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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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waren. Kollegen in Joksos Gewaltmonopol. Jetzt allerdings saß Radovan da und behauptete, dass er »die ganzen Jahre über einen guten Job gemacht« hatte. Was für ein Blödsinn; es war Rado, der unter Jokso einen guten Job gemacht hatte. Es war eklig: Radovan spielte Gott.
    Außerdem: Mrados derzeitiger Anteil reichte nicht aus. Rado ließ ihn nicht genügend teilhaben an seinen Geschäften. Vor allem aber am Gewinn. Als hätte er die gemeinsame Vergangenheit ausgeblendet. Als sei R schon immer der höchste Mann innerhalb der Hierarchie gewesen.
    Im Moment war es allerdings ratsam, zu Kreuze zu kriechen. Konstruktiv zu denken. Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Subtile Stimmungsaufheller.
    »Rado, Patrik ist ein durch und durch anständiger Kerl. Bei meiner Ehre. Auch wenn er manchmal seine Launen hat und ein bisschen zu hitzig ist, aber er singt nicht. Er ist cool. Er weiß, was auf dem Spiel steht. Da mach ich mir keine Sorgen.«
    »Das ist eine gute Neuigkeit. Aber wir können dennoch schlecht dastehen. Patrik ist ein Dummkopf, der Typ braucht ja selbst, um sein eigenes Badezimmer zu finden, eine Landkarte, zum Teufel auch. Mehrere Szenarien sind denkbar. Das erste wäre, dass die Bullen diesen Skinhead zwingen, uns zu entlarven. Und dann werden sie die aufwendigste Voruntersuchung aller Zeiten einleiten und ihre Scheißbeamten in jeden Club ausschwärmen lassen, den wir kontrollieren. Möglicherweise müssen wir die Aktivitäten in einigen Clubs einstellen und uns zurückziehen. Ein anderes Szenario wäre, dass die HA , Göran Boman oder irgendein anderer austicken, weil wir an der Garderobenfront eine zu offensive Strategie gefahren haben. Wir wollen die Situation, die vorherrscht, nicht noch verschlimmern. Wenn das einer weiß, dann du, Mrado. Vier von unseren Jungs sind nach der ersten Runde raus. Ganz zu schweigen davon, was mit dir ist. Ich kenne mich aus mit Krieg. Ich bin, verdammt noch mal, selbst ein Krieger. Du weißt, was das für eine Gratwanderung bedeutet, nach Jokso darf eigentlich keiner König werden. Unter uns gesagt, Mrado – das können sie vergessen. Aber im Moment ist es nicht angebracht, die Dinge ins Wanken zu bringen.«
    »Du hast die Lage treffend analysiert, Rado. Wie immer. Gestatte mir, einige weitere Einschätzungen beizutragen. Möchtest du sie hören?«
    »Absolut. An was dachtest du denn?«
    »Patrik weiß, was Sache ist. Er kennt unsren Kodex. Verräter werden ausgemustert. Er hat gerade erst vor ein paar Tagen miterlebt, wie es einem Idioten im Fitnessstudio ergangen ist, der sich danebenbenommen hat. Und der Typ war nicht gerade ein Hänfling. Skin-Patrik begreift das schon. Und falls er doch singen sollte, wird er nicht länger mit dem Leben davonkommen, als es dauert, die unbewachten Pissoirs im Knast aufzusuchen. Glaub mir, ich kenn viele, denen es in Tidaholm übel ergangen ist. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er singt.«
    Mrado hatte gesprochen. Sprühte nur so vor Energie. Aus der Vogelperspektive. Große Dimensionen. Zukunftsperspektiven. Aussichten. Expansionspläne. Radovan wollte also als König angesehen werden. Er hatte Potential. Zugleich – Mrado wollte ihm seine Vorstellungen von seinem Anteil an der Garderobenbranche unterbreiten.
    »Wir dürfen die Garderoben nicht aufgeben. Seit letztem Jahr, als wir in dieser Branche den Turbogang eingelegt haben, sind im Winterhalbjahr circa dreihunderttausend im Monat und im Sommerhalbjahr knapp einhundertfünfzigtausend im Monat reingekommen. Es handelt sich um gut zwanzig Lokale. Je mehr Lokale wir kontrollieren können, desto mehr gewöhnen wir die Leute daran, dass sie bezahlen müssen. Am Ende kann jeder noch so kleine Pub hier in der Stadt den Leuten in irgendeiner Form eine Gebühr für die Garderobe abknöpfen. Die Krux ist nur, was wir mit dem Schotter machen. Die Garderoben sind perfekt. Wir operieren nur mit Bargeld. Die lahmarschigen Finanzämter haben keine Chance, unsre Einnahmen zu berechnen. Alle Löhne sind schwarz. Und die Lokale selbst deklarieren auch keine Öre davon.«
    Radovan lächelte. Er liebte diese Art von Konversation. Blinzelte. Nahm Zettel und Stift zur Hand. Taschenrechner. Er kannte die Zahlen bereits. Wusste selbst um die Vorteile. Wusste, dass das Bargeld reingewaschen werden musste. Doch Mrado wusste, dass Radovan es genoss, Dinge zu hören, die Radovan schon wusste.
    »Das wird schon klappen, Mrado. Ich stimm dir zu, mit der Geldwäsche haben wir zurzeit ein Problem. Wir

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