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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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sich in die Hotellobby. Nenad bestellte einen Cognac XO , exquisiter Jahrgang.
    Von der Decke hingen schwere Kronleuchter. Unter den klassisch designten Ledersesseln lagen echte Teppiche. Die Aschenbecher waren aus Silber.
    Nenad stellte Fragen. JW erklärte das, was Abdulkarim nicht verstanden oder falsch aufgefasst hatte. Nenad schien jedoch das meiste bereits verstanden zu haben. Er realisierte das Potential, erkannte die Risiken und Möglichkeiten. Nach einer einstündigen Diskussion gelangte er zu einer Entscheidung: Sie benötigten in erster Linie eine so umfangreiche Ladung wie möglich, am besten in Form von Kohlköpfen.
    JW stimmte ihm zu.
    Sie diskutierten weiter. Über die Preisentwicklung in England, die aktuelle Preisentwicklung in Stockholm. Lagerungsmöglichkeiten, Frachtmethoden, erhöhte Marktanteile. Verkaufsstrategien, Dealertricks, zusätzliche Mitarbeiter. Der Zahlungsmodus im Syndikat: Money Transfer, über SWIFT -Code, oder in bar.
    JW hatte in seinen Gesprächen mit Jorge viel gelernt. Stellte plötzlich fest, dass es letztlich Jorges Worte, Anmerkungen und Gedanken waren, die aus seinem eigenen Mund kamen.
    Nenad mochte JW s Ideen und vor allem, dass er Biss hatte.
    Als sie fertig waren, zündete er sich eine Zigarre an. » JW , geh noch einmal alles, was wir besprochen haben, in Ruhe durch. Heute Abend um neunzehn Uhr werden wir mit der anderen Seite verhandeln. Da will ich dich an meiner Seite haben. Bis dahin muss die gesamte Kalkulation stehen.«
    JW stand auf und bedankte sich bei Nenad. Er verbeugte sich nahezu.
    »Wir sehen uns dann. Ich freu mich.«
    JW fühlte sich, als schwebe er auf Wolken.
    Er musste an den Augenblick in Abdulkarims Taxi denken, als er sich entschieden hatte, ihn mit dem Verkauf von K zu unterstützen. Und heute – sieben Monate später – betrieb er im Savoy mit Nenad Konversation über Big Business.
    JW war mit von der Partie.
    Sozusagen mittendrin.
    In einer Stunde würden sie den abgefahrensten Deal der Welt aushandeln.

42
    Zwei schlechte Tatsachen. Erstens, er war erniedrigt worden. Zweitens, er hatte seine Existenz verloren.
    Drei gute Effekte. Er war immer noch Teil der Organisation – nicht völlig draußen, auf der Straße sitzend. Er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben – es gab Möglichkeiten, vorwärtszukommen, vielleicht auch ohne R. Und drittens, er war noch am Leben.
    Seit dem Vorfall im Skisprungturm Fiskartorp waren zwei Tage vergangen. Mrado erinnerte sich an Radovans Argumentation im Detail. Konnte jedes Wort, jeden Tonfall, jede Geste wiedergeben.
    Rado hatte sich ziemlich in Rage geredet. Fast manisch. Machtbesessen. Mordlüstern.
    Aber nichts war passiert. Mrado hatte das Gelände verlassen wie nach einem gewöhnlichen Treffen mit R. Der weitere Verlauf des Essens: Sie hatten über allgemeine Themen geredet – Autos, Gartenlokale, Geldwäsche, Cashideen.
    Und dennoch war er vernichtet worden.
    Im Range Rover auf dem Nachhauseweg herrschte Schweigen. Der einzige Gedanke, der Mrado im Kopf herumschwirrte, war: Jokso hätte es nie zu einer Situation wie dieser kommen lassen. Wäre nicht so hysterisch gewesen. Hätte seinen besten Partner nicht fallengelassen.
     
    Mrado lebte sein Leben trotz der Degradierung weiter. Ging ins Studio. Ging ins Pancrease. Kämpfte so enthusiastisch wie lange nicht mehr. Omar Elalbaoui war zufrieden. »Verdammte Power in den Schlägen, alter Jugo!«, rief er Mrado beim Sparring im Ring zu. Dass Elalbaoui ein solches Lob im Pancrease aussprach – eine Sensation.
    Er überlegte: Sollte er auf Rados Order scheißen und sich heute Abend einfach an der Garderobenfront sehen lassen? Noch bevor er zu Ende gedacht hatte, sah er ein, was für einen dämlichen Gedanken er da hatte. Kamikazeidee.
    Andererseits – Radovan war keineswegs unsterblich. Er glaubte zwar, dass er Jokso sei, aber genauso wie für Jokso konnte es auch für ihn schnell vorbei sein.
    In Mrados Kopf: Es bestand immerhin die Möglichkeit, Rados Monopol zu unterlaufen.
    Die Idee musste nur noch zu Ende gedacht werden.
     
    Die Gedanken in Mrados gefrustetem Hirn flossen in gebrochenen Bahnen. Und zugleich, sozusagen auf Sparflamme, hatte er einen Plan: Seine Stärke lag in seinen Kontakten, es musste irgendwie möglich sein, Rado auszuschalten, den verdammten Verräter zu überlisten. Wenn er sich nun unbedingt in den Kopf gesetzt hatte, die Jugohierarchie umzugestalten, bestand immerhin die Möglichkeit, dass noch ein anderer außer ihm

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