein Restaurant.
    Er suchte es auf – ein extrem heruntergekommenes Lokal. Auf der Speisekarte standen drei Gerichte: Fish ’n’ Chips, Spaghetti bolognese und Schweinekotelett mit Pommes frites und Béarnaisesauce. Zwei siebzehnjährige Mädels mit Palästinenserschals und weit in die Stirn gezogenen Wollmützen standen vor JW in der Schlange. Sie regten sich darüber auf, dass es keine vegetarische Alternative gab.
    Die Kassiererin murmelte: »Sie können ja nur Pommes frites mit Bea nehmen.«
    Die Aktivistenbräute lehnten ab. Meckerten noch eine Weile und gingen dann zum Flughafenkiosk, um sich Snickers und Festis-Flaschen zu kaufen.
    JW bestellte Fish ’n’ Chips und suchte sich einen Platz. Wartete darauf, dass seine Nummer aufgerufen wurde.
    Er nahm die neueste Ausgabe von Café zur Hand, die er im Cityterminal gekauft hatte. Überflog zerstreut einen Artikel über die neue geblümte Mode für Männer. Blätterte zügig weiter. Eigentlich wollte er gar nicht lesen. Wollte nur seine Finger irgendwie in Bewegung halten.
    Das Essen kam. Mindestens ein halber Liter Remouladensauce bedeckte den Fisch – eine absolute Fettbombe, jawohl. Er aß und überlegte, ob er danach seine Mutter anrufen sollte. Ihr erzählen, was er in Bezug auf Camilla in Erfahrung gebracht hatte, nämlich die Beziehung zu einem ihrer Lehrer auf dem Komvux. Oder die Sache mit dem Ferrari.
    An dem Ganzen war so einiges faul. Und dennoch hielt er es für keine gute Idee. Es würde sie nur unnötig belasten. Besser, die Polizei würde in der Sache weiter ermitteln. Die Voruntersuchung in professioneller Art und Weise durchführen anstelle von JW s eigenen Nachforschungen. Sie würden schließlich Lösungen vorweisen. Ermitteln, vernehmen und prüfen. Klarheit in Camillas Leben bringen.
     
    Boarding am Gate. Die Leute begannen sich anzustellen. JW fühlte sich matt, es würde ihm guttun, im Flugzeug zu schlafen.
    Eine weitere Sicherheitskontrolle. Sie wollten erneut die Pässe sehen. Dann wurden die Passagiere gebeten, aufs Flugfeld hinauszugehen, wo es schweinekalt und extrem windig war. Schließlich in die Maschine hinein. Selbst die Flugbegleiterinnen waren hässlicher als in den Fliegern, die in Arlanda starteten. Er fand einen Platz, stellte die Pradatasche auf den Fußboden. Eine Stewardess bat ihn, sie oben im Gepäckfach zu verstauen. Er blieb

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