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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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stur. Bestand darauf. Die Stewardess bemühte sich nicht einmal, höflich zu bleiben. Die Tasche wurde nach oben verfrachtet.
    Verdammte Kacke. JW schwor sich: nächstes Mal Business Class.
    Sie führten die Sicherheitsroutine durch. JW las in seiner Zeitschrift.
    Die Maschine startete.
    Er lehnte sich zurück. Schloss die Augen.
    Entspannte sich.
    »Piep piep!« schrie jemand hinter ihm. Er drehte sich um. Dachte: Dieser Tag ist einfach zum Kotzen. JW hatte sie nicht wahrgenommen, als sie einstiegen. Hinter ihm saß eine Gruppe bereits angeheiterter Fußballfans. Einer von ihnen schrie weiter, puterrot im Gesicht. Die anderen Typen lachten hysterisch.
    Eine Stewardess kam mit energischen Schritten den Gang entlang: »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Der Typ zeigte auf einen Knopf an der Decke. »Ich hab auf diesen Knopf hier gedrückt, aber es kam keiner, und dann hab ich selbst gepiept.«
    Die Jungs schmissen sich fast weg vor Lachen.
    Die Flugbegleiterin fuhr ihn unfreundlich an. Weitere Lachsalven.
    Was für ein Tag. JW dankte Gott für seinen MP 3 -Spieler – das Lachen der Fußballfans hörte er trotz der Musik allerdings immer noch.
     
    Zwei Stunden später: Landung in Stansted. JW folgte schlaftrunken dem Pulk der Passagiere durch die Passkontrolle hindurch und weiter zum Gepäckband. Spielte Chesswizz auf seinem Handy. Seine zwei Taschen kamen auf dem Gepäckband angefahren. Sie sahen unbeschädigt aus. Zum Glück.
    Jetzt nur noch durch den Zoll. Er nahm die Rolltreppe hinunter zum Stansted Express.
    JW berechnete seine gesamte Reisezeit. Der Flug: circa zwei Stunden. Die anderen Fahrten: mit dem Bus, der U-Bahn, dem Taxi plus der Wartezeit – machte zusammengenommen sechs Stunden. Was für ein Mist.
    Der Zug fuhr ein. Eine automatische Ansage mit einer kreischenden Frauenstimme verkündete: »
This train leaves for London Liverpool Street Station in three minutes.
«
    Er stieg ein. Setzte sich so, dass er seine Louis-Vuitton-Tasche im Gepäckfach im Blick hatte. Nahm die Café-Zeitschrift erneut zur Hand. In England war es bedeutend wärmer als in Schweden. Er schwitzte. Zog seinen Dior-Mantel aus. Legte ihn auf den Schoß.
    Der Fahrkartenkontrolleur hatte einen dermaßen ausgeprägten Cockneydialekt, dass JW ihn kaum verstand, als er ihm vorschlug, die Rückfahrkarte gleich mitzulösen.
    JW nahm sein Handy zur Hand und schickte Abdulkarim eine SMS mit der Nachricht, dass er gelandet sei. Schickte eine weitere an Sophie: »Hej, Süße, bin gerade gelandet. Ziemlich warm hier. Hab im Flugzeug gut geschlafen. Was machst du? Wir hören in ein paar Tagen voneinander. Kuss/J.«
     
    Einige Stunden später lag er ausgestreckt auf seinem Hotelbett, frisch geduscht und ziemlich groggy. Er hatte ein bisschen mit den Freunden von Fredrik und Jetset-Carl in London herumtelefoniert. Wollte den Abend genießen. Das Nachtleben testen. Party machen und vor allem, Kontakte knüpfen.
    JW dachte an Sophie. Sie hatte ihn ernsthaft gedrängt und wissen wollen, wer seine anderen Freunde waren. Was wollte sie nur? Warum interessierte sie das? Er wusste immer noch nicht, ob es tatsächlich Nähe war, die sie suchte. Oberflächlichkeit war doch in ihren Kreisen eher eine Tugend. In seinen dunkelsten Stunden hegte JW den Verdacht, dass sie ihn durchschaute. Und dass das Schauspiel möglicherweise dem Ende entgegenging.
    Und warum war es ihm so wichtig? Warum hatte er nie das Gefühl, dass er okay war, so wie er war? Was wollte er erreichen? Die letzte Frage enthielt eine weitere Frage – was hatte Camilla erreichen wollen? Irgendetwas hatte sie getrieben. JW konnte sich nicht entscheiden, ob es nun Sache der Polizei war oder seine Aufgabe, das herauszufinden.

36
    Es musste sich bald ändern. Es würde sich ändern.
    Er würde alles wieder einfädeln. Radovan, der sich ihm gegenüber so reserviert verhielt – ein schlechtes Omen. R spürte offenbar, dass Mrado ihn nicht so achtete, wie er Jokso geachtet hatte. Und das war der Unterschied – Jokso war ein wahrer Guru gewesen, der Mann, der die Serben an die absolute Spitze der Unterwelt von Stockholm geführt hatte. Vereint, stark, loyal. Radovan besaß diese Größe nicht, war ein Schlappschwanz, ein Spalter. Ein Falschspieler. Mrado begann innerlich seinen eigenen Weg zu planen: Vielleicht sollte er mit Nenad alleine weitermachen.
    Aber das würde sich schon finden. Heute wollte er nicht an diese Scheiße denken. Heute war sein Besuchstag mit Lovisa. Geplant. Bis ins

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