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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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spüren.
    Nahm das Handy raus. Auf dem Display eine Buchstabenkombination: JSC . Konnte sich nur um eine Person handeln – ausgerechnet der verdammte Carl.
    Jorge meldete sich: »Yes.«
    »Hallo, ich bin’s. Kannst du die mit den fetten Titten in ein Taxi zu mir nach Hause setzen?«
    Jorge perplex. Der Typ klang, als sei er absolut dicht. Was sollte er antworten? Sollte er versuchen, Zlatkos Stimme nachzuahmen?
    Er nuschelte so gut es ging: »Tut mir leid, sie ist nicht da.«
    »Verdammt, schade.«
    Sein einziger Gedanke: Er musste irgendwas Smartes von sich geben. Etwas, das das Gespräch am Laufen hielt.
    »Äh, ach übrigens, wann findet noch mal die nächste große Party statt?«
    »Das müsstest du als der Macher doch eigentlich wissen. In zwei Wochen, am neunundzwanzigsten. Ist die mit den Titten wirklich nicht da?« Jetset-Carl lallte schlimmer als ein Profiboxer nach dem Knockout.
    Jorge kam blitzschnell auf eine Idee: »Leider nein. Aber eins noch. Hatte gerade einen Typ hier, der am neunundzwanzigsten unbedingt kommen will.«
    »Tut mir leid, geht nicht.«
    »Doch, es muss. Nenad hat schon sein Okay gegeben. Wollt dir nur Bescheid sagen. Sein Deckname ist Daniel Cabrera.«
    »Aha, brauchst du ein Codewort?«
    »Ja, wär nicht schlecht. Kannst du es übermitteln?«
    »Übermitteln. Du quatschst ja schlimmer als ein Jurist. Ich schick’s dir. Bis dann.«
    Jorge steckte das Handy in die Tasche. Das Gewehr unter die Jacke. Nahm den Laptop unter den Arm.
    Er warf einen flüchtigen Blick auf die Leichen. Ihm wurde übel.
    Er dachte eigentlich, nach all den Gewaltvideos als Kind abgestumpft zu sein. Aber in Wirklichkeit war es genau andersherum, je mehr Scheiße er im Fernsehen gesehen hatte, desto schlimmer wurde es. Oder vielleicht lag es auch einfach nur am Koksrausch.
    Er zog den Ärmel seines Pullis runter, um die Türklinke anzufassen. Kein CSI -Team der Welt würde irgendeinen Fingerabdruck von ihm finden.
    Er verließ den Puff. Spürte Zlatkos Handy in der Tasche vibrieren – die SMS von Jetset-Carl.
    Draußen war es dunkel.
    Hallonbergen by night.
    Kein Mensch auf der Straße.

44
    JW war auf dem Weg zur Isle of Man. Manx Airways flog sechsmal am Tag dorthin. Es dauerte eine gute Stunde von Heathrow aus bis zum Flughafen der Insel außerhalb der Hauptstadt Douglas. Im Gegensatz zum Flug mit Ryan Air war dieser unkompliziert, angenehm und ruhig.
    Er befand sich immer noch in einer Art Traumzustand angesichts der Mengen, die sie von Warrick County aus liefern konnten. Angesichts der Preisentwicklung und der ansteigenden Verkaufszahlen. Die Konjunktur für K – eine sonnige Zukunft. Die Ideen des Arabers würden realisiert werden. JW würde schon bald ein reicher Mann sein.
    Es war jetzt zwei Tage her, dass er Nenad in einem Hotel in London getroffen hatte. Der Mann, der Abdulkarims Boss war, legte einen völlig anderen Stil an den Tag als der Araber. Ein gutes Gefühl, den mythenumwobenen, lange geheim gehaltenen Chef kennenzulernen. Der Spitze näher zu kommen.
    Die Verhandlungen mit Nenad und den Engländern verliefen unkompliziert. Sie saßen in einem der Konferenzräume des Hotels. Nenad hatte erst ein Zimmer reservieren lassen, aber die Engländer hatten ihn umgehend gebeten, es wieder zu stornieren. Nenad konnte diesem Stil durchaus etwas abgewinnen – ihr Sicherheitsbewusstsein übertraf selbst das von Abdulkarim.
    Der Verhandlungsraum war im Rokokostil eingerichtet. In der Mitte des Raumes stand ein ellipsenförmiger Tisch aus Walnussholz, die Wandleuchter aus Kristallglas verbreiteten ein angenehm warmes Licht. Das hier war etwas anderes als Abdulkarims Wohnzimmer.
    Die Engländer sahen aus wie Hooligans. Ihre Art unterschied sich völlig von der von Chris, dem Mann, der JW , Abdulkarim und Fahdi in seiner Verpackungsfabrik empfangen hatte. Derjenige von ihnen, der das Sagen hatte, war um die fünfzig mit grauem, nach hinten gekämmtem Haar und in legerer Kleidung. Hatte ein vernarbtes Gesicht und eine unaufdringliche Art. Aber er stank förmlich nach Macht und Selbstsicherheit. Der andere war stark übergewichtig, hatte seine Figur jedoch nicht mit weit geschnittener Kleidung zu kaschieren versucht und machte in dem Pringlepullover, der sich über seinen Rettungsringen spannte, einen eher lächerlichen Eindruck. Aber schon nach den Höflichkeitsbekundungen verschwand dieser Eindruck – der Fettwanst war ein knallhartes Genie. Während JW mit Block und Minitaschenrechner dasaß, rechnete der

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