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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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die Jugos auf ihn zugestürmt kamen. Außerdem erinnerte er sich an all die Male, bei denen er als Kind im Laden etwas hatte mitgehen lassen.
    Jorges Angst, wiedererkannt zu werden, machte sich bemerkbar. Denn genau das war ihm vor drei Wochen in Sollentuna passiert. Die gefährlichste Gegend für Jorge, denn dort war er bekannt wie ein bunter Hund. Er war damals dort gewesen, um einen Typen auf dem Malmväg zu treffen, der für ihn dealte. Im Treppenhaus kam ihm eine Frau entgegen, die seine Mutter kannte. Sie versuchte, einen Witz zu machen, und rief ihm in chilenischem Slang zu: »Jorgelito. Bist du etwa in Afrika gewesen und hast dich gesonnt?« Er ignorierte sie. Verließ das Haus mit klopfendem Herzen, heftiger als ein in Panik geratener Drum ’n’ Bass-Rhythmus.
    Redete sich selbst gut zu: Nur ruhig. Auf der Liste der Bullen steh ich ganz unten. Hab mein Aussehen verändert. Bin ein völlig anderer Typ. Außerdem war sie nach mehreren Monaten die Erste, die ihn wiedererkannt hatte.
    Sie kauften sich jeder eine Coca-Cola am Zeitungskiosk: Jorge, die Prostituierte aus dem Bordell in Hallonbergen und ihr Anhang, ein Typ, den Jorge noch nie zuvor gesehen hatte.
    Der Typ: ein Riese von einem Schweden. Zwei null fünf groß, mindestens. Schulterbreite von ungefähr einem Meter sowie Stiernacken. Er war im Zweifel, ob der Typ überhaupt gehen konnte, ohne mit den Oberschenkeln ständig aneinanderzustoßen, die Reibung zwischen enormen Muskelmassen.
    »Das ist Micke«, sagte das Mädchen.
    Jorge fragte sich, ob dieser Hüne ihr Typ oder ihr Lude war. Traute sich nicht, zu fragen. Er schämte sich dafür, dass er sie vor einer Woche für Sex bezahlt hatte. Die entscheidende Frage: Schämte er sich, weil es peinlich war oder weil es falsch war?
    Jorge zog eine Augenbraue hoch. Ein Signal an sie: Warum war er dabei?
    Das Mädchen begriff. Sie entgegnete: »Alles in Ordnung. Er nur mitkommen will. Mir nichts passieren.«
    »Soll er etwa alles, was wir sagen, mithören? Das geht nicht.«
    Der Typ antwortete mit hellerer Stimme als erwartet: »Schon okay, Hänfling. Ich halt mich einfach ein paar Meter hinter euch.«
    Merkwürdiges Arrangement. Warum hatte sie ihn eigentlich mitgenommen? J-Boy wollte kein Risiko eingehen. J-Boy wusste, was passieren konnte, wenn man Muskelprotze wie ihn nicht ständig im Blick hatte. Er erwiderte: »Du kannst in unserer Nähe bleiben, aber nur, wenn du vor uns gehst. So dass ich dich die ganze Zeit sehen kann.«
    Der Riese starrte ihn provokativ an. Knackte mit den Fingerknöcheln. Jorge ignorierte es. Wiederholte: »Wenn sie die Knete haben will, macht ihr es so, wie ich sage.«
    Das Mädchen war einverstanden. Ließ sich drauf ein.
    Sie gingen durchs Einkaufszentrum. Durch die automatischen Türen hinaus. Hinter der Messehalle von Sollentuna entlang in Richtung Park. Schweigend.
    Der Riese immer sechs, sieben Meter vor ihnen.
     
    Jorge war der zufriedenste Dealer in der Stadt. Hatte die Cops verdammt locker ausgetrickst.
Grande.
Sein bisher prächtigster Kokaincoup überhaupt. Hatte die Tüte von NK direkt vor ihrer Nase durch die Luft geschwungen. War davongerannt – die Bullen die reinsten Lahmärsche –, hatte sich von der Brücke runtergelassen und war gesprungen. Im Schnee von Långholmen gelandet. Sein Fuß hatte den Fall unbeschadet überstanden. Allerdings war er fast ausgeflippt, als ihm einfiel, dass Långholmen eine Insel war. Doch dann kam ihm eine Idee: Schweden ist ein wunderbares Land – dort gibt es einen richtigen Winter, und es gibt Eis. Er schlug sich auf die Südseite durch, in Richtung Hornstull. Lief über die Eisfläche. Sie war dünn. Aber sie hielt. Er lief den ganzen Weg an den Häusern von Bergsunds Strand entlang. Kam auf der anderen Seite wieder raus, am Park Tantolunden. Alles ruhig. Auf dem Ringväg nahm er ein Taxi.
    Das zweite Plus an der Sache: Sie würden es nicht ganz leicht haben, Mehmed festzuhalten. Denn höchstwahrscheinlich konnten sie nicht beweisen, dass er Kokain bei sich gehabt hatte. Auf der anderen Seite gelang es dem Staat immer, zu beweisen, was er beweisen wollte. Aber dennoch eine ziemlich peinliche Sache für sie – normalerweise tauschten sie das Kokain gegen einen anderen Stoff aus und behielten die ursprüngliche Ware als Beweismittel. Aber in diesem Fall hatten sie Mehmed mit
The real stuff
wegfahren lassen. Anzunehmender Grund: Sie wussten offensichtlich, dass jemand das Zeug testen würde, und wollten an die richtig großen

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