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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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vorangetrieben hatte. Von welchen Personen sie sich möglicherweise Unterstützung erhoffen konnten. Mit wem er in gutem Kontakt stand, Jonas Haakonsen von den Bandidos, Magnus Lindén von Brödraskapet Wolfpack, unter anderem. Aber vor allem berichtete er von seiner Enttäuschung über die Vertrauenskrise zwischen ihm und R.
    Sie hatten noch nie zuvor so offen miteinander über die Situation innerhalb der Organisation gesprochen. Und das Beruhigende daran war, dass sie so viele Ansichten über Rado teilten.
    Als sie auseinandergingen, hatten sie drei Prinzipien aufgestellt. Sie würden von nun an zu zweit sein. Sie würden absolutes Stillschweigen darüber bewahren. Und, der einzige Ausweg – Radovans Sturz oder ihrer.
    Der Krieg konnte beginnen.

43
    Ganz klar – irgendetwas war ihr zugestoßen.
    Jorge hatte die Puffmutter in den letzten vierundzwanzig Stunden mindestens fünfzehnmal versucht anzurufen. Das Resultat: Sie ging nicht mehr an ihr Handy. Ließ es einfach klingeln. Wahrscheinlich hatte sie sich eine neue Nummer zugelegt. Und davor lautete die Antwort jedes Mal: »Tut mir leid, ich hab keine Ahnung, wo Nadja ist.« Verdammte Lügnerin –
Mentirosa.
    Irgendwie war der Zusammenhang offensichtlich: Nadjas Verschwinden, die Angst in den Augen der anderen Nutte in ihrem Zimmer, die Lügen der Aufpasserin.
    Die unangenehme Frage: War es möglicherweise sein Fehler? Der Gedanke beschäftigte ihn. Jorges Grundphilosophie: Keiner trägt die Verantwortung für jemand anderen. Das Leben ist zu kurz, um dazusitzen und auf Cashflow zu warten. Greif zu und überlass die anderen sich selbst. Beim Verkauf von Koks funktionierte es. Bei den Zigarettendeals in Österåker hatte es auch funktioniert. Es funktionierte letztlich immer dann, wenn J-Boy sich direkte materielle Vorteile verschaffen konnte. Aber hier trieb ihn etwas anderes.
    Jorge betrachtete sich selbst als die Nemesis der Jugos. Und der Kampf gegen sie brachte Gefahren für andere mit. Das wusste er bereits. Sie hatten ihm gedroht, Paola etwas anzutun. Und jetzt war Nadja weg. Wo war sie? Was wusste sie?
    Wenn er herauskriegen sollte, was ihr zugestoßen war, würde Radovan auch dafür büßen müssen. Das Projekt R gewann für ihn immer mehr an Bedeutung.
     
    Abdulkarim und Fahdi waren aus London zurück. Sie hatten dort offensichtlich ein Riesending an Land gezogen. Abdulkarim hatte ihn angerufen. Hatte sich bedeckt gehalten. Aber man merkte es ihm dennoch an – seine Stimme an der Grenze zur Ekstase. Er fasste sich kurz: In einigen Monaten würde eine Ladung eintreffen. Er verriet nicht, was, wie viel, woher, nicht genau wann oder wie. Bis dahin würden sie die Ware auf den Markt werfen, die Jorge vor kurzem über die Brasilianerin eingeschleust hatte. Plus weitere kleinere Ladungen, die sie erwarteten. Vor allem aber würden sie daran arbeiten, den Markt noch stärker auszuweiten. Mehr Verkaufskanäle, mehr Stadtteile, mehr involvierte Dealer.
    Die Geschichte mit dem Koks entwickelte sich zu einem Riesengeschäft. Jorge war letztlich froh, in Suecia geblieben zu sein. Dachte daran zurück, wie JW über ihn gebeugt im Wald gestanden hatte. Abdulkarims hochtrabende Pläne für die Vorortexpansion vor ihm ausgebreitet hatte. Und jetzt rollten die Taler nur so herein, schneller als bei jedem noch so erfolgreichen börsennotierten Unternehmen. Der vorherbestimmte Aufstieg eines Vorortjunkies.
    In Jorges Gedankenwelt wurde der Begriff Cash immer mehr zu einem Mittel, nicht zum eigentlichen Ziel. Zu einem Instrument, das das Potential für die Durchführung seines R-Projektes besaß.
    Nächste Phase – an Jätte Karl heranzukommen.
    Jorge hatte folgende Informationen: Radovan betrieb Handel mit Prostituierten. Nenad war dafür verantwortlich. Die Mädchen wurden aus dem ehemaligen Jugoslawien und anderen Oststaaten eingeschleust. Das reinste
Lilja 4 -ever.
Außerdem waren schwedische junge Frauen involviert. Das Bordell, in dem Nadja gearbeitet hatte, war ein Teil des Geschäfts. Die Klitsche wurde von der Puffmutter Jelena Lukic und dem Kerl mit dem Jackett geführt. Jorge hatte sich über ihn informiert. Sein Name: Zlatko Petrovic. Nadja hatte einen eigenen Zuhälter oder Freund gehabt – den Hünen, Micke. Seine Rolle unklar. Interessanter: Das Bordell in der Wohnung war nicht das einzige in Radovans Hurenimperium. Es gab noch mehr. Das Geschäft mit den Huren wurde auch an schickeren Orten mit edleren Nutten betrieben. Nadja hatte es ihm gesteckt:

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