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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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riskierte also Herr R persönlich, ans Messer geliefert zu werden.
Gospodin Bog
– dabei müsste eigentlich das Ausländerschwein ans Messer geliefert werden.
    Dieser Schwanzlutscher. Mrado würde ihn aufsuchen, fesseln und in Fetzen reißen. Ihn auffressen. Ausscheißen. Auffressen. Wieder ausscheißen.
    Direkt nach dem Telefonat mit dem Chilenen hatte Mrado Radovan angerufen. Radovans Stimme war ruhiger als Mrados. Aber Mrado ahnte die Anspannung unter der Oberfläche: Radovan war noch wütender als er selbst.
    Jorge, halt dich bereit für die Rache der Jugos.
    Das Positive an der Provokation des Latinos: Das Ereignis lenkte von Radovans Ärger auf Mrado ab. Das letzte Mal, als sie sich sahen, hatte die Stimmung den niedrigsten Pegelstand überhaupt erreicht. Radovan war zu weit gegangen.
    Nach zwanzig Minuten kam er in Näsbypark an. Villenviertel. Das gefällige Scheißparadies der Protzer. Er stieg aus dem Wagen und zündete sich eine Zigarette an. Hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger – slawischer Stil. Nahm einen tiefen Zug. Musste seine Wut vor dem Treffen mit dem Allmächtigen dämpfen. Hustete geräuschvoll. Musste an Radovans Gemäldesammlung denken. Gesamtwert? Unbezahlbar.
    Er drückte die Kippe aus. Ging zum Haus hoch.
    Klingelte.
     
    Stefanovic öffnete. Er sagte nichts, geleitete Mrado geradewegs in die Bibliothek. Radovan saß im selben Sessel wie beim letzten Mal. Das Leder der Armlehnen verschlissen und weißlich verfärbt. Auf dem Teetisch stand eine Flasche Whisky, sechzehnjähriger Lagavulin.
    »Mrado, setz dich. Gut, dass du mich gleich angerufen hast. Wir hätten die Sache zwar auch am Telefon besprechen können, aber ich wollte dir in die Augen schauen, damit ich sichergehen kann, dass du nicht allzu verärgert bist. Du musst es ruhig angehen lassen. Wir müssen es ruhig angehen lassen. Die Geschichte hier Schritt für Schritt lösen. Das ist keine Riesensache, vor ihm hat es schon so mancher versucht. Der einzige Unterschied in diesem Fall ist, dass er möglicherweise tatsächlich etwas weiß. Erzähl mir, was er gesagt hat. Von Anfang an und mit allen Details, bitte.«
    Mrado erzählte. Versuchte sich kurz zu fassen, ohne das Wichtigste auszulassen – die Dreistigkeit des Chilenen.
    »Jorge Salinas Barrio ist auf der Flucht. Über diese Geschichte weißt du mehr als ich, denn du hast mich ja selber darüber informiert. Nach dem, was ich gehört habe, ist der Bursche für die Leute in Österåker ein Held. Selbst die schweren Jungs in Kumla und Hall bewundern seinen Stil und seine Tricks. Hat sich weggezaubert wie ein verdammter Joe Labero. Ich hätt ihn mir doch besser gleich zur Brust nehmen sollen. Verdammt auch.«
    »Joe Labero, der Magier, der Vergleich gefällt mir. Aber sag nicht, dass du ihn dir gleich hättest schnappen sollen. Wir wissen nicht, was dann geschehen wäre. Erzähl lieber weiter.«
    Mrado berichtete von dem Telefonat mit Jorge. Dass Jorge höchstwahrscheinlich von einer Telefonzelle aus angerufen hatte, dass er gestresst klang, dass er einen Pass und hundert Riesen haben wollte und dass er davon gesprochen hatte, eine Menge Anschuldigungen an die Öffentlichkeit kommen zu lassen, falls er einem Unfall zum Opfer fiele.
    Radovan saß schweigend da. Schenkte Mrado und sich Lagavulin nach. Nippte an seinem Glas.
    »Er weiß sicher viel über uns. Aber nicht
so
viel, dass ich schon beim kleinsten Wink nach seiner Pfeife tanzen würde. Das hier ist seine große Chance, mich dazu zu bringen, ihm zu helfen. Selbstverständlich könnte ich ihm einen neuen Pass besorgen. Ein Bündel Geldscheine. Ein neues Leben in irgendeinem warmen Land. Die Krux ist nur, dass er mich missverstanden hat. Keiner zwingt mich zu so etwas. Und außerdem, wer sagt, dass er sich damit zufriedengibt? Du weißt ja, wie die verflixten Kroaten in unserer Heimat waren. Sie gaben sich nicht mit neunundneunzig Prozent der Küste zufrieden, nein, sie wollten alles haben. Dieser Typ hier ist genauso. Besorg ich ihm an einem Tag eine neue Identität, kommt er am nächsten und will Geld. Oder ein Flugticket ins Ausland. Oder was zum Teufel auch immer – Teile von Radovans Imperium.«
    Mrado lachte. Rado: der Gangsterkönig, der von sich selbst in der dritten Person sprach. Mrado entspannte sich. Bessere Stimmung als beim letzten Mal, als er hier gewesen war. Spürte, wie der Whisky seinen Körper wärmte. Die Schultern lockerte. Dem Magen schmeichelte.
    »Sein Trumpf ist sein Wissen oder mögliches

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