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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Wissen. Ich bin nicht ganz sicher, ob er tatsächlich genügend Informationen besitzt, um uns zu schaden, aber er stellt ein Risiko dar. Unser Trumpf ist, dass wir ihn geradewegs zurück ins Gefängnis schicken können, ohne über Los zu gehen. Der Nachteil daran ist allerdings, dass er die Hoffnung verlieren könnte, wenn wir ihn wieder reinwandern lassen. Wenn er nichts mehr hat, wofür er leben kann, außer in Kumla seinen Bizeps zu trainieren, wird er uns verpfeifen. Das garantier ich dir beim Großreich Schweden.«
    »Verzeihung Radovan, aber warum knallen wir ihn nicht einfach ab?«
    »Das ist nicht unser Stil. Zu gefährlich. Du hast ja gehört, was er gesagt hat. Irgendwas wird durchsickern. Wir wissen ja nicht, wem er es noch gesteckt hat. Jorge Salinas Barrio ist nicht dumm. Wenn wir ihm das Maul stopfen, versprech’ ich dir, dass er dafür gesorgt hat, dass all die Informationen, von denen wir nicht wollen, dass sie ans Tageslicht kommen, in irgendeiner beschissenen Art und Weise an die Oberfläche dringen. Wahrscheinlich hat er sie schon jemandem zugespielt, der mit allem herausrückt, wenn ihm etwas passiert. Aber wie du weißt, ist er in der Lage, alles Mögliche zu erfinden. Er könnte irgendwelche Unterlagen über unsere Geschäfte in einem Schließfach deponiert haben. Wenn er abkratzt, kommt keiner, der Zehnkronenstücke nachwirft – das Fach wird geöffnet – und irgendjemand findet alle Papiere, die er dort reingelegt hat, inklusive detaillierter Beschreibungen unserer Aktivitäten. Oder er hat eine Mail verfasst, die an einem bestimmten Datum automatisch an die Bullen geschickt wird, falls er es nicht verhindert. Du weißt sicher, worauf ich hinauswill – wir können ihn nicht einfach umlegen. Dafür ist er zu smart. Aber es gibt andere Wege. Klassische Methoden, du weißt schon, Mrado. Du findest ihn oder nimmst auf andere Weise Kontakt mit ihm auf. Ziehst dein Ding durch. Erklärst ihm, dass er es vergessen kann, Radovan mit seinen stümperhaften Erpressungsmethoden Angst einzujagen. Und dann, wenn du sicher bist, dass er verstanden hat, von wem die Grüße kommen, stampfst du ihn zu Brei. Hast du jemals jemanden in den Bauch gestoßen?«
    »Ja, Bajonett, Srebrenica 1995 .«
    »Dann weißt du ja, wie stark es blutet; ein Bajonett erledigt jeden. Dabei werden derart viele Weichteile getroffen und extrem viel Gewebe verletzt. Die angemessene Methode für Jorge – mach ihn auf diese Weise fertig – kurz und bündig. Wie mit einem Messerstich.«
    »Verstanden. Hab ich eine Carte blanche?«
    »Ja und nein. Er darf nicht ins Gras beißen. Kein Messer, das war nur bildlich gesprochen. Du musst ihn sozusagen mit harten Samthandschuhen anfassen.«
    Radovan lachte über seinen eigenen Witz.
    »Ich verstehe. Weißt du zufällig auch, wo man ihn finden kann?«
    »Eigentlich nicht. Aber er kommt aus der Gegend von Sollentuna. Frag Ratko oder Ratkos Bruder, sie sind von dort. Eine Sache noch. Du darfst das Chilenenschwein nicht so übel zurichten, dass der Kerl ins Krankenhaus muss. Denn dann wird er wieder eingebuchtet, und besagtes Risiko tritt ein. Im Knast, ohne jede Hoffnung, wird er auf alle scheißen. Und uns hochgehen lassen.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen. Keinen einzigen Knochen werd ich dieser Fotze brechen. Und doch wird er sich wünschen, besser in der Fotze seiner Mutter steckengeblieben zu sein.«
    Mrados Derbheit – Radovan musste lächeln. Schwenkte den Whisky in seinem Glas. Nahm einen Schluck. Lehnte sich im Sessel zurück. Mrado voller Tatendrang. Wollte raus auf die Straße. Weg von Radovan. Ins Studio. Mit den Jungs reden. Nach Anhaltspunkten suchen. Das Rätsel knacken. Jorge fertigmachen.
    Sie wechselten das Thema: Pferde und Autos. Ließen die Geschäfte hinter sich. Nichts über Mrados Forderung vom letzten Mal nach einer höheren Beteiligung an den Garderoben. Nach fünfzehn Minuten entschuldigte sich Radovan. »Ich muss noch ein paar Dinge erledigen. Und Mrado, im Hinblick auf das Fiasko im Kvarnen – ich will Jorge möglichst schon gestern haben.«
     
    Mrado betrat das Fitnessstudio. Wechselte ein paar Worte mit den Jungs an der Rezeption. Unterbrach ihre Diskussion über aktuelle Neuerungen in der Muskelmedizin. Stellte Fragen. Ob sie jemanden kannten, der in Österåker eingesessen hatte. Ob sie von der reibungslosen Flucht vor sechs Wochen gehört hätten.
    Einer von ihnen meinte: »Du scheinst ja reges Interesse daran zu haben. Bist du etwa auf dem Weg

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