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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Gunn sich bestimmt gewundert hatte, warum am darauffolgenden Tag alle im Takt niesen mussten.
    Während des Telefonats schoss JW ständig dieselbe Frage durch den Kopf: Aus welchem Grund nur ruft ausgerechnet Jetset-Carl bei mir an?
    Die Erklärung folgte prompt: »Ich hab am kommenden Wochenende Geburtstag und wollte am Freitag ’ne große Sause bei mir zu Hause machen. Könntest du vielleicht für ’n bisschen Spaß sorgen?«
    JW war an den Jargon und die Umschreibungen gewöhnt. Und dennoch – es dauerte eine Sekunde, bevor er kapierte. »Du meinst K? Selbstverständlich. Wie viel brauchst du?«
    »Hundertfünfzig Gramm.«
    JW verschlug es fast die Sprache.
    Jesus.
    Er bemühte sich, möglichst unbeteiligt zu klingen: »Das ist recht viel, aber ich glaub, das müsste klappen. Muss mich allerdings erst vergewissern, ob die Menge okay ist.«
    »Ich will dich nicht drängen, aber ich muss es ziemlich bald wissen. Ich ruf dich in ’ner Stunde wieder an. Wenn du es dann noch nicht weißt, frag ich jemand anderen. Wie ist übrigens dein Preis?«
    JW überschlug das Ganze in Sekundenschnelle im Kopf. Schwindelerregend – vorausgesetzt, er würde die Menge überhaupt bekommen. Vielleicht würde er den Einkaufspreis auf fünfhundert drücken können. Dann könnte er mindestens Tausend von Carl nehmen. Sein eigener Gewinn: mindestens Fünfundsiebzigtausend.
    Jesus Christ Superstar.
    »Ich werde mein Allerbestes tun, Calle. Ich ruf dich an, sobald ich es weiß.«
    Jetset-Carl bedankte sich. Er klang gutgelaunt.
    Sie beendeten das Gespräch.
    JW saß im Bett – mit der stärksten Erektion in ganz Nordeuropa.
    ***
    Dagens Nyheter
    Oktober
     
    Polizei leitet Großeinsatz ein
    Mindestens 50 Personen aus der kriminellen Szene sollen dingfest gemacht werden.
     
    Die Polizei in Stockholm leitete heute Nacht einen Großeinsatz gegen die organisierte Kriminalität ein. Die Zielsetzung lautet, mindestens 50 von 150 ausgewählten Personen aus dem kriminellen Milieu dingfest zu machen sowie Jugendliche abzuschrecken und zu warnen.
    Der Einsatz, intern Nova genannt, hätte eigentlich schon vor einem halben Jahr erfolgen sollen. Allerdings mussten die geplanten Aktionen verschoben werden, da eine Anzahl anderer wichtiger Ermittlungen die polizeilichen Ressourcen in Anspruch nahmen.
    Heute Nacht nun fand der erste Einsatz statt. Eine Hundertschaft von Einsatzkräften der Kriminalpolizei Stockholm, Bediensteten der Ordnungsbehörde und Ermittlern des Fachkommissariats für Bandenkriminalität sowie Sondereinheiten der Polizei führten eine Reihe von Zugriffen an verschiedenen markanten Plätzen Stockholms und in den Vororten durch. Das Resultat des Einsatzes ist noch nicht bekannt, bisher hat die Kriminalpolizei zu den Anfragen von Dagens Nyheter noch keinen Kommentar abgegeben.
    Die Einsatzleitung erhofft sich, mittels Nova die Netzwerke der Berufskriminellen zu bekämpfen, die unter anderem für schwere Gewaltverbrechen, Schutzgelderpressung, Drogenhandel, Förderung der Prostitution und Zigarettenschmuggel verantwortlich sind. Bei Untersuchungen im Vorfeld des Projekts wurde festgestellt, dass die Zahl der Gewaltverbrechen in der Region Stockholm zunimmt und dass im Milieu vermehrt Schusswaffen eingesetzt werden.
    Die Strategie besteht in erster Linie darin, Zugriff auf die Anführer des Netzwerkes zu erhalten. Vor dem Einsatz sind 150 polizeibekannte, mutmaßliche Kriminelle in der gesamten Region als besonders beachtenswerte Schlüsselfiguren ausgewählt worden. Die Zielsetzung besteht darin, mindestens 50 von ihnen in ihren Aktivitäten zu behindern oder sie gegebenenfalls zu verurteilen. Keine der betreffenden Personen verbüßt zu diesem Zeitpunkt eine Strafe oder steht unter Anklage für eine Straftat, die mit mehr als zwei Jahren Freiheitsstrafe geahndet wird.
    Das Ziel soll spätestens in zwei Jahren erreicht sein.

15
    Auf dem Weg zu Radovan. Aus der Stereoanlage serbische Musik: Zdravko Colic. Mrado kochte innerlich – Jorge, dieser Idiot, war aufmüpfig geworden. Hatte Radovan gedroht. Indirekt auch Mrado gedroht. Hatte versucht, sie zu erpressen. Versucht, den Smarten raushängen zu lassen. Versucht, mit dem Feuer zu spielen.
    Jorge wusste einiges über den Handel mit Kokain. Kannte sich aus mit Aufbewahrungsorten, Importrouten, Schmuggelmethoden, Dealern, Kunden, Lagerbeständen, Streckmitteln und ihrer Konzentration. Aber das Wichtigste: Der Kanake wusste, wer die Fäden im Hintergrund zog. Möglicherweise

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