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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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drinnen.
    Perfecto.
    An der Bar bestellte er eine Flasche Heineken. Schaute sich um. Entdeckte an einem Tisch Gleichgesinnte, ein paar Einwanderertypen, die ebenfalls Glück gehabt hatten. Jorge ging auf sie zu. Sie erkannten ihn nicht. Und dennoch spürte er eine gewisse Zusammengehörigkeit, sie wussten, dass er in derselben Lage war wie sie. Fehl am Platz und dennoch glücklich.
    Sie unterhielten sich eine Weile. Begutachteten die Bräute. Bewunderten Titten. Beurteilten Hintern. Jorge lud jeden von ihnen auf eine kleine Nase ein. Zur Wand gedreht. Von der Rückseite einer Kreditkarte geschnüffelt. Es funktionierte.
    Die Welt nahm Geschwindigkeit auf. Jorge
on top.
    Fragte den Barmann nach Jetset-Carl. »Kein Problem«, antwortete der Barkeeper, »er kommt immer so gegen eins, steht dann an der Kasse und empfängt die Leute.«
    Jetset-Carl: der Hurensohn.
    Jorge wartete. Die Einwanderertypen am Tisch baggerten gerade ein paar Gymnasiastinnen aus Djursholm an. Kulturschock größeren Ausmaßes. Wahrscheinlich hatten die Bräute überhaupt noch nie in ihrem Leben mit jemandem aus einem außereuropäischen Land gesprochen, außer vielleicht mit dem adoptierten Jungen aus der Nachbarklasse. Die gängige Einstellung der Typen: Alle schwedischen Bräute sind scharf auf mich, und deshalb sind sie Nutten.
    Jorge beobachtete das Spielchen. Die Typen kauften Getränke. Gaben sich Mühe. Die Bräute tranken und genossen es. Gleichzeitig jedoch erniedrigten sie die Jungs. Nach Jorges Auffassung bestand die einzige Chance der Nigger darin, eine der Miezen so richtig besoffen zu machen.
    Es wurde ein Uhr.
    Ein junger Schnösel, der dem Äußeren nach Jetset-Carl sein konnte, stand an der Kasse hinter dem Eingang. In Nadelstreifensakko. Jeans. Loafers mit Guccischnalle. Begrüßte alle Schönheiten, die den Club betraten.
    Sämtliche Gefühle signalisierten ihm: Das Selbstvertrauen dieses Typen ist nicht zu toppen.
    Jorge ging auf ihn zu.
    »Hallo.«
    Jetset-Carl drehte sich verwundert um.
    »Bist du Jetset-Carl?«
    Der Typ tat sein Bestes, um zu lächeln.
    »Ja, sicher. Ich werde so genannt von denen, die mich kennen.« Betonung auf den Worten: von denen, die mich kennen – Botschaft an J-Boy – wer immer du auch sein magst, du kennst mich NICHT .
    »Ich hab schon viel Gutes von dir gehört. Nicht nur, dass du hier ganze Arbeit leistest und außerdem noch ’n ziemlich netter Typ bist. Sondern noch ’n bisschen mehr.«
    Jetset-Carl legte eine Hand auf Jorges Schulter. Sie waren gleich groß.
    »Tut mir leid, ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Ich hab von dir und Jonte gehört. Ihr macht anscheinend ’n paar nette Dinge zusammen.«
    Etwas in Jetset-Carls Blick. Ein verschlagener Glanz. Dann war er wieder ganz der Joviale.
    »Entschuldige mich, war nett, dich zu sehen. Ich muss leider weiterarbeiten. Wir unterhalten uns später. Schönen Abend noch.«
    Jorgelito abgefertigt. Und dennoch, das gewisse Etwas im Blick des Jetset-Typen war ihm nicht entgangen.
    Jorge schickte noch eine SMS an Fahdi. Erhielt Antwort: »Heut Abend läuft’s. Allah ist mit mir. Hab die schärfste Katze aufgerissen.« Fahdi hatte Beute gemacht. Glückwunsch.
    Jorge gesellte sich zu den Einwanderertypen am Tisch.
    Es wurde zwei Uhr. Die Koksekstase nahm langsam ab. Er ging in die Herrentoilette. Legte sich dreißig Milligramm Eis zurecht. Nahm eine gewaltige Nase.
    Der Kick hatte es in sich. Energiekick. Er legte den höchsten Gang ein.
    Kam wieder ins Lokal zurück.
    Ging noch einmal auf Jetset-Carl zu.
    »Hast du jetzt ’ne Minute Zeit?«
    Jetset-Carl setzte eine bedauernde Miene auf.
    »Sorry, ich muss arbeiten. Können wir uns später unterhalten?« Er machte mit der Hand eine entschuldigende Geste.
    Jorge wollte jetzt reden. Unbedingt.
    Zu spät.
    Jorge spürte, wie er von hinten hochgehoben wurde. Er versuchte, sich umzudrehen, aber sein Kopf saß fest wie in einem Schraubstock. Muskulöse Arme. Türsteherhandschuhe.
    Er schrie. Landete. Draußen.
    Dachte im Rausch: Wo zum Teufel war nur Fahdi, wenn man ihn brauchte?
     
    Jorgelito rausgeschmissen. Er war ein absoluter Loser, dessen Ehre durch den Dreck gezogen wurde. Asy im Kharma
beware.
Du bist nicht willkommen. Sag das weiter.
    Aber eins wusste er – er würde nie wieder seine Würde von einem Jugo oder einem ihrer Handlanger antasten lassen.
    Der Kokskick war beinhart.
    Jorge gab sich noch nicht geschlagen.
    Heute war sein Abend.
    Der Abend seines Projekts.
    Die Radovanschwuchtel

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