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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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gern noch mit dir über die Finanzen in Bezug auf die Garderoben sprechen.«
    Radovan schaute von den mit Ziffern beschriebenen Papieren auf, die vor ihm lagen. »Was meinst du jetzt?«
    »Das mit Patrik hab ich vielleicht nicht gerade gut gemanagt. Aber ich steh dazu, und ich mach ansonsten einen guten Job. Wir sind ja gerade die Zahlen durchgegangen. Die Tendenz ist durchgehend steigend. Wie hoch ist eigentlich mein Anteil an dem Ganzen?«
    Stille.
    Mrado machte einen Versuch: »Hast du meine Frage gehört?«
    Betonwand.
    »Mrado, lass mich dir eins klarmachen. Du erstellst hier nicht die Regeln. Mit welch verdammt guten Geschäftsideen du auch kommen magst, es sind immer noch meine. Wie gut das Business auch ist, das du betreibst, schlussendlich sind es meine Gelder, die du da verwaltest. Wir werden eine Diskussion über deinen Anteil des Kuchens führen, wenn ich es für richtig halte. Lass uns nicht den Abend mit so etwas verderben. Ich vergesse einfach, was du mich gerade gefragt hast. Okay?«
    Mrado saß stumm da. Wie konnte er nur so einer Fehleinschätzung unterliegen? Verdammt, was war er ihm in den Arsch gekrochen, nur um die Frage nach seinem Anteil stellen zu können. Ein anderer Gedanke nahm in seinem Kopf Form an: Eines Tages würde hier jemand anderes das Regiment führen.
    Es wurde acht Uhr. Sie zogen ins Speisezimmer um. Radovans Frau kam nach Hause. Unterhielt sich eine halbe Stunde lang mit Radovan und Mrado. Sie war recht zierlich. In Mrados Augen war sie die attraktivste Serbin, die er je gesehen hatte.
    Sie aß gemeinsam mit ihrer Tochter in der Küche.
    Radovan verhielt sich untadelig. Als ob Mrados Frage nie im Raum gestanden hätte.
    Die Stimmung nahm wieder normale Dimensionen an.
    Sie entkorkten einen Burgunder von 1994 . Radovan probierte ihn. »Ich nehme an, dass du es bereits weißt, aber Jorge Salinas Barrio ist ausgebrochen.«
    »Ich hab es von Ratko gehört. Ich glaub, im Expressen stand letzte Woche ein Artikel darüber. Sie schreiben nicht besonders viel, aber er ist offensichtlich über die Mauer abgehauen. Astreiner Job.«
    »Es ist nicht gut, dass er draußen ist. Wir haben ihm schließlich den Prozess an den Hals gehängt. Gut möglich, dass er ziemlich viel Informationen über unsere Koksgeschäfte in der Hinterhand hat. Soweit ich es verstehe, ist er ziemlich sauer auf uns, und zudem ist seine Lage im Moment recht übel. Auf der Flucht, ohne besonders viele Freunde. Es wäre ihm zuzutrauen, dass er einen dummen Fehler begeht. Ich weiß, ehrlich gesagt nicht, wie viel er weiß. Weißt du es?«
    »Eigentlich nicht. Aber ich versteh, was du meinst. Was sollen wir tun?«
    »Erst einmal nichts. Aber wenn er einen Versuch unternimmt, müssen wir ihn stoppen. Ihm klar zu verstehen geben, wer das Sagen hat. Hart durchgreifen. Oder wie siehst du das, Mrado, so, wie wir mit aufmüpfigen Gangmitgliedern umgehen?«
    Mrado starrte in sein Weinglas. Sollte die letzte Äußerung etwa ein Wink mit dem Zaunpfahl sein – nämlich wie Rado mit ihm selbst umzugehen gedachte, wenn er weiterhin Ansprüche stellte? Egal: Diesem Jorge-Typ müsste man eigentlich schon jetzt die Leviten lesen. Der Latino stellte eine Gefahr für die Jugos dar.
    Aber Mrado hatte andere Dinge um die Ohren. Musste die Sache mit den Garderoben nach dem Fiasko im Kvarnen bereinigen, einen Strohmann finden, um die Geldwäscheunternehmen aufzubauen, musste um seine Tochter kämpfen. Der Latino musste warten.
    Außerdem: nicht gerade der angemessene Zeitpunkt, der Order Radovans zuvorzukommen. Die Stimmung war bereits schlecht.
    Er würde auf grünes Licht warten, bevor er sich über diesen Satansbraten von Jorge hermachte.
    Und die schlechte Stimmung – darüber musste er in Ruhe nachdenken.

10
    Jorge The Man, König der Gauner, trickste die Bullen komplett aus. Sie konnten das gesamte Gebiet durchforsten. Aber, vergiss es – sie würden keinen Jorge-Boy finden.
    Er war draußen. Er war frei. Er war der ausgebuffteste Gangster in der ganzen Stadt.
    Er dachte daran, was das für Wellen schlagen würde. Der Mann, der schneller als Ben Johnson sprintete. Der Mann, der die Aufseher mit seiner Gerissenheit total gelinkt hatte. Der Mann, der mit Hilfe von ein paar Laken und einem Wurfhaken, gebastelt aus einem Basketballkorb, aus Österåker geflohen war.
Slam dunk.
Er dankte dem Staat für die Verpflegung und sagte tschüs.
    Der Mann. Der Mythos. Die Legende.
    Und die Cops hatten keinen blassen Schimmer.
    Jorge hatte die

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