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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Stockholm, würde es allerdings im Norden zurückfahren.
    Mrado hatte alles organisiert. Die unterschiedlichen Märkte bewertet. Die Anteile. Gebiete. Abgewogen. Analysiert. Mit über vierzig verschiedenen Personen gesprochen. Lobbys gebildet. Leute geschmiert, wo es nötig war. War knallhart gewesen, wo es erforderlich war.
    Die meisten vertrauten ihm, behandelten ihn wie einen Jugo mit Ehre. Fanden die Vorteile seiner Vorschläge einleuchtend. Erkannten die Gefahren von Nova.
    Summa summarum: Die Marktaufteilung stand kurz bevor. Das Beste daran – die Garderoben in der Innenstadt, sein eigenes Baby, waren so gut wie gesichert.
    Mrados eigene Auffassung: Er war ein Genie.
    Noch zu überzeugen: Magnus Lindén, Brödraskapet Wolfpack.
    Sie würden sich im Pub Golden Cave in Fittja treffen. Neutrales Terrain.
     
    Mrado liebte seinen Benz mehr denn je. Auslöser war Lovisas vergessene Wachsmalkreide. Mrado hatte die Schachtel wie eine Ikone an der Windschutzscheibe festgeklemmt. Dachte: Bald ist wieder Mittwoch.
    Wenig Verkehr. Angenehmes Fahren. Er dachte an Wolfpack.
    Vor sieben Jahren aus einer Gruppe von Häftlingen in Kumla entstanden. Der Gründer und selbsternannte Präsident Danny »The Hood« Fitzpatrick. Ihm kam nach eigener Aussage im Knast die Idee, Brödraskapet ins Leben zu rufen, weil er begriff, »dass wir ziemlich viele waren, die in Zukunft damit leben mussten, dass die Polizei ab und an unsere Wohnungen mit Tränengas stürmte und uns mit Maschinenpistolen verfolgte«. Eigentliches Ziel war es gewesen, das Hierarchiesystem der Hells Angels nachzuahmen: Hang around, Prospect, Mitglied, Sergeant at arms und schließlich Präsident. Doch nach ein paar Jahren saß die Gruppe ernsthaft in der Scheiße – der Präsident von Brödraskapet geriet in einen Machtkampf mit Radovans Bruder. Zwischen den Jugos und Brödraskapet brach ein Krieg aus. Er dauerte zwei Jahre an, drei Personen mussten ihr Leben lassen. Aber das lag viele Jahre zurück. Brödraskapet bekam schließlich einen neuen Präsidenten: Magnus Lindén. Die Jugos beruhigten sich. Aber die Narben waren geblieben.
    Mrado parkte den Wagen. Bevor er ihn abschloss, richtete er sein gewohntes Gebet an den Autogott.
    Verspürte keinerlei Gefühle angesichts des Treffens mit Lindén, außer einer schwachen Hoffnung auf eine erfolgreiche Marktaufteilung. Keine Nervosität. Keine Angst.
    Er betrat den Pub.
    Erblickte Magnus Lindén sofort. Der Typ strahlte Bosheit aus.
    Der Pub war nahezu leer. Eine Frau mittleren Alters hinter dem Bartresen. Übereinandergestapelte Gläser. Mittagszeit seit zwei Stunden vorbei. Das Lokal lag im Halbdunkel. Im Hintergrund: Led Zeppelin:
Stairway to heaven.
Ein Klassiker.
    Lindén stand auf. Die Arme hingen an der Seite. Machte keine Anstalten, ihn zu begrüßen. Spielte den Coolen.
    Mrado in seiner neuen Rolle als Unterhändler – ignorierte, dass Lindén ihn ignorierte. Streckte die Hand vor. Begegnete Lindéns Blick.
    Er stand drei Sekunden zu lange so da.
    Lindén gab seine Haltung auf. Streckte ebenfalls seine Hand vor. Schüttelte Mrados.
    »Schön, dass du da bist. Willst du etwas zu essen?«
    Das Eis war gebrochen.
    Sie bestellten Bier. Hielten Smalltalk.
    Mrado kannte das Spielchen inzwischen zur Genüge. Sie redeten über Motoren, Sportwagen, Feuerstühle.
    Lindén hatte einen weisen Spruch auf den Lippen, der in Mrados Ohren stark nach der Philosophie der HA klang: »Fährst du japanisch, bist du schwul.«
    Mrado stimmte ihm zu. Ernsthaft. Er hatte schon viele Autos in seinem Leben besessen, aber noch keinen Asiaten, und das würde auch nie passieren.
    Das Gespräch verlief entspannt.
    Lindéns Herangehensweise war anders als die manch anderer – der Typ war ein absoluter Rassist. Lenkte jedes Gespräch in Richtung Negerentartung/Judenkommunisten und Svenska Motståndsrörelsen, eine Art Organisation, die aus alten Skins bestand. Mrado hatte daran kein Interesse. Wo lag der finanzielle Nutzen in diesem dummen Gelaber?
    Lindén schüttelte den Kopf. »Wie konnte ich bloß davon ausgehen, dass eine Person slawischer Abstammung das verstehen würde?«
    Mrado gelangweilt. »Hör mir jetzt zu, Kleinhitler. Ich scheiß auf deine Rassentheorien. Du weißt, worauf ich hinauswill, es geht um uns alle. Hör auf mit deinem blöden Gefasel und antworte stattdessen auf meine Fragen. Macht ihr bei der Aufteilung mit oder nicht?«
    Ein Risiko, Lindén zu pushen. Er hatte mit größter Sicherheit schon Leute für Geringeres

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