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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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würde es zu spüren bekommen. Jetset-Carl hin oder her. Scheiß auf ihn. Jorge würde auch ohne diesen aufgeblasenen Idioten an genügend Info rankommen.
    Er musste nur vorher noch mit Nadja sprechen.
    Hatte Zlatko Petrovics Nummer von Fahdi bekommen. Jorge hatte ihn unzählige Male zu erreichen versucht, allerdings ohne Erfolg.
    Er stand mitten auf Stureplan. Im Hintergrund: Wurstverkäufer, besoffene Teenager, frierende Snobs, alkoholisierte Vierzigjährige.
    Er griff nach seinem Handy. Keine SMS von Fahdi, was offensichtlich ein Auswärtsspiel bedeutete. Er wählte die Nummer des Zuhälters, Zlatko.
    Ließ es lange klingeln.
    Schließlich, zum ersten Mal unter dieser Nummer, meldete sich jemand.
    »Hallo?«
    »Hej, ich möcht heut Abend ’n wenig Spaß haben.«
    »Da sind Sie bei uns richtig. Wie war Ihr Name?«
    Jorge gab Fahdis Alias an.
    Zlatko antwortete: »All right. Wir werden etwas Hübsches für Sie arrangieren.«
    »Schön, ich hätte gern Nadja.«
    Stille am anderen Ende der Leitung.
    »Haben Sie mich verstanden? Ich möchte diese Nadja.«
    »Ich weiß nicht, was Sie wollen. Aber sie ist nicht mehr bei uns. Sorry.« Die Kälte in Zlatkos Stimme war eisiger als gefrorener Wodka.
    »Und wo kann ich sie jetzt treffen? Sie war so geil.«
    »Hör mir gut zu, mein Freund. Frag nie wieder nach Nadja. Sie ist nicht mehr bei uns. Ich weiß, wer du bist. Noch ein Wort über diese verdammte Nadja, und wir machen dich fertig.«
    Das Gespräch wurde beendet – Zlatko hatte auf den roten Knopf gedrückt.
    Jorge saß in einem Taxi auf dem Weg nach Hause zu Fahdi. Eingeschüchtert. Auf ’nem Kokstrip.
    Auf seiner Netzhaut: Paola und Nadja. Und die anderen: Mrado, Ratko, Radovan. Er würde sie fertigmachen. Vergeltung üben. Nadja rächen. Radovan würde mit Schusslöchern in den Augen bezahlen müssen. Brutale Folter in einem Waldstück. Paolas Gesicht schmerzverzerrt.
    Chaotische Fragmente des Daseins.
    Der Hass.
    Paola.
    Der Hass.
    Radovanarsch.
    Pendejo.
    Der Taxifahrer schaute ihn beunruhigt an. »Soll ich dich nach oben begleiten, mein Freund?«
    Jorge lehnte dankend ab. Bat ihn zu warten.
    Hoch zu Fahdi. Jorge hatte die Schlüssel immer bei sich – musste Zugang zu ihren Lagerräumen, den Redlinetütchen und den Waagen haben, die sie dort verwahrten. Schloss auf. Rief. Keiner zu Hause. Fahdi hatte das bekommen, was er sich gewünscht hatte.
    Zum Kleiderschrank.
    Jorge wusste, wonach er suchte. Fahdi hatte ihm und JW vor einem Monat voller Stolz seine Spielzeuge gezeigt. Er beugte sich hinein.
    Wühlte in der Tiefe.
    Griff nach der Schrotflinte. Klappte sie auf, indem er die Sperre zur Seite drückte. Steckte zwei rote Patronen hinein, die so lang waren wie eine Rolle Drops. Stopfte sich eine Handvoll Patronen in die Vordertasche seiner Jeans. Sie beulte sich aus.
    Steckte das Gewehr unter die Jacke. Verdeckte es. Gut, dass der Lauf abgesägt war.
    Das Taxi wartete unten.
    Der Rausch dröhnte in seinem Kopf.
    Er sog die letzten Milligramm Koks ein, während das Taxi startete. War nicht sicher, ob der Fahrer etwas merkte.
    Sie beschleunigten auf der Autobahn.
    Hallonbergen.
    Auf dem Laubengang blies ihm ein kalter Wind entgegen. Er stieß beinahe einen vor der Tür abgestellten Snowracer um. Offensichtlich waren die Nachbarn des Puffs ganz normale Familien mit Kindern.
    Klingelte.
    Jemand schob die Scheibe vor dem Spion zur Seite. Eine Stimme von drinnen: »Ihr Name?«
    Klang wie die Puffmutter. Jorge hoffte, dass ihr der Zlatko-Idiot nichts von seinem Anruf vor fünfzig Minuten gesagt hatte. Er gab wieder Fahdis Decknamen an. Und sein Codewort. Hatte beides parat.
    Sie schloss auf. Da stand sie, die Puffmutter in ihrem merkwürdigen Dress – dem Jackett mit dem tiefen Rückenausschnitt. Extrem geschminkt. Widerlich.
    Jorge ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Kam direkt zur Sache: »Ich möchte Nadja sehen.«
    Die Puffmutter erstarrte. War hundertprozentig auf der Hut.
    Entgegnete ihm in ihrem miesen Ostblockschwedisch: »Hör zu, sie nicht mehr hier. Wenn du angerufen hundert Millionen Mal – du kannst
piss off.
«
    Ungeahnte Aggressivität. Völlig überzogene Drohung.
    J-Boy war kurz davor auszurasten. Die explosive Koksladung, die sich in seinem Kopf angestaut hatte, prallte in Wellen von innen gegen seine Schädeldecke. Das war das letzte Mal, dass ihn eine Serbin blöd angemacht hatte.
    Machte einen Schritt auf die Monstermatrone zu. »Du verdammte Hure. Entweder du sagst mir, wo ich Nadja

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