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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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geschasst worden war. Mrado musste herausfinden, wer.
    Er hörte sich in der Gerüchteküche um. Erkundigte sich nach dem neuesten Gerede. Ratko wusste einiges. Bobban hatte auch was gehört. Radovan war dabei, noch andere rauszukicken.
    Mrado gab einen Tipp ab. Goran höchstwahrscheinlich nicht. Stefanovic auch nicht. Konnte es sich um seinen Freund Nenad handeln?
     
    Mrado begann mit den Vorbereitungen für den Abschluss seiner Projekte am nächsten Tag.
    Er hatte vor, das Ganze wie eine Art Poker zu betrachten, auch wenn er das letzte Mal im Kasino ziemlich abgekackt war: The Big Slick. Top oder Flop, alles oder nichts. Mrado hatte sich entschieden. Er würde alles einsetzen –
all in.
    Mrado vs. den allermächtigsten Mann der Stockholmer Unterwelt. Das forderte ein gewisses Maß an Planung.
    Mrado vs. Joksos Thronfolger. Dafür bedurfte es gewisser Smartheit.
    Mrado vs. einen Idioten. Mrado würde das Spiel locker nach Hause bringen – es erforderte allerdings die Überzeugung, wenigstens selber daran zu glauben.
    Er nahm seinen Notizblock zur Hand, der seit der Suche nach dem flüchtigen Latino unbenutzt herumgelegen hatte.
    Dachte an all das, was er für Rado getan hatte, nur um diesen Asy zu finden. Hatte dem Cousin des Ausbrechers die Finger gebrochen. Seine Freundin außer Gefecht gesetzt. Hatte Tag und Nacht in seinem Wagen vor diversen Nachtherbergen gesessen und Penner ausgefragt. Schließlich den Latino selbst zu Brei gestampft. Und was war der Dank? Mrado hatte sich entschieden – er würde die Erniedrigung nicht einfach so hinnehmen.
    Notierte auf einem Blatt des Blocks ganz oben: mein Leben absichern.
    Begann verschiedene Maßnahmen aufzulisten.
    Die Wohnung wechseln. Alternative: zur Untermiete wohnen, Wohnung aus zweiter Hand mieten, über einen Strohmann ein Haus kaufen, Wohnwagen anschaffen.
    Er betrachtete, was er gerade geschrieben hatte: Wohnwagen anschaffen – ziemlich unwahrscheinlich. Er ließ es dennoch stehen. Jetzt war Brainstorming angesagt. Er wollte alle Ideen zu Papier bringen.
    Schrieb weiter.
    Auto wechseln.
    Hund anschaffen: Pitbull Terrier, Schäferhund oder anderen Kampfhund.
    Die Kevlarweste Tag und Nacht tragen.
    Einen noch leichteren Revolver besorgen. Ihn immer am Körper tragen.
    Bessere Alarmanlage im Auto und eventuell in der Wohnung einbauen.
    Einen Leibwächter engagieren. Mögliche in Frage kommende Personen: Ratko, Bobban, Mahmud. Auf wen kann man sich verlassen?
    Training im Fitness Club aufgeben.
    Training im Pancrease aufgeben.
    Nicht mehr im Clara’s und Bronco’s essen.
    Handy und Geldkarte wechseln.
    In einem anderen Studio trainieren.
    Gewohnheiten ändern. Auf unterschiedlichen Strecken zum selben Ziel fahren. Den Zeitplan fürs Training umstellen.
    Lovisa dazu bewegen, umzuziehen, die Schule zu wechseln und sich eine geheime Adresse zuzulegen.
    Ein Postfach eröffnen.
    Alles, was ich über Radovans Business in Erfahrung gebracht habe samt Beweisen an einem sicheren Ort verwahren. Meine beste Versicherung.
    Er sah sich die Liste noch einmal an.
    Blieb seiner Gewohnheit treu, unterstrich ein Wort – Lovisa.
    Das Wichtigste. Schwerste.
    Er rief ihre Mutter Annika, das Hassobjekt, an.
    Keiner da.
    Sprach ihr eine Mitteilung auf den Anrufbeantworter. Hoffte, dass sie trotz des ganzen Ärgers im Zusammenhang mit dem Gerichtsverfahren zurückrufen würde.
    Entschied sich definitiv – er würde einen Versuch gegen R unternehmen. Aber das Ganze musste wohlüberlegt sein. Keine gute Idee, irgendwas zu überstürzen. Die Vorbereitungen waren das A und O.
     
    Zwei Tage später. Nenads bedächtige Stimme in der Leitung: »Mrado, bist du an einem ungestörten Ort?«
    »Ja, klar. Wie geht’s? Seit wann bist du aus London zurück?«
    Mrados Interesse war geweckt. Irgendetwas an Nenads Tonlage war anders.
    »Bin schon seit zwei Tagen zurück. Lief phantastisch dort. Und hier zu Hause, alles im Lot? Wie geht’s deiner Tochter? Ist deine Leitung sicher?«
    Nenad ließ seine letzte Frage nebenbei mit einfließen, als hätte er nach dem letzten K- 1 -Match im Fernsehen gefragt, ganz beiläufig.
    »In diesen Zeiten? Wo du und ich beide bei den Novabullen registriert sind?
I don’t think so.
«
    »Können wir uns nicht in zwanzig Minuten vor Ringen treffen? Es ist wichtig.«
     
    Mieses Wetter draußen. Der März hatte sich in seiner Tristheit unendlich hingezogen. Und das Einkaufszentrum Ringen war genauso öde wie das Wetter. Direkt gegenüber von Ringen: der

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